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Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszusta¨nde 148
den Fundamentaldruck der Substanz nennen. Die Fundamentaltemperatur
ist nach den Gleichungen (120) durch die Bedingung charakterisiert, daß fu¨r
sie der Druck des u¨ber der Flu¨ssigkeit gesa¨ttigten Dampfes gleich ist dem
Schmelzdruck. Dann folgt mit Notwendigkeit durch Addition der beiden
letzten Gleichungen, daß jener Druck auch gleich dem Sublimationsdruck
ist, bei welchem die feste Substanz mit der gasfo¨rmigen in Beru¨hrung ist.
Sind die Fundamentalwerte gefunden, so berechnen sich aus den a¨ußeren
Bedingungen im §166
(121)
M1 +M2 +M3 =M
M1v1 +M2v2 +M3v3 =V
M1u1 +M2u2 +M3u3 =U
die Massen M1, M2, M3 der in den verschiedenen Aggregatzusta¨nden
befindlichen Teile des Systems in eindeutiger Weise. Doch hat diese Lo¨sung
nur dann einen physikalischen Sinn, wenn die Werte von M1, M2, M3
sa¨mtlich positiv ausfallen.
§ 187. Bestimmen wir z.B. den Fundamentalzustand des Wassers.
Da fu¨r 0◦C. der Druck des u¨ber flu¨ssigem Wasser gesa¨ttigten Dampfes
4,58mm, der Schmelzdruck des Eises aber 760mm betra¨gt, so ist 0◦ nicht die
Fundamentaltemperatur des Wassers. Nun nimmt aber der Schmelzdruck des
Eises mit steigender Temperatur ab, wa¨hrend der Druck des u¨ber flu¨ssigem
Wasser gesa¨ttigten Dampfes wa¨chst; folglich wird fu¨r eine etwas ho¨here
Temperatur als 0◦ ein Zusammenfallen jener beiden Drucke eintreten. Nach
der Gleichung (114) steigt die Schmelztemperatur des Eises bei Erniedrigung
des Druckes von 760mm bis 4,58mm um nahezu 0,0075◦. Die Temperatur
0,0075◦C. ist also sehr angena¨hert die Fundamentaltemperatur des Wassers,
da fu¨r sie der Druck des u¨ber flu¨ssigem Wasser gesa¨ttigten Dampfes nahe
zusammenfa¨llt mit dem Schmelzdruck des Eises, und infolgedessen auch mit
dem Druck des u¨ber Eis gesa¨ttigten Dampfes. Daraus ergeben sich dann
auch die Werte fu¨r das spezifische Volumen von Wasser im gasfo¨rmigen,
flu¨ssigen und festen Fundamentalzustand:
v1 = 206000, v2 = 1,00, v3 = 1,09.
Fu¨randereTemperaturenalsdieFundamentaltemperaturfallenVerdampfungs-,
Schmelz- und Sublimationsdruck alle verschieden aus.
§ 188. U¨berblicken wir nun noch einmal die inneren Gleichgewichts-
bedingungen (101) fu¨r die drei Kombinationen je zweier sich beru¨hrender
Aggregatzusta¨nde einer gegebenen Substanz im Zusammenhang. Fu¨r jede
dieser Kombinationen ist sowohl der Druck p als auch die spezifischen
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253