Jontes, Günther #
* 26. 12. 1939, Graz
Oberarchivrat Direktor
Univ.-Prof. Dr.
1959 - 1966 Studium der Deutschen Philologie und Kunstgeschichte
1970 - 2001 Direktor des Museums der Stadt Leoben
1983 Habilitation für den gesamten Bereich der Volkskunde, Ernennung zum Universitätsdozenten an der Karl-Franzens-Universität Graz
1989 Wirkliches Mitglied der Historischen Landeskommission für Steiermark
1995 Ernennung zum tit. a.o. Univ.-Prof
1995 Präsident des Kuratoriums zur Restaurierung der Leobener Stadtpfarrkirche St. Xaver
1997 wissenschaftlicher Leiter der Stmk. Landesausstellung "made in Styria" in Leoben
1997 Präsident des Obersteirischen Kulturbundes
Das Hauptaugenmerk liegt bei Professor Jontes auf Europäischer Volkskunde und Kulturgeschichte.
Seine Forschungsschwerpunkte betreffen Montan-und Funeralkultur, Volkserzählung, Sprachwissenschaft und Sachvolkskunde.
Professor Dr. Günther Jontes ist aber auch Spezialist auf dem Gebiet außereuropäischer Kulturen, besonders der Kultur Indiens und aller Himalayaländer. Er ist wohl einer der ganz wenigen Österreicher, den man gerne zum Mandarin gemacht hätte, wie das weiter unten stehende Bild zeigt!
Wissenschaftliche Preise#
- 1966 Förderungspreis des Landes Steiermark für hervorragende landeskundliche Dissertationen
- 1979 Theodor Körner-Preis für musikgeschichtliche Forschungen
- 1987 Erzherzog Johann-Forschungspreis des Landes Steiermark für theaterwissenschaftliche Forschungen (Jesuitentheater und Volksschauspiel.
- Vorstandsmitglied des Steirischen Volksbildungswerkes
- Mitarbeiter und wissenschaftlicher Berater des ORF.
Öffentliche Auszeichnungen#
- Großes Ehrenzeichen des Landes Steiermark
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse
- Dienstauszeichnungen des Österreichischen Bundesheeres (Wehrdienst und Milizoffizier 1958-2002)
Wissenschaftliche Publikationen#
Etwa 65 Einzeltitel/Bücher, 250 Aufsätze in Periodika, Festschriften, Sammelbänden, Ausstellungskatalogen usw.
Eine Geschichte aus dem Leben Professor Jontes:
"... Heinz, Herzog, Hösele, Jontes ..." Verbindungen übers Alphabet hinaus oder: Bei Betrachtung eines Klassenfotos
Klassenbücher und Schulkataloge sind immer alphabetisch geordnet. Aber auch auf dem Foto der 4a-Klasse des Grazer Oeversee-Gymnasiums aus dem Jahre 1954 sind Heiner Herzog und Günther Jontes eng benachbart zu sehen. Seit diesem Jahr, da Heiner unserer Klasse zuwuchs, verbindet uns bis heute Respekt und ein geistiges Band, das über sogenannten Schulfreundschaften hinausgeht. Meine Schulkameraden, die sich da um unseren „Otto“, den Klassenvorstand und Deutschprofessor Dr. Otto Buchwald – wir haben ihn erst im Vorjahr als einen unserer letzten Lehrer begraben -, erscheinen irgendwie als ein fröhlicher Haufen, der noch nicht allzuviel von den kommenden Härten des Lebens ahnt.
Links oben, im weißen Hemd und mit nicht zu knapp anliegenden Ohren: Heiner Herzog. Davor ich selber. Er steht mit einer gewissen Lässigkeit da. Heute würde man dafür das hässliche, aber treffende Wort „cool“ dafür verwenden. Eine gewisse Überlegenheit gegenüber den unbekümmert grinsenden oder – ich – schüchternen Gesichtern der anderen kommt sicher dadurch zum Ausdruck. Er strahlt Selbstbewußtsein aus im Gegensatz zu den meisten anderen. Sein Äußeres hat sich im Laufe der Zeit – es sind 55 Jahre verstrichen – verändert. Er war, wenn mich die Erinnerung nicht trügt, eher rothaarig und sommersprossig. Das hat sich bis heute gegeben.
Eines hatte uns allen jedoch voraus, nämlich einen ganz prominenten Familienhintergrund, war er doch der Enkel von Viktor v. Geramb, des berühmten Volkskundlers und Gründers des Steirischen Volkskundemuseums in der Grazer Paulustorgasse, das damals wegen der wissenschaftlichen Einengung auf das Leben in der Landwirtschaft allgemein nur das „Bauernmuseum“ genannt wurde. Ich war bereits als Kind ein eifriger Museumsbesucher geworden, nachdem 1947 die Bestände der Joanneumsabteilungen wieder aus der kriegsbedingten Verlagerung an sichere Orte wieder zurückgekehrt worden. Der Eintritt kostete mich als Schüler damals 50 Groschen, eine kleine Aluminiummünze, mit der in der Hand ich fast jeden zweiten Tag von meinem Wohnbezirk Eggenberg zu Fuß in die Stadt zu den Plätzen meiner neugierigen Sehnsucht eilte.
In der Volksschule wußte ich zwar nichts von dem berühmten Forscher, der zeitweilig auch im Museum wohnte. Ich glaube auch nicht, ihm damals jemals begegnet zu sein. In den Grazer Museen herrschte damals zumeist eine gespenstische Stille, die den einsamen Besucher umgab. Einige Jahre später jedoch hing beim Aufgang zum Heimatsaal und zur Trachtengalerie ein sehr realistisches Gemälde, ein Porträt Gerambs aus der Hand des Grazer Malers Fritz Silberbauer. Streng frontal angelegt, blickte es den Betrachter eigentlich streng an und schien zur Stille und Gemessenheit in den heiligen Hallen „seines“ Museums aufzufordern.
Als Sohn von Gerambs Tochter, war er unter zahlreichen älteren und jüngeren Schwestern der einzige Bub. Ihre Namen und die Zahl kann man leicht erfahren, ohne den Bruder erst fragen zu müssen. In seinem populärsten Buch, das Geramb 1942 als „Kinder- und Hausmärchen der Steiermark“ herausgegeben hatte, findet man sie alle in der Widmung an seine Enkelinnen samt Heiner genannt. Überhaupt, sein alleinig gebrauchte Vorname Heiner! Der erscheint in seiner zutraulichen Kurzform selber wie aus einem Märchen entlehnt und dürfte wohl dem Wortschatz des Großvaters entsprungen sein. Eigentlich heißt man Freund Heinrich Wilhelm, was durch die Folge der Vokale nicht nur einen ästhetischen Wohllaut in den vollständigen Namen bringt. Der Großvater hat bei der Taufe des Buben vor 70 Jahren sicher mitbestimmt, war doch Wilhelm Heinrich Riehl (1823-1897) das große programmatische und theoretische wissenschaftliche Vorbild von Gerambs volkskundlicher Sicht von Mensch, Volk und Kultur. Ihm hatte der steirische Gelehrte eine große Biographie gewidmet. Einst auf volkskundlicher Kundfahrt auf dem Münchener Nördlichem Friedhof – Funeral- und Sepulkralkultur hat mich immer beschäftigt – stand ich plötzlich vor Riehls Grabmonument und sofort setzten sich die Assoziationsketten bis zu Heiner fort. Ob dieser schon einmal an diesem Ort, der heute eine Art Museumsfriedhof ist, gewesen ist?
Bis zur Matura verbrachten wir noch vier gemeinsame Jahre in einer Klasse. Meine früh geweckten Interessen für alles Historische fanden damals auch ein ungewöhnliches Betätigungsfeld: Ich begann Siegelabdrücke zu sammeln, faszinierten mich doch Wappen und dahinter verborgene Namen und Geschehnisse. Ich wurde Stammkunde im Stmk. Landesarchiv, wo mir ein geduldiger Archivar beibrachte, wie man mit Siegellack, Petschaft/Typar einen Siegelabdruck zustande brachte. In einer Republik aufwachsend interessierte mich damals der Adel in besonderem Maße, war er doch durch die Fährnisse der jüngeren Geschichte wahrhaftig ein Stück Vergangenheit geworden. Viktor von Geramb mußte mein werden und Heiner brachte mir tatsächlich seines Großvaters Siegelstempel, den ich schön abformte und das neugewonnene Wappen meiner Sammlung einverleiben konnte. Irgendwo müssen diese Schätze in den Kästen und Truhen noch ruhen.
Als wir 1958 jeder nach seinem Vermögen die Matura geschafft hatten, der eine früher, der andere später, trennten sich naturgemäß unsere Wege. Ich blieb in Graz und studierte Germanistik und Kunstgeschichte mit dem Wagnis, mich mühsam in Orchideendisziplinen fortbringen zu müssen. Heiner blieb dem Boden verhaftet und wurde als Absolvent der damaligen Wiener Hochschule für Bodenkultur bald in der Landwirtschaftskammer angestellt. Hier wurden die alten Bande wieder fester geknüpft und es fügte sich eine kleine Gemeinschaft, die um einen großen Innenhof der Grazer Altstadt in der Hamerlinggasse beruflich angesiedelt war. Heiner Herzog in der Landwirtschaftskammer, Mitmaturant Peter Marauschek im Baurechtsamt, dessen Bruder Gerhard im Stadt- und ich selber im Landesarchiv, wo ich in heutiger Sicht der Dinge die glücklichsten sechzehn Monate meines Berufslebens verbrachte, bevor es mich für mein Broterwerbsleben als Museumsmann nach Leoben verschlug. Manch schöne Sommerstunde verbrachte wir damals gemeinsam in der „Eschenlaube“ am Glacis, um alte Geschichten zu spinnen oder fragend in die Zukunft zu blicken. Es war schön. Heiner war damals schon ein homo publicus, tat sich in den Institutionen der katholischen Kirche um, wurde Teil eines Netzwerkes, dem die Steiermark und seine Menschen am Herzen lagen. Vor mir lagen Jahrzehnte des Kampfes gegen Ignoranz, Willkür und politischer Anmaßung. Aber wir haben es beide geschafft: Er wurde der Heiner Herzog, ich der Jontes.
Und so sind wir es beide geblieben und selbst im Alter, von dem man aus schon in das achte Lebensjahrzehnt blickt, sind wir noch der vita activa, dem tätigen Leben verpflichtet. Wir pflegen eine Freundschaft mit vielen Berührungspunkten, die schon aneinanderrückten, als wir noch gar nicht so hoffnungsfreudige Gymnasiasten gewesen waren.
Ja, und da liegt noch ein Klassenfoto vor mir. Aus dem Maturajahr 1958. Alle sind darauf versammelt. Nur einer fehlt, der Heiner. Wo war er wohl an diesem schönen Sommertag gewesen?
Günther Jontes
Und zum Abschluss der versprochene Einblick in die asiatische Seite von Professor Jontes.
Redaktion: H. Maurer, I. Schinnerl
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- Über 70 große und reich bebilderte Berichte aus aller Welt (Essays)
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