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Episode 47: Die Krippe#

(Aufstellung, Teil IV, der Ochse)#

Von Martin Krusche#

Ochs und Esel sind fixe symbolische Bestandteile unserer Krippen. Das ist nicht von der Bibel hergeleitet, dann da kommen sie im Zusammenhang mit Jesu Geburt nirgends vor. Aber die realen Tiere waren vom bäuerlichen Alltag her vertraute Erscheinungen. Mehr noch, sie waren „Betriebsmittel“ von existenzieller Bedeutung.

Die Ochsen bedeuteten im Alpenraum vor der Mechanisierung eine zentrale Quelle von Traktionskraft. Stiere sind die stärksten Landtiere des Kontinents. Durch das Kastrieren zum Ochsen konnte ihr Temperament gezügelt werden, um ihre Kraft wirtschaftlich nutzbar zu machen.

Sie sind freilich sehr viel langsamer als Pferde, die gegenüber den genügsameren Ochsen sozusagen die höhere Klasse der Zugtiere ergaben. Der „Hafermotor“ wirkte als die bedeutendste „Tempomaschine“ des Menschen, der man freilich neben Heu als Raufutter zusätzlich auch noch Kraftfutter anbieten mußte. Außerdem kann man Ochsen nicht reiten.

Ob Bauersleute gar nur Kühe hatten, wenigstens einen Ochsen oder sogar ein Pferd, womöglich einen kompletten Noriker-Zug mit eigenem Roßknecht, das machte den jeweiligen wirtschaftlichen und sozialen Rang anschaulich.

Eine handgechnitzte Krippenfigur.
Eine handgechnitzte Krippenfigur.

Die Esel haben sich etwa als Saumtiere in unwegsamem Gelände bewährt, fanden aber in der Oststeiermark keine besondere Verbreitung. Heute spielen Ochsen, Pferde und Esel in der bäuerlichen Welt bestenfalls noch für Freizeit und Tourismus eine Rolle, auch wenn es manche Versuche gab, Pferde wieder beim Holzrücken einzusetzen.

Es heißt, daß Ochs und Esel als Symbole im Zusammenhang mit der Geburt Jesu ab dem vierten Jahrhundert nachweisbar seien. Wofür sie stehen, wird gerne mit einem Zitat aus dem Buch Jesaja ausgedrückt, wo es um „Die Untreue des Volkes“ geht: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht" (Jes 1,2-3).

Wissen, wohin man gehört. Das hatte mit vor Jahrzehnten ein steirischer Volkskundler als den einstigen Vorteil der ständischen Gesellschaft erläutert: Man habe an der Standestracht erkennen können, mit wem man zu tun bekomme. Die Menschen hätten gewußt, was ihr Rang ist, wohin sie gehörten.

Ich hab vor Jahren ein Blatt des Künstlers (und Fabrikarbeiters) Albin Schrey geschenkt bekommen. Es zeigt ein Ochsengespann, wie es bei den überwiegend kleinen Landwirtschaften in der Oststeiermark verbreitet war.


Diese Arbeit stamm von Albin Schrey.
Diese Arbeit stamm von Albin Schrey.