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Mariazell - neue Architektur und älterer Bestand (Essay)#


Text und Bilder von

Hasso Hohmann

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von

ISG Magazin Heft 4 / 2002 (Internationales Städteforum Graz)


Der deutsche Bildhauer Ulrich Rückriem gestaltete den neuen Altar (Gesamtkoordination der Restaurierungsarbeiten: Erika Thümmel), Foto: Paul Ott/Archiv Basilika Mariazell
Der deutsche Bildhauer Ulrich Rückriem gestaltete den neuen Altar (Gesamtkoordination der Restaurierungsarbeiten: Erika Thümmel)
Foto: Paul Ott/Archiv Basilika Mariazell
Der Hochaltar - ein Hauptwerk barocker Altargestaltung in Österreich von Fischer von Erlach - vor der Neugestaltung., Foto: M. Oberer
Der Hochaltar - ein Hauptwerk barocker Altargestaltung in Österreich von Fischer von Erlach - vor der Neugestaltung.
Foto: M. Oberer

Die Basilika von Mariazell in der Obersteiermark zeigt schon von weitem eine Mischung sehr unterschiedlicher Baustile. Die dreitürmige Westfassade der Pfarr- und Wallfahrtskirche ist von einem mittigen typisch spätgotischen Turm und von zwei flankierenden barocken Türmen geprägt. Wenn man weiss, dass Hofbaumeister Domenico Sciassia, der Planer der zwei seitlichen Türme, ursprünglich beabsichtigte, den gotischen 90 m hohen Spitzhelm barock umzugestalten, so kann man sich seine Einstellung zur Gotik gut vorstellen, einem damals bereits längst überholten Baustil. Der ausgeführte Plan sah dann allerdings doch die Erhaltung des gotischen Turmes und eine zwischen Bestand und Neuem geschickt vermittelnde Gestaltung vor, die heute das Charakteristische der Basilika von Mariazell ausmacht.

Auch früher schon und später noch wurde immer wieder nach den zahlreichen Bränden der Kirche und unter dem Druck funktioneller Neuerungen oder Erweiterungen hinzugefügt und notgedrungen auch abgetragen. So musste der gotische Chor beispielsweise 1654 weichen, als die Kirche zu klein wurde und nach Osten erweitert werden sollte. So stammen der heutige Chor und das vermittelnde Querschiff aus der Zeit des Barock.

Genau hier gab es erst jüngst eine neuerliche Architektur-Veränderung in der Basilika, die intensiv diskutiert wurde. Man benötigte eine neue Orgel, und der sehr "angeräumt" wirkende Altarraum sollte auf seine wesentliche Substanz zurückgenommen werden.

So konnten im Jahr 2000 eine neue Orgel (Bau und Intonation: Hermann Mathis), der neukonzipierte Altarraum und eine sehr ansprechende schlichte Chorlösung neben weiteren Interventionen im Gebäudekomplex nach Konzepten der Architekten Wolfgang Feyferlik und Susi Fritzer ihrer Bestimmung übergeben werden. Besonders heikel war dabei der zentral gelegene neue Altarraum in der Übergangszone zwischen Chorraum und Vierungskuppel mit seiner fein gestuften glatten Fläche in dunklem Anröchter Dolomit. Hier stehen axial ein schlichter kubischer Altar sowie seitlich der Ambo und das Lesepult. Auf diese Weise hat auch unsere Zeit einen zeitadäquaten Beitrag zum Ensemble dieser berühmten Wallfahrtskirche geleistet.