Page - 17 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
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Quellenlage 17
Da zwischen der Ateliergemeinschaft und der niederländischen Firma Metz & Co ab
1935 eine Zusammenarbeit bestand, sind einige Möbel-Planpausen im Nachlass dieser
Firma erhalten. Sie werden im Stadsarchief Amsterdam aufbewahrt.46
Weitere bedeutende Pläne aus der Ateliergemeinschaft Dickers und Singers konnten
im Zuge von Recherchen zum Haus Moller von Adolf Loos erschlossen werden. Dicker
und Singer wurden 1927 damit beauftragt, einen Entwurf für die Inneneinrichtung die-
ses Hauses vorzulegen. Erstmals konnten nun mehrere Zeichnungen aus dem in der
Architektursammlung der Albertina verwahrten Adolf Loos-Nachlass der Ateliergemein-
schaft zugeschrieben werden.47 Zwei Indizien weisen darauf hin: Zum einen sind auf den
Plänen Möbel eingezeichnet, die als gesicherte Entwürfe der Ateliergemeinschaft gelten
und zum anderen lassen sich die handschriftlichen Beschriftungen einem Ateliermitar-
beiter zuordnen.
Darüber hinaus befinden sich im Wiener Stadt- und Landesarchiv Planunterlagen
in den Bauakten des 1933 nach Entwürfen der Ateliergemeinschaft errichteten, nicht
mehr erhaltenen Gästehauses für das Ehepaar Hildegard Auersperg-Hériot und Auguste-
Olympe Hériot.48 Zu zwei weiteren ebenfalls abgerissenen Bauten der Ateliergemein-
schaft – einem Tennisklubhaus für Hans Heller und einem Gartenhaus für die Familie
Moller – sind nach derzeitigem Kenntnisstand keine Bauakten mehr erhalten.
Möbel und Leuchten
Im Gegensatz zum umfangreichen Nachlass von Plänen und Fotografien haben sich
nur wenige originale Möbel erhalten. Im Archiv von Georg Schrom, das den in Wien
zurückgelassenen Bestand der Ateliergemeinschaft umfasst, befinden sich zwölf Möbel-
Prototypen und drei Leuchten. Darüber hinaus konnte Georg Schrom bei seiner Recher-
chereise 1985 in den USA Möbel von emigrierten AuftraggeberInnen ausfindig machen.
Sie wurden von ihm fotografisch dokumentiert, sind jedoch heute größtenteils nicht
mehr eruierbar.49
46 SAA, 977 – Archiv der Firma Metz & Co., Franz Singer, Inv.-Nr. 203, 312–317, 364.
47 Siehe: AWA, Inv.-Nr. ALA909–932.
48 Siehe: WStLA, M. Abt. 236, A16 – EZ-Reihe: Altbestand (Bez. 1–9, 20): KG: Leopoldstadt, EZ
1415.
49 Georg Schrom hat für die Recherchen zu der 1988 gezeigten Ausstellung „Franz Singer, Friedl Di-
cker. 2 x Bauhaus in Wien“ in den USA noch erhaltene Möbel und Leuchten in Privatbesitz ausfin-
dig gemacht. Diese Möbelstücke stammen aus Familien emigrierter AuftraggeberInnen der Ateli-
ergemeinschaft und wurden von ihm fotografisch dokumentiert. Im Zuge dieser Forschungsarbeit
fanden keine erneuten Recherchen in den USA statt. Indes konnte der Standort der Möbel aus dem
Besitz des Ehepaars Ella und Josef Deutsch ausfindig gemacht werden, die 1938 nach Chicago emi-
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Title
- Bauhaus in Wien?
- Subtitle
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Author
- Katharina Hövelmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Size
- 17.4 x 25.6 cm
- Pages
- 492
Table of contents
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482