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Schaufenster nach (Südost-)Europa #

Das Linzer Filmfestival „Crossing Europe“ wird zehn Jahre alt. Eine überraschende und nicht selbstverständliche Erfolgsgeschichte. Mittlerweile regiert aber auch hier der Sparstift. #


Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von: DIE FURCHE Donnerstag, 18. April 2013

Von

Matthias Greuling


Filmausschnitt: 'Winterdieb'
Crossing Europe Ursula Meiers „Winterdieb“ zählt zu den Highlights des Festivals.
Foto: © Crossing Europe

Crossing Europe“ hat den Nerv der Zeit getroffen: Als vor zehn Jahren die erste Ausgabe des Filmfestivals in Linz ausgerichtet wurde, stand die EUOsterweiterung vor der Tür. Passend dazu präsentierte das Festival einen Querschnitt an Filmen, die aus den Regionen der neuen Mitgliedsländer stammten. Dem Konzept ist Festivalleiterin und -erfinderin Christine Dollhofer bis heute treu geblieben; zwar stehen Arthouse-Produktionen aus dem gesamten europäischen Raum auf dem Spielplan, jedoch ergibt sich programmatisch immer wieder der Fokus auf Osteuropa. Dieses Jahr wird etwa dem polnischen Regisseur Przemyslaw Wojcieszek ein Tribute gewidmet. Die Reihe „Fresh Danube Films“ zeigt Filme aus der Donau-Region und führt bis tief nach Kroatien und Serbien. Von den neun Spielfilmen im Wettbewerb Europäisches Kino stammen fünf aus Südosteuropa.

Hervorragender Ruf seit zehn Jahren #

„Crossing Europe“, das dieses Jahr von 23. bis 28. April stattfindet, ist ein Schaufenster für dieses und anderes europäisches Kino und hat sich in den vergangenen zehn Jahren einen hervorragenden Ruf – auch in der internationalen Festivalszene – aufgebaut. „In Zeiten knapp werdender Mittel im Kulturbereich bin ich sehr stolz, dass wir es geschafft haben, zehn Jahre lang sehr erfolgreich und mit stetig wachsenden Besucherzahlen ein autonomes, internationales Festival zu veranstalten“, sagt Leiterin Dollhofer. Sie selbst ist für das Programm der Filmschau zuständig und bereist übers Jahr Dutzende Filmfestivals in ganz Europa, um von dort die Perlen nach Linz zu holen. Darüber hinaus gab es bei der Ausgabe 2013 mehr als 750 Filmeinreichungen.

Christine Dollhofer
Crossing Europe-Erfinderin Christine Dollhofer.
Foto: © A. Sasaran

162 Filme aus 40 Ländern sind nach der Auswahl übrig geblieben. Die handverlesenen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sollen das zeitgenössische und gesellschaftspolitische Autorenkino aus Europa repräsentieren. Größtenteils handelt es sich dabei um Österreich-Premieren, die Dollhofer besonders am Herzen liegen. „Aus etwa 1000 gesehenen Filmen versuche ich eine selektierte Mischung zu formen. Wir bemühen uns stets um Österreich-Premieren. Einen Strich durch die Wunschfilmliste macht uns aber manchmal die Verfügbarkeit der Filmrechte“, sagt Dollhofer.

Höhepunkte des Programms 2013 #

Zu den Höhepunkten des Programms zählen dieses Jahr unter anderem Ursula Meiers „Winterdieb“ (er ist einer der vier Eröffnungsfilme) oder Michael Winterbottoms neue Arbeit „Everyday“, sowie die Produktionen „Reality“ von Matteo Garrone (lief im Cannes-Wettbewerb 2012) und „Layla Fourie“ von Pia Marais, die den Film bei der Berlinale vorstellte. Das Festival ist durchaus auch an einem gesellschaftspolitischen Diskurs interessiert: Das Programm „Randlagen“ zeigt Filme über Orte, die aufgrund der Globalisierung ausgedünnt und verlassen scheinen. In „Arbeitswelten“ zirkeln neue Arbeiten um die existenziellen Probleme einer von Krise und Arbeitslosigkeit gepeinigten europäischen Gesellschaft.

Nach einer sehr schwierigen Finanzierungsphase für 2013, einhergehend mit Finanzierungsengpässen durch weniger Sponsorenmittel und dem Auslaufen der Linz09-Restmittel, ist Festivalleiterin Dollhofer wieder optimistisch in Hinblick auf die Zukunft des Festivals: „Es gibt von allen Hauptfördergebern ein klares Bekenntnis zu ‚Crossing Europe‘. Mir ist wichtig, das Festival langfristig zu stabilisieren und seinen besonderen Charakter, bei gleichzeitiger Verbesserung von Serviceleistungen und einer generellen Offenheit für Neues und Kooperationen, zu bewahren.“

DIE FURCHE, Donnerstag, 18. April 2013