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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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Page - 39 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931

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september 1893 39 will nichts zeigen; er will nichts schildern; er will nichts beweisen – das schöne Lügen ist seine Lust. Er ist weder Naturalist noch Psychologe und ist, wenn man will, doch beides: er ist der Erzäh- ler,derAlles thut,wasdieErzählungbrauchen,undAlles läßt,was 50 sie entbehren kann – das Bedürfniß der Erzählung allein ist immer seineinzigesGesetz.ErhatunvergeßlicheProfilegezeichnet.Erhat Documente des Lebens gegeben. Er hat in der Juckercomtesse eine weibliche Psychologie geschaffen, die ihm Bourget neiden könnte. Aberdasläuftsonebenbeimit.Waserwill, istnurdieErzählung,der 55 üppige Reiz von vollen, bunten, wunderbaren Stoffen. Die Erzäh- lung ist ihmAnfangundEnde.Sohater,was ichsonstvonKeinem in dieser ganzen breiten Zeit der Literatur weiß: er hat den stillen, guten Zauber der naiven Kunst, wie er an den alten Märchen des Volkes ist. Man kann sagen, daß es niemals ein rechter Roman ist. 60 Mankannzweifeln,obesnachdenNormenderSchulenüberhaupt etwas ist. Aber mankannnicht leugnen,daßes sehr schön ist. Arthur Schnitzler3 ist anders. Er ist ein großer Virtuose, aber einer kleinen Note. Torresani streut aus reichen Krügen, ohne die einzelne Gabe zu achten. Schnitzler darf nicht verschwenden. Er 65 muß sparen. Er hat wenig. So will er es denn mit der zärtlichsten Sorge,miterfinderischerMühe,mitgeduldigemGeizeschleifen,bis das Geringe durch seine unermüdlichen Künste Adel und Würde verdient.Waserbringt, istnichtig.Aberwieeresbringt,darfgelten. Die großen Züge der Zeit, Leidenschaften, Stürme, Erschütterun- 70 gen der Menschen, die ungestüme Pracht der Welt an Farben und anKlängen ist ihmversagt.Erweiß immernureineneinzigenMen- schen, ja nur ein einziges Gefühl zu gestalten. Aber dieser Gestalt gibt er Vollkommenheit, Vollendung. So ist er recht der artiste nachdemHerzendes»Parnasses«, jenerFranzosen,welcheumden 75 Werth an Gehalt nicht bekümmert, nur in der Fassung Pflicht und Verdienst der Kunst erkennen und als eitel verachten, was nicht sel- teneNuance, malendesAdjectiv, gesuchteMetapher ist. DerMenschdesSchnitzler istderösterreichischeLebemann.Nicht dergroßeViveur,der international istunddemPariserMusterfolgt, 80 sonderndiewienerischbürgerlicheAusgabezufünfhundertGulden monatlich, mit dem Gefolge jener gemüthlichen und lieben Weib- lichkeit, die auf dem Wege von der Grisette zur Cocotte ist, nicht mehrdasErste,unddasZweitenochnicht.DiesenWinkeldesWie- nerLebensmit seinenbesonderenSensationen,wosichwunderlich 85 die feinstenSchrulleneiner sehrkünstlichenCulturunddieewigen Instincte des menschlichen Thieres vermischen, hat er künstlerisch 3 »Alkandi’sLied.«–»Reichthum.«–»Episode.«–»Anatol.«–»DasMärchen.«
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Title
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Subtitle
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Editor
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Size
14.6 x 23.4 cm
Pages
1010
Categories
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Table of contents

  1. 1891 7
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  3. 1893 31
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  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
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  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
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  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
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  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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