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In der Kugel liegt die Sonnenkraft #

Steirische Forscher haben eine Technologie entwickelt, mit der Solarwärme verlustfrei für den Winter gespeichert werden kann. #


Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Kleinen Zeitung (Freitag, 19. August 2016)

Von

Günter Pilch


Wim van Helden mit den Zeolith-Kügelchen.
Wim van Helden mit den Zeolith-Kügelchen.
Foto: G. PILCH
Zeolith-Kügelchen
Zeolith-Kügelchen
Foto: G. PILCH
Der Prototyp des Heizsystems
Der Prototyp des Heizsystems
Foto: AEE INTEC

Die bräunlich-weißen Kügelchen kullern aus dem Fläschchen und sammeln sich in der Mitte des Handtellers. „Und jetzt hauchen Sie einmal drauf“, sagt Wim van Helden. Okay, gesagt, getan. Und was bitte soll jetzt – huch, heiß!

Genau, heiß. Das ist das Geheimnis dieses Materials namens Zeolith: Es erwärmt sich dramatisch, sobald es mit feuchter Luft in Kontakt kommt. Eine Eigenschaft, die Zeolith zu einem wertvollen Stoff bei Trennungsprozessen von Abgasen und in Raffinerien hat werden lassen. Und eine Eigenschaft, die sich doch wunderbar für die Wärmespeicherung in Gebäuden nutzen lassen müsste, dachten die Forscher der Gleisdorfer AEE Intec – und stellten ihre Idee mit Mitteln des EU-Forschungskonzepts „Comtes“ auf die Probe.

Herausgekommen ist nach vier Jahren der Entwicklungsarbeit der Prototyp eines Heizsystems, das etwas bewerkstelligen kann, was es bisher so noch nicht gegeben hat: Solare Sonnenwärme aus dem Sommer kann praktisch verlustfrei bis in den Winter gespeichert und dann zum Beheizen des Hauses verwendet werden. „Das Verfahren nennt sich Feststoffsorbtion und wäre eine große Chance für die Energiewende“, sagt Wim van Helden, Leiter der achtköpfigen Entwicklungsgruppe.

Das Prinzip der Pilotanlage: Im Sommer wird das feuchte Zeolith mit der Wärme aus einer Solaranlage unter Niederdruck getrocknet. Das verdampfte Wasser wird aufgefangen und im Winter bei Bedarf wieder zugeführt. Die Kügelchen erhitzen sich dann und setzen die Wärme wieder frei. „Beim Prozess des Trocknens gibt es natürlich Verluste, aber nachdem das System mit Sonnenwärme arbeitet, ist das kein Problem“, erläutert van Helden. Worauf es ankommt: Ist das Zeolith einmal trocken, kann keine Wärme mehr verloren gehen. Eine Energiedichte von 180 Kilowattstunden pro Kubikmeter erreichten die Gleisdorfer Forscher – Weltrekord für solargetriebene Anlagen.

Die schlechte Nachricht für Ungeduldige: Massentauglich ist das System noch nicht. Zwar würde es schon jetzt in einem gut gedämmten Einfamilienhaus funktionieren und 85 Prozent des winterlichen Raumwärmebedarfs garantieren, versichert van Helden. „Aber die Herstellung des Zeoliths ist zu teuer, weil es noch keine Massenfertigung gibt.“ Die für ein Haus benötigten sechs Kubikmeter kommen derzeit auf rund 20.000 Euro. Industriepartner müssen also her, die in die Produktion einsteigen. In Gleisdorf arbeitet man indes daran, die Anlage weiter zu optimieren.

Kleinen Zeitung, Freitag, 19. August 2016


WEITERFÜHRENDES#

Auf dem Gebiet der Solartechnologie ist auch das steirische Unternehmen Pusch & Schinnerl GmbH innovativ.