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vom 21.04.2022, aktuelle Version,

Kamptalbahn

Kamptalbahn
Hadersdorf am Kamp–Sigmundsherberg
Triebwagen bei Buchberg am Kamp.
Triebwagen bei Buchberg am Kamp.
Strecke der Kamptalbahn
Streckenkarte der Kamptalbahn.
Streckennummer: 174 01
Kursbuchstrecke (ÖBB): 820
Streckenlänge: 43,8 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse: D4
Maximale Neigung: 21 
Minimaler Radius: 181 m
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Kremser Ast der FJ-Bahn von Krems an der Donau
0,000 Hadersdorf am Kamp 203 m ü. A.
Kremser Ast der FJ-Bahn nach Absdorf-Hippersdorf
2,101 Gobelsburg 206 m ü. A.
4,180 Langenlois 217 m ü. A.
5,875 Zöbing 213 m ü. A.
8,776 Schönberg am Kamp 219 m ü. A.
11,516 Kamp
11,920 Stiefern 227 m ü. A.
13,504 Altenhof 227 m ü. A.
16,000 Kamp
16,100 Kamp
16,958 Plank am Kamp 238 m ü. A.
18,594 Tobelbach
19,420 Kamp
19,672 Buchberg 251 m ü. A.
22,635 Gars-Thunau 253 m ü. A.
24,171 Kamegg 260 m ü. A.
25,132 Höllgraben
25,540 Stallegg 266 m ü. A.
26,750 Kamp
26,936 Taffa
27,008 Rosenburg 268 m ü. A.
28,534 Taffa
31,300 Mold 30.9.1991 aufgelassen 296 m ü. A.
34,340 Horn Zugleitbahnhof 311 m ü. A.
34,723 Breiteneicher Bach
35,810 Breiteneich bei Horn 324 m ü. A.
geplante Spange zur Franz-Josefs-Bahn
Franz-Josefs-Bahn von Wien
43,844 Sigmundsherberg 438 m ü. A.
Franz-Josefs-Bahn nach Gmünd N.Ö.

Die Kamptalbahn ist eine seit 1889 bestehende, eingleisige, nicht elektrifizierte, 43,8 km lange Regionalbahn in den Bezirken Krems-Land und Horn in Niederösterreich. Sie verbindet die Bahnstrecke Absdorf-Hippersdorf–Krems an der Donau vom Bahnhof Hadersdorf am Kamp aus mit der Franz-Josefs-Bahn in Sigmundsherberg.

Geschichte

Ab 1862 bemühten sich die im Kamptal gelegenen Gemeinden und die Städte Horn, Eggenburg und Retz um eine durch das Kamptal führende Eisenbahnverbindung an, die in der Folge St. Pölten mit dem Raum Znaim-Iglau verbinden sollte. 1865 entschied sich das für den Eisenbahnbau zuständige Konsortium jedoch, einer anderen Strecke nach Südböhmen, der Franz-Josefs-Bahn von Wien über Eggenburg nach Gmünd den Vorzug gegenüber der bautechnisch weit schwierigeren Kamptal-Variante zu geben. 1887 genehmigte das k.k. Handelsministerium in Wien den Antrag der privaten Österreichischen Localbahngesellschaft zum Bau der Localbahn Hadersdorf–Sigmundsherberg, wie die Kamptalbahn ursprünglich genannt wurde. Obwohl sich der Bau der Bahnstrecke wegen der zahlreichen Felsen, aber auch der Herausforderung, fünf Stahlfachwerkbrücken errichten zu müssen, schwierig gestaltete, konnte die Kamptalbahn bereits am 16. Juli 1889 mit einer ersten Fahrt von Sigmundsherberg nach Hadersdorf am Kamp eröffnet werden.[1][2]

Bahnhof Rosenburg mit Eisenbahnbrücke über die Taffa. Ansichtskarte um 1900.

Der Bau der Bahnstrecke bedeute für die im Kamptal gelegenen Orte einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. So konnten nicht nur landwirtschaftliche Produkte wie der Wein aus den Weinbaugemeinden im unteren Kamptal und Getreideprodukte aus den zahlreichen Mühlen des Tals im Güterverkehr nach Wien transportiert werden. Mit der leichteren Erreichbarkeit entwickelten sich zahlreiche Orte des Kamptals wie Langenlois, Schönberg am Kamp, Stiefern, Gars am Kamp und Rosenburg zu bedeutenden Sommerfrischen. In der Hochblüte der Sommerfrische verbrachten Frauen und Kinder meist den gesamten Sommer auf dem Land, während die Männer unter der Woche in der Stadt ihrer Arbeit nachgingen. Wegen der wöchentlichen Begrüßungs- und Verabschiedungsszenen an den Bahnhöfen und Haltestellen der Kamptalbahn entstand der Beiname Busserlzug.[3] Nach 1945 konnte das Kamptal nicht mehr an die Tradition der Sommerfrische anschließen. Veränderte Reisegewohnheiten, aber auch der Bau der Kamptal-Stauseen, der zu einem starken Temperaturrückgang des von zahlreichen Badeanstalten gesäumten Kamps führte, entzogen dem Tourismus im Kamptal seine wichtigsten Grundlagen.[4]

Eisenbahnbrücke in Rosenburg am Kamp. Ansichtskarte um 1910.

1955 wurden auf der Kamptalbahn erstmals Diesellokomotiven eingesetzt. Der fahrplanmäßige Verkehr mit Dampflokomotiven endete 1972. In den 1980er Jahren planten die ÖBB die Einstellung des Zugverkehrs. Eine Bürgerinitiative konnte – mit Unterstützung der Niederösterreichischen Landesregierung – dieses Vorhaben verhindern. 1998 wollten die ÖBB die fünf in schlechtem baulichen Zustand befindlichen, das Landschaftsbild des Kamptals aber maßgeblich prägenden Stahlfachwerkbrücken durch einfache Stahlträgerbrücken ersetzen. Mit finanzieller Unterstützung der Niederösterreichischen Landesregierung entschieden sich die ÖBB nach langen Verhandlungen dafür, vier Brücken in ihrem bisherigen Erscheinungsbild neu zu errichten und die Eisenbahnbrücke in Rosenburg zu renovieren.[5] Im August 2002 führte ein Kamp-Hochwasser auch an der Strecke der Kamptalbahn zu erheblichen Schäden, die zu einer mehrwöchigen Sperre der Strecke führten.[6]

Im Jahr 2014 feierte die Kamptalbahn ihr 125-jähriges Bestehen. Am 30. August 2014 verkehrte ein Sonderzug anlässlich des Jubiläums durch das Kamptal.[7]

Strecke

Die Bahnstrecke führt vom Ausgangsbahnhof Hadersdorf am Kamp im unteren Kamptal am linken Kampufer durch die Weinbauorte Gobelsburg, Langenlois, Zöbing nach Schönberg am Kamp. Vor Stiefern quert die Strecke auf einer Stahlfachwerkbrücke erstmals den Kamp. Zwischen der erst 1991 eingerichteten Haltestelle Altenhof und dem Bahnhof Plank am Kamp erfolgt im Abstand von nur wenigen hundert Metern ein zweimaliger Wechsel der Flussseiten. Vorbei an der Station Plank/Kamp, die für fahrplanmäßige Zugkreuzungen auf der eingleisigen Strecke genutzt wird, erfolgt kurz vor Buchberg am Kamp ein Wechsel auf die linke Seite des Kamps. In der nächsten Station, Gars-Thunau, sind ebenfalls Zugkreuzungen möglich. Vorbei an den Haltestellen Kamegg und Stallegg quert die Strecke ein letztes Mal auf der einzigen original erhaltenen Stahlfachwerkbrücke den Kamp und biegt wenige Meter vor dem Bahnhof Rosenburg im Kamptal nach Osten in das Taffatal ab. Vorbei an der 1991 aufgelassenen Bedarfshaltestelle Mold führt die Strecke weiter in die Bezirksstadt Horn NÖ. Über die Haltestelle Breiteneich b. Horn erreicht die Kamptalbahn nach einer Strecke von rund 43,8 km und der Überwindung von 233 Höhenmetern in Sigmundsherberg den Anschluss an die Franz-Josefs-Bahn. Entlang der Kamptalbahn liegen zahlreiche Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen wie die von dem amerikanischen Stararchitekten Steven Holl entworfene Weinerlebniswelt Loisium, der Heiligenstein, eine der besten Rieslinglagen Europas, mit dem Aussichtsturm Kamptalwarte, Gars am Kamp mit der Babenbergerfestung sowie die Rosenburg, das größte Renaissanceschloss Österreichs.

Fahrzeuge

Triebwagen 5047 der ÖBB im Bahnhof Gars-Thunau.

Auf der Kamptalbahn kommen seit 1987 Dieseltriebwagen der Baureihe 5047 zum Einsatz. Die ersten für die ÖBB fertiggestellten Fahrzeuge dieses Typs wurden im Juli 1987 bei einer Pressefahrt nach Rosenburg vorgestellt. Ein Teil der auf der Kamptalbahn zum Einsatz kommenden Triebwagen wurde 2004 modernisiert und trägt die aktuelle Nahverkehrsfarbe der ÖBB in rot-grauer Lackierung. Heute werden alle drei Lackierungsvarianten der ÖBB Triebwagen der Reihe 5047 auf der Kamptalbahn eingesetzt. Im Sommer[8] und Herbst 2019 wurde der "Cityjet eco" 4746 049 – ein Elektrotriebwagen mit Akkumulator – auf der Kamptalbahn, auch im Planbetrieb, erprobt.[9]

Zukunft

Laut einer gemeinsamen Vereinbarung zwischen ÖBB und Land Niederösterreich im Juni 2017 soll Horn ab 2025 eine direkte Anbindung an die Franz-Josefs-Bahn und damit nach Wien erhalten. Hierfür soll eine Neubaustrecke mit einer Länge von 3 km gebaut werden, welche von der FJB bei Klein-Meiseldorf abzweigt und an die Kamptalbahn hinter Sigmundsherberg anschließt. Innerhalb von 8 Jahren, bis 2025, müsste die Trassenplanung vereinbart, eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt und der Bau von 3 km elektrifizierter Strecke durchgeführt werden. Zudem wäre eine Modernisierung und Elektrifizierung der Bestandsstrecke zwischen Sigmundsherberg und Horn notwendig.[10] Bis 2027 soll die Kamptalbahn elektrifiziert werden.[11]

Ende 2017 bestellte der VOR für das Fahrplanjahr 2019 für die Strecke St. Pölten Hbf–Krems/Donau–Horn–Sigmundsherberg 10 zusätzliche Züge wochentags und 18 zusätzliche an Wochenenden und Feiertagen.[12] Teil dieser Verbesserung waren die Verlängerung der bisher in Gars-Thunau endenden HVZ-Verstärker nach Horn, ein stündlicher Takt am Wochenende sowie die Ausweitung der Betriebszeiten um eine Stunde in beide Richtungen zwischen Krems und Horn.[13]

Der Fahrplanwechsel im Dezember 2019 brachte aufgrund eines neuen Verkehrsvertrages zwischen ÖBB, Bund und Land Niederösterreich weitere Verkehrsausweitungen. Zwischen Sigmundsherberg und Horn verkehren die Züge künftig bis Mitternacht anstatt wie bisher bis 21:00 und Krems verlässt der letzte Zug Richtung Horn um 22:44, zwei Stunden später als im Fahrplan 2019.[14]

Im Rahmenplan 2021–2026 sollen 97 Millionen Euro in die Modernisierung der Kamptalbahn investiert werden.[15][16]

Sonstiges

Interessensgemeinschaft Kamptalbahn

Die Interessensgemeinschaft Kamptalbahn, eine überparteiliche Plattform mit Sitz in Gars am Kamp, setzt sich für Verbesserungen auf der Bahnlinie ein. Sie fordert unter anderem eine Sanierung der Infrastruktur, den barrierefreien Ausbau der größeren Haltestellen, den Einsatz modernerer Triebwagen und die Verbesserung des Taktfahrplans. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, initiiert sie seit Ende 2011 die Resolution „Pro Kamptalbahn“.[17]

Nostalgiefahrten

Die Zuggarnituren, mit denen einst die Sommerfrischler in das Waldviertel fuhren, wurden auf Grund der Begrüßungs- oder Abschiedszeremonien als Busserlzug bezeichnet. Mit dieser Bezeichnung verkehrten 2004 bis 2009 als Tourismusattraktion Dieselnostalgiezüge der Dieselnostalgie GmbH aus Hadersdorf am Kamp. Nachdem sich 2009 die ÖBB Personenverkehr AG als Partner des privaten Anbieters zurückgezogen hatte, kam es 2010 nur zu einigen wenigen Nostalgiefahrten.[18] 2011 bot die ÖBB wieder vereinzelte Sonderfahrten, so etwa zum „Schönberger Advent“, an.[19]

Eisenbahnmuseum Sigmundsherberg

1987 wurde in Sigmundsherberg das Eisenbahnmuseum Sigmundsherberg eröffnet, das detaillierte Informationen zur Kamptalbahn, zur Franz-Josefs-Bahn und zu den verschiedenen ehemaligen und aktuellen Lokomotiven der ÖBB, BBÖ usw. vermittelt. Dieseltriebwagen der Kamptalbahn können ebenfalls besichtigt werden.

Bahnhöfe und Haltestellen der Kamptalbahn

Literatur

  • Josef Filsmaier: Loatwagen und Busserlzug. Das Kamptal um Schönberg als Landschaft für Winzer und Wiener. Ausstellung der volkskundlichen Sammlung des Niederösterreichischen Landesmuseum, 19. März bis 31. Mai 1982. Wien 1982.
  • Paul G. Liebhart: Die Eisenbahn im Kamptal und das Hochwasser 2002. In: Das Waldviertel, 51. Jg. (2002), S. 423–431.
  • Paul G. Liebhart, Wolfgang Andraschek, Gerhard Baumrucker: Die Kamptalbahn. Erfurt 2010, ISBN 978-3-86680-692-4.
  • Herbert Trautsamwieser: 90 Jahre Kamptalbahn. Festschrift. Gars am Kamp 1979.[20]
  • Herbert Trautsamwieser: 100 Jahre Kamptalbahn. Festschrift. Krems an der Donau 1989.[21]
  • Verein Waldviertler Eisenbahnmuseum Sigmundsherberg: Festschrift 110 Jahre Kamptalbahn. Sigmundsherberg 1999.
Commons: Kamptalbahn  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eröffnung zweier Localbahnen. In: Neue Freie Presse, 18. Juli 1889, S. 5 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  2. Paul G. Liebhart, Wolfgang Andraschek, Gerhard Baumrucker: Die Kamptalbahn. Erfurt 2010, S. 7–8, ISBN 978-3-86680-692-4.
  3. Josef Filsmaier: Loatwagen und Busserlzug. Das Kamptal um Schönberg als Landschaft für Winzer und Wiener. Ausstellung der volkskundlichen Sammlung des Niederösterreichischen Landesmuseum, 19. März bis 31. Mai 1982. Wien 1982>
  4. Susanne Hawlik: Sommerfrische im Kamptal. Der Zauber einer Flusslandschaft. Wien-Köln-Weimar 1995, ISBN 978-3-205-98315-6.
  5. Helmut Holzinger, Andreas Jeschko, Jörgen Robra, Günter Ramberger: Strengthening of an Old Arch Truss Bridge, Austria. In: Structural Engineering International, Bd. 12, H. 4, (November 2002), S. 276–280.
  6. Paul G. Liebhart, Wolfgang Andraschek, Gerhard Baumrucker: Die Kamptalbahn. Erfurt 2010, S. 9–10, ISBN 978-3-86680-692-4.
  7. 125 Jahre Kamptalbahn. Das Kamptal feiert mit Volldampf. (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive) ErlebnisBahn, abgerufen am 18. August 2020.
  8. "Cityjet eco" mit Probefahrt auf der Kamptalbahn, in Schienenverkehr aktuell, ISSN 1663-5248, Ausgabe 7/2019, S. 341
  9. ÖBB testen ab September Akku-Zug im Fahrgastbetrieb. Abgerufen am 16. April 2020.
  10. ORF NÖ: Horn erhält Anbindung an Franz-Josefs-Bahn, abgerufen am 27. Juni 2017.
  11. Nahverkehr stärken Millionen-Paket für Bahn-Ausbau. noen.at, 23. Juni 2019, abgerufen am 23. Juni 2019.
  12. Österreich: Vorinformation VOR zur Direktvergabe SPNV 2019 – Dieselnetz. In: lok-report.de. VOR, 8. Dezember 2017, abgerufen am 30. Januar 2018.
  13. Fahrplanbild 820. (PDF) In: oebb.at. Abgerufen am 20. Dezember 2018.
  14. Vorinformation zur Direktvergabe im Schienenverkehr. (PDF) In: bmvit.gv.at. Archiviert vom Original am 22. Juni 2019; abgerufen am 20. Dezember 2018.
  15. Ausbauplan ÖBB. Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, abgerufen am 18. Mai 2021.
  16. Regionalbahnen in Niederösterreich. ÖBB-Infrastruktur AG, abgerufen am 18. Mai 2021.
  17. Website der Initiative Kamptalbahn, abgerufen am 19. April 2018.
  18. Private Website über die Kamptalbahn (Memento vom 6. Juli 2011 im Internet Archive), abgerufen am 18. August 2020.
  19. Website der ÖBB (Memento vom 20. November 2011 im Internet Archive), abgerufen am 18. Dezember 2011.
  20. Bibliographischer Nachweis. Abgerufen am 3. Januar 2019.
  21. Bibliographischer Nachweis. Abgerufen am 3. Januar 2019.