Schlenkeltage#
Für die bäuerlichen Dienstboten gab es, landschaftlich verschiedene, Gesindetermine für Dingung, Einstand und Ausstand. Die für die Übersiedlung bestimmten Schlenkeltage (mhd. slingen hin- und herziehen, kriechen, schleichen) zwischen Abgang und neuem Dienst wurden als Feiertage angesehen. Meist war es die Zeit um den 2. Februar(Mariae Lichtmess) bzw. Blasius. Andere Dingtermine waren Neujahr, Petri Stuhlfeier (22. Februar), Georgi, (23. April), Ostern, Michaeli (29. September), Martini (11. November), Thomas (früher am 21. Dezember), Weihnachten.
Der Dienstvertrag wurde durch Handschlag, Trunk und den "Leidpfennig" besiegelt. Dazu kamen weitere Bräuche: In Wels (Oberösterreich) findet am Samstag nach Mariae Lichtmess der Glanglmarkt (glangln = umziehen) statt. Wenn die Dienstboten um diese Zeit die Stelle wechselten, mussten sie sich oft von ihrem Kleinvieh (wie Tauben, Geflügel oder Kaninchen) trennen. Im Großarltal(Salzburg) wurde 1995 die Wanderung der Dienstboten als Touristenbrauch (Blasius-Schlenkerfahrt) wieder belebt. Am letzten Samstag im Jänner kommen rund 40 Pferdegespanne zusammen und fahren vom Talschluss nach Hüttschlag und zum Marktplatz von Großarl, wo sie von hunderten Besuchern erwartet werden. Die Teilnehmer haben, wie einst hier die Knechte, einen Löffel an den Hut gesteckt. Das bedeutete, dass sie einen Dienstplatz suchten.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 280
Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, Leipzig 1885/1992. S. 233
Helga Maria Wolf: Österreichische Fest & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 27
Bild:
Magd an ihrem neuen Dienstplatz. Federzeichnung von Johann Mayerhofer (1859-1925)