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Volkskultur#

Um die Wende zum 20. Jahrhundert zur Abgrenzung von der "Hochkultur" entstandener Begriff zur Bezeichnung einer regional verankerten, sozial vor allem an die Mittel- und Unterschicht gebundenen, vorindustriellen, vorwiegend bäuerlichen und handwerklichen Kulturform, die besonders in der symbolgeladenen Festtagskultur ihren Ausdruck findet: vielfältige Formen ursprünglich barocker Frömmigkeit und Wallfahrt, landschaftsgebundene Trachten, regionale Hofformen, der spezifische Gebrauch bestimmter Nahrungsmittel, überliefertes Wissen aus der Volksmedizin, weiters künstlerische Richtungen (Volkskunst, Bauernmöbel, Hinterglasmalerei), mündlich tradierte Kommunikations- und Geselligkeitsformen (Märchen, Sagen, Volksmusik, Volkslied, Volkstanz) sowie Bräuche, die im Leben und im Jahreslauf ihren Platz haben.

Früher wurden germanische Ursprünge angenommen, neuere Studien zeigten den starken Einfluss von Kirchen und Klöstern des Barock sowie die Bedeutung obrigkeitlicher Reglementierung (Kleider- und Bauordnung). Weiters führten der Buchdruck, der Vertrieb von Druckwerken und städtische Vorbilder zu Neuerungen in der ländlichen Volkskultur (zum Beispiel Christbaum), seit dem 19. Jahrhundert beeinflusst der Fremdenverkehr die Volkskultur. Die bürgerliche Ansicht, das städtisch-industrielle Leben führe zum Untergang der Volkskultur, brachte ab der Wende zum 20. Jahrhundert eine verstärkte Pflege der Volkskultur, die Volkskunde entstand. Heute versteht man Volkskultur auch als Teil der städtischen Alltagskultur.

Die Förderung der Volkskultur ist in Österreich Angelegenheit der Bundesländer. Auf nationaler Ebene werden die Anliegen der organisierten Volkskultur von dem 1984 gegründeten "Forum Volkskultur" vertreten, das 9 Bundesverbände zusammenfasst: Bund der Österreichischen Trachten- und Heimatverbände, Bundesarbeitsgemeinschaft "Österreichischer Volkstanz", Österreichischer Arbeiter-Sängerbund, Österreichischer Blasmusikverband, Österreichischer Bundesverband für Schulspiel, Jugendspiel und Amateurtheater, Österreichischer Sängerbund, Österreichisches Volksliedwerk, Verband der Arbeiter-Musikvereine Österreichs, Verband Österreichischer Bildungswerke. In den Bundesländern ersetzen Volkskulturinstitutionen zunehmend die traditionelle Heimatpflege: in Oberösterreich wurde 1991 ein "Institut für Volkskultur", in Salzburg 1993 ein "Referat Salzburger Volkskultur", in Tirol mit Unterstützung des Landes 1993 ein "Institut für Volkskultur und Kulturentwicklung" gegründet. Daneben existieren mehrere Initiativen auch in den Städten. In Niederösterreich setzt die gemeinnützige "Kultur.Region.Niederösterreich GmbH" zahlreiche Initiativen zur Kulturvermittlung in vielen Lebensbereichen. Dazu zählen das Weinviertler Museumsdorf Niedersulz, die Musikkultur Niederösterreich (u.a. mit Musikschulmanagement und Chorszene NÖ) und die "Volkskultur Niederösterreich GmbH" (mit Tochtergesellschaft Veranstaltungs-GmbH)

Weiterführendes#

Literatur#

  • R. Johler, Die "Wiederkehr der Volkskultur" - eine Zwischenbilanz, in: W. Deutsch und M. Walcher, Sommerakademie Volkskultur 1993, 1994
  • Jahresbericht Kultur.Region.Niederösterreich, 2008