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Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszusta¨nde 242
Diese Beziehung tritt an die Stelle der fru¨heren Gleichung (230) und liefert
fu¨r die Gefrierpunktsa¨nderung an Stelle des einfachen van’t Hoffschen
Gesetzes (231) den Ausdruck:
(238e) T−T0 = 2c (
1− 1
6 β
RT 3
√
c
)
·RT 2
r
in U¨bereinstimmung mit den Ergebnissen der bisherigen Messungen.1
Die Verallgemeinerung der entwickelten Theorie auf teilweise dissoziierte
Elektrolyte liegt auf der Hand und zeigt uns die vollkommene Analogie
mit der Theorie der gewo¨hnlichen Zustandsgleichung eines Gases. Ebenso
na¨mlich wie die Abweichungen in dem Verhalten eines Gases von den
Gesetzen idealer Gase auf zwei ga¨nzlich verschiedene Ursachen: auf chemische
Wirkungen(Dissoziation)oderaufphysikalischeWirkungen(Anziehungskra¨fte
zwischen den unvera¨nderlichen Moleku¨len) zuru¨ckgefu¨hrt werden ko¨nnen
(§43), genau so kann auch die Vera¨nderlichkeit, welche der Quotient der
Gefrierpunktserniedrigung durch die Konzentration der gelo¨sten Moleku¨le bei
fortschreitender Verdu¨nnung zeigt, bedingt sein entweder durch chemische
Vera¨nderungen oder durch physikalische Wechselwirkungen zwischen den
gelo¨sten Moleku¨len. Je nachdem die eine oder die andere Ursache oder
beide zugleich wirksam sind, erha¨lt man fu¨r den Einfluß der fortschreitenden
Verdu¨nnung das Ostwaldsche, das Ghoshsche, oder ein allgemeineres, die
beiden genannten als spezielle Fa¨lle enthaltendes Verdu¨nnungsgesetz.
§ 274. Jede der beiden Phasen entha¨lt beide Bestandteile
in merklicher Menge. Der wichtigste hierhergeho¨rige Fall ist der der
Verdampfung einer flu¨ssigen Lo¨sung, in welcher nicht nur das Lo¨sungsmittel,
sondern auch der gelo¨ste Stoff flu¨chtig ist. Da die Anwendbarkeit der
allgemeinen Gleichgewichtsbedingung (218) auf eine Mischung idealer Gase
nicht davon abha¨ngt, ob die Mischung als eine verdu¨nnte Lo¨sung angesehen
werden kann, so gilt jene Gleichung hier in entsprechender Anna¨herung
ohne Ru¨cksicht auf die Zusammensetzung des Dampfes, wa¨hrend dagegen
die Flu¨ssigkeit als verdu¨nnte Lo¨sung angenommen werden muß.
Im allgemeinen erha¨lt man nach (216) als Symbol des Systems:
n0m0, n1m1, n2m2, .. . |n′0m′0, n′1m′1, n′2m′2, .. . ,
wobei wie bisher die Ziffer 0 sich auf das Lo¨sungsmittel, die Ziffern
1, 2, 3,...sich auf die verschiedenen Moleku¨larten der gelo¨sten Stoffe
1Vgl. Noyes und Falk, J. Amer. Chem. Soc. 32, p. 101, 1910; J. Ch. Ghosh,
Trans. Chem. Soc. 113, p. 707, 790, 1918.
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253