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"Erweiterte Realität" ist das nächste große Ding#

Sogenannte Augmented-Reality-Apps revolutionieren den stationären Handel.#


Mit freundlicher Genehmigung der Wiener Zeitung, 22. Februar 2018

Von

Andrea Möchel


Intelligente Zahnbürste
Intelligente Zahnbürste: Eine Erfindung des französischen Start-ups Kolibree hilft Groß und Klein beim richtigen Zähneputzen.
Foto: © Reuters/Steve Marcus

Wien. Fans des Smartphone-Games Pokémon Go kennen und lieben sie - die Augmented Reality, die "erweiterte Realität", in der virtuelle Inhalte die reale Umgebung ergänzen. Pokémon Go und der Messaging-App Snapchat ist es zu verdanken, dass Augmented Reality (AR) mittlerweile einem breiten Publikum bekannt ist. Doch das ist erst der Anfang, prophezeit eine aktuelle Technologietrend-Studie des Unternehmensberaters Deloitte.

"2018 wird die voranschreitende Digitalisierung durch unterschiedlichste Technologien in Alltag und Wirtschaft noch spürbarer", kündigt Barbara Edelmann, Partnerin bei Deloitte Österreich, an. "Zahlreiche Unternehmen in Österreich haben das bereits erkannt und nehmen im Bereich Augmented Reality international eine Vorreiterrolle ein."

So wurde das Wiener Unternehmen ViewAR auf der Augmented World Expo im Silicon Valley 2016 mit einem "Auggie Award" für die beste AR-App ausgezeichnet. 2017 gewann die Salzburger Augmented-Reality-Schmiede Wikitude einen "Auggie Award" für das beste Entwickler-Tool.

Mehr als Realität#

Warum 2018 für die AR-Technologie ein entscheidendes Jahr wird, erklärt Deloitte so: "Bis Ende 2018 werden weltweit bereits 800 Millionen Smartphones AR-tauglich sein. Insgesamt wird im Bereich Augmented Reality ein Umsatz von 100 Millionen US-Dollar erwartet." Entwickelt wurde die Technologie ursprünglich im Automobilbau. Dort setzt etwa BMW Augmented-Reality-Brillen ein, um Monteuren beim Pkw-Service die nächsten Schritte und das passende Werkzeug einzublenden. Mittlerweile wird die Technologie in vielen weiteren Sparten genutzt, vom Schiffsbau über die Architektur bis hin zum Tourismus.

Der Wettlauf um die besten Entwickler-Tools, mit deren Hilfe AR-Technologie einfach in Apps integriert werden kann, läuft auf Hochtouren. An vorderster Innovationsfront finden sich die üblichen Verdächtigen: Facebook mit "AR Studio", Google mit "ARCore" und natürlich Apple mit der Plattform ARKit. Für Apple-Chef Tim Cook ist Augmented Reality überhaupt "das nächste große Ding" nach dem Smartphone. Cook: "Ich glaube, dass ein großer Teil der Menschheit täglich Erfahrungen mit Augmented Reality machen wird. Fast so wie dreimal täglich zu essen, wird es ein Teil unseres Lebens werden."

"Heute kennt man Augmented Reality vor allem aus dem Gaming-Bereich, aber die Technologie wird sich auch beim Shopping oder in sozialen Netzwerken immer mehr durchsetzen", ist Barbara Edelmann überzeugt.

Tatsächlich werden AR-Anwendungen im Einzelhandel immer beliebter. Reale Shopping-Welten können mit Bildern, Texten, Videos und Grafiken erweitert werden - mit durchaus praktischem Nutzen für die Konsumenten. "Wir werden unsere Einkäufe bald virtuell austesten können", prophezeit Edelmann. "So lassen sich zum Beispiel Möbel künftig vor dem Kauf bequem via Smartphone-App in der Wohnung hin- und herschieben." Für Ikea-Kunden in den USA ist das dank einer AR-App bereits (erweiterte) Realität. Sie können Objekte aus dem Katalog einfach in der eigenen Wohnung platzieren. Auch der Schweizer Küchenhersteller Franke bietet ein dreidimensionales Kundenerlebnis, bei dem sich Schränke und Geräte verschieben lassen und verschiedene Materialien ausprobiert werden können.

Virtuelle Umkleidekabine#

Der Modespezialist Gap bittet seinerseits in die virtuelle Umkleidekabine, in der man Kleidungsstücke in der eigenen Größe, von allen Seiten und en détail betrachten kann. Gerade für den stationären Handel, der durch die Online-Konkurrenz stark unter Druck geraten ist, bietet die Augmented Reality eine Chance, verlorenes Terrain zurückzugewinnen, ist man bei der deutschen Social-Media-Agentur Delasocial überzeugt. So könne man AR etwa als Shopping-Trip-Navigator einsetzen, um Kunden gezielt durch den Supermarkt zu Sonderangeboten oder direkt zu den Produkten auf ihrem Einkaufszettel lotsen.

"AR kann zudem den stationären Verkaufsraum erweitern", skizziert Delasocial-Manager Kai Bösterling gegenüber dem Digitalportal "update" einen weiteren Vorteil. Konsumenten können Produkte im physischen Laden live erleben und mittels AR-App zusätzliche Varianten präsentiert bekommen. Die virtuellen Versionen kann man sofort per Smartphone bestellen, wodurch der stationäre Handel dank AR-Technologie zum Showroom wird, der seinerseits den Online-Handel antreibt.

Weil Analyse-Tools, die bisher dem E-Commerce vorbehalten sind, dank AR auch instore möglich werden, verschmelzen digitale und reale Einkaufswelt zum Omnichannel-Handel. Die wohl spannendste Frage derzeit ist, wem es als Ersten gelingt, eine wirklich alltagstaugliche AR-Brille auf den Markt zu bringen, die den Umweg über das Smartphone-Display obsolet macht.

Erst Ende Dezember präsentierte das US-Start-up Magic Leap sein "Magic Leap One", ein portables Augmented-Reality-Headset. Die Rechenleistung für die futuristische Brille kommt aus einem Mini-Computer, der am Gürtel getragen wird. "Magic Leap One" soll noch heuer erhältlich sein, vorerst aber nur für Entwickler. Apropos Magie: Pokémon-Go-Spieleentwickler Niantic arbeitet mit "Harry Potter: Wizard Unite" bereits am nächsten AR-Titel. Wann genau Harry Potter in der erweiterten Realität auftauchen wird, ist noch ein Geheimnis. Insider rechnen mit dem 1. September 2018, wenn in Hogwarts traditionell das neue Schuljahr beginnt. Der nächste Augmented-Reality-Hype ist also nur eine Frage der Zeit.

Wiener Zeitung, 22. Februar 2018