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Der zweite Hauptsatz der Wa¨rmetheorie 104
zugesetzten Wassers. Der Betrag der Abnahme der freien Energie, oder die
von der
”
Anziehungskraft der Lo¨sung auf das Wasser“ beim Verdu¨nnen
geleistete Arbeit, kann gemessen werden, indem man den Verdu¨nnungsprozeß
auf irgend einem reversibeln isothermen Wege vollzieht, wobei dann nach
Gleichung (72) dieser Arbeitsbetrag wirklich als a¨ußere Arbeit gewonnen
wird. Ein solcher reversibler U¨bergang ist z.B. folgender: Man lasse das
zuzusetzende Wasser zuna¨chst bei konstanter Temperatur unter dem Druck
seines gesa¨ttigten Dampfes unendlich langsam verdampfen. Wenn alles in
Dampf verwandelt ist, lasse man den Dampf sich isotherm und umkehrbar
weiter ausdehnen, so lange, bis die Dichte des Dampfes derjenigen gleich
ist, welche gesa¨ttigter Wasserdampf bei der betreffenden Temperatur in
Beru¨hrung mit der Lo¨sung besitzt. Nun bringe man den Dampf mit der
Lo¨sung in dauernde Beru¨hrung; das Gleichgewicht wird dadurch nicht
gesto¨rt. Schließlich kondensiere man durch unendlich langsame isotherme
Kompression den unmittelbar u¨ber der Lo¨sung befindlichen Wasserdampf
vollsta¨ndig; er verteilt sich dann gleichma¨ßig durch die ganze Lo¨sung.
Dieser isotherme Prozeß besteht aus lauter Gleichgewichtszusta¨nden, er ist
also reversibel, und die durch ihn gewonnene a¨ußere Arbeit repra¨sentiert
daher zugleich die bei direkter Mischung eingetretene Abnahme der freien
Energie: F1−F2. Eine jede andere Methode der isothermen reversibeln
U¨berfu¨hrung von Wasser in die Lo¨sung muß natu¨rlich den na¨mlichen Wert
dieser Differenz liefern. Daher kann man z.B. die elektromotorische Kraft
einer galvanischen Konzentrationskette aus dem Dampfdruck der Lo¨sung
berechnen (Helmholtz).
Nehmen wir als weiteres Beispiel ein Knallgasgemenge, das durch einen
elektrischen Funken zur Explosion gebracht wird. Der Funken spielt hier
nur eine sekunda¨re Rolle, als auslo¨sende Wirkung, da seine Energie gegen
die u¨brigen zum Umsatz gelangenden Energiemengen nicht in Betracht
kommt. Die Arbeit der chemischen Verwandtschaftskra¨fte, welche sich in
diesem Prozeß beta¨tigt, wird gemessen durch diejenige Arbeit, die man
durch die chemische Vereinigung von Wasserstoff und Sauerstoff gewinnen
ko¨nnte, wenn dieselbe auf irgend einem reversibeln Wege vorgenommen
wu¨rde. Durch Division dieser Arbeit durch die Zahl der oxydierten
Wasserstoffmoleku¨le erha¨lt man ein Maß fu¨r die Gro¨ße der Kraft, mit
welcher ein Wasserstoffmoleku¨l sich zu oxydieren strebt. Doch hat diese
Definition der chemischen Kraft zuna¨chst nur insofern Bedeutung, als sie
eben mit jener Arbeit zusammenha¨ngt.
§ 144. In dem Ausdruck (71) der freien Energie u¨berwiegen bei
chemischen Vorga¨ngen die A¨nderungen des ersten Gliedes: U oft bei weitem
die des zweiten Gliedes: TS. Deshalb kann man ha¨ufig statt der Abnahme
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253