Meerfahrt#
"Meervahrten" zum Heiligen Grab in Jerusalem wurden im späten Mittelalter unternommen. Um 1400 ordneten Wiener Bürger in ihrem Letzten Willen an, dass für ihr Seelenheil Wallfahrten in das Heilige Land (aber auch nach Rom, Aachen und in österreichische Wallfahrtsorte) durchgeführt werden sollten. So heißt es in Testamentenbüchern: "1411. Petreim, der Sneyder bey der purck schaft ein mervart zu dem heiligen grab … 1417. Hanns der Kaufmann schafft einen wolgelewnten Priester der da ziehen will zu dem Heiligen grab, 32 Gulden".
Pilger konnten in Venedig Pauschalreisen buchen, die sie organisiert und einigermaßen sicher ins Heilige Land und nach sechs bis acht Monaten retour brachten. Ein bis zwei Wochen dauerte der Aufenthalt in Jerusalem, der die meisten enttäuschte. Der abenteuerliche Rückweg trug auch nicht zur Begeisterung bei, weil die venezianischen Kaufleute, die als Reiseveranstalter fungierten, in den Häfen Waren an Bord nahmen, die sie für ihre Handelsgeschäfte benötigten.
"Der Wiener Meerfahrt" ist der Titel eines um 1260 entstandenen, gereimten Schwanks, dessen Verfasser sich "der Freudenleere" nennt. Zechende Bürger beschließen im Rausch, eine Schiffsreise ins Heilige Land zu machen, und werfen einen von ihnen vermeintlich ins Meer. In ihrem Rausch bemerken sie nicht, dass sie ihn aus dem Fenster gestoßen haben und er sich verletzte.
Quellen:
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997 (5 Bände), IV/228
Johann Ev. Schlager: Wiener Skizzen aus dem Mittelalter. 3 Bde. Wien 1836-1846, 1846/425 f.
Jerusalem-Wallfahrt