Lebkuchen#
Lebkuchen in Form verzierter großer Herzen sind ein typisches Mitbringsel von Kirtagen
und Jahrmärkten. Traditionelle Hersteller waren die Lebzelter und Wachszieher, ein Doppelberuf, der die Produkte der Bienen
verarbeitete. Honig
war vor der Einführung des Rübenzuckers Mitte des 19. Jahrhunderts hierzulande der einzige Süßstoff, Ausgangsmaterial für Met und Lebkuchen. Honigwein, das vermutlich älteste alkoholische Getränk, wird aus Wasser mit den in den geleerten Bienenwaben verbliebenen Honigresten (Honigseim) kalt vergoren.
Für die Herkunft des Wortes Lebkuchen gibt es mehrere Erklärungen. Nach einer Theorie hat es mit Leben zu tun, nach einer anderen mit Laib (geformtes Brot), oder es kommt vom lateinischen Libum (Fladen, Opferkuchen). In Klosterküchen war der „Bruder Lebküchner“ am Werk. Der Lebkuchenteig musste „gesotten“ werden. Man kochte Honig mit Wasser oder Milch und mischte die abgekühlte Flüssigkeit mit Mehl. Der Teig rastete bis zu einem Jahr, um einen Fermentierungsprozess durchzumachen. Dann gab man Gewürze, Eier, Fett, Mandeln und anderes dazu und knetete ihn kräftig. Schließlich sollte er bis zur vierfachen Höhe aufgehen. Jeder Lebzelter hatte seine erprobten Rezepte, die er als Betriebsgeheimnis hütete. Neben ausgeschnittener oder ausgestochener gab es gemodelte Ware.
Lebkuchenmodel sind begehrte Sammlerobjekte. Die geschnitzten Model, die den Lebkuchen die Form gaben, wurden als hölzerne Zeitung bezeichnet, in Aachen nennt man sie „Printen“ (engl. to print - drucken). Wie Bilderbogen zeigten sie modisch gekleidete Damen und Kavaliere ebenso wie Heilige, religiöse Motive aus der Bibel - mit Vorliebe Adam und Eva, Krippendarstellungen mit Maria und Josef, Ochs und Esel, der Besuch der Hirten und der Weisen fanden Vorbilder in der zeitgenössischen Druckgrafik. Die meisten Model entstanden im 17. bis 19. Jahrhundert. Hersteller waren Formenschneider oder Lebzeltergesellen, die mit ihrer Kunst auf Wanderschaft gingen. Die erste Nachricht von gemodelten Lebkuchen geht auf 1487 zurück. Damals ließ Kaiser Friedrich III. (1415-1493) anlässlich des Reichstages in Nürnberg die Kinder mit „Bletzlein von Lebkuchen“ beschenken, die sein Bild trugen: „Der Bletzlein waren viel, aber der Kinder noch viel mehr ...“
Quelle:
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur & Geschichte. Wien 2005. S. 72 f.
Bild:
Lebkuchenherzen. Freilichtmuseum Großgmain (Salzburg). Foto: Alfred Wolf, 2005
Siehe auch:
Heimatlexikon