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Gasfo¨rmiges System 211
Da die im ganzen System vorhandene Anzahl der Wasserstoffatome (n1+2n2)
und ebenso die der Jodatome (n1 +2n3) als bekannt vorausgesetzt werden
muß, so genu¨gt diese eine Gleichung, um bei gegebener Temperatur alle
drei Gro¨ßen n1, n2 und n3 zu bestimmen. Der Druck hat hier gar keinen
Einfluß auf das Gleichgewicht, was namentlich durch die neueren Messungen
von M. Bodenstein besta¨tigt worden ist.
Zur Berechnung der Konstanten A, B und C ko¨nnen die Messungen
des Dissoziationsgrades bei drei verschiedenen Temperaturen dienen. Dann
ist der Gleichgewichtszustand in irgend einer Mischung von Jodwasserstoff,
Wasserstoff und Joddampf, auch wenn Wasserstoff und Jod nicht in
a¨quivalenten Mengen zugegen sind, fu¨r jede Temperatur nach (207)
numerisch bestimmt. Nach (205) ist dann auch die Dissoziationswa¨rme
bei der Zersetzung von zwei Moleku¨len Jodwasserstoff in je ein Moleku¨l
Wasserstoff und Joddampf fu¨r jede Temperatur unmittelbar anzugeben.
§ 246. Dissoziation von Joddampf. Bei ho¨heren Temperaturen
zersetzt sich Joddampf merklich, und man erha¨lt hierfu¨r folgendes aus zwei
Moleku¨larten bestehendes System:
n1 J2, n2 J.
Die Konzentrationen sind:
c1 = n1
n1 +n2 , c2 = n2
n1 +n2 .
Die chemische Umwandlung besteht in der Spaltung eines Moleku¨ls J2 in
zwei Moleku¨le J, also:
ν1 =−1, ν2 = 2, ν=ν1 +ν2 = 1,
und im Gleichgewichtszustand ist nach (204)
(208) c−11 c
2
2 = n22
n1(n1 +n2) =A′e− B′
T TC ′
p .
§ 247. Stufenweise Dissoziation. Da nach der Gleichung (208) auch
fu¨r tiefere Temperaturen die Konzentration der einatomigen Jodmoleku¨le
niemals Null wird, sondern stets einen endlichen, wenn auch kleinen Wert
beha¨lt, so muß man, genauer genommen, die Zersetzbarkeit des Joddampfes
auch schon in dem §245 behandelten Falle, bei der Dissoziation des
Jodwasserstoffgases, beru¨cksichtigen. Praktisch wird dies zwar keinen Einfluß
haben, doch sei hier wegen des prinzipiellen Interesses die theoretisch
strengere Lo¨sung der Aufgabe auch noch durchgefu¨hrt.
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253