Page - 18 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
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Einleitung18
Das Archive of Art and Design des Victoria & Albert Museums besitzt vier Möbel aus
dem Londoner Nachlass von Franz Singer, die Michael Pick an das Museum veräußerte.
Zudem kaufte das Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam 1992 einen Stahl-
rohrstuhl an, der ebenfalls der Ateliergemeinschaft zugeschrieben wird.50
Wie sich im Zuge der Recherchen herausstellte, haben sich vornehmlich Möbel aus
dem Besitz der mit Dicker und Singer befreundeten Familien Téry-Buschmann, Moller
und Deutsch erhalten, die heute in öffentlichen Sammlungen wie dem Museum für
Angewandte Kunst Wien, dem Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien, der
Stiftung Bauhaus Dessau, der Neuen Sammlung in München und dem Smart Museum
of Art – University of Chicago oder in Privatbesitz aufbewahrt werden.51 Im Rahmen
der Recherchen für die vorliegende Arbeit konnte rekonstruiert werden, das fünfzehn
der noch erhaltenen Möbel aus der Berliner Wohnung von Margit Téry-Buschmann und
Hugo Buschmann und acht aus den Wiener Wohnungen von Anny Wottitz-Moller und
Hans Moller stammen.
Auf dem Kunstmarkt sind bisher nur selten Möbelstücke der Ateliergemeinschaft
angeboten worden. Beim Dorotheum wurde 2006 ein Tisch versteigert und 2008 das
gleiche Modell beim französischen Auktionshaus Artcurial.52 Ferner wurde 2019 beim
Dorotheum ein Stuhl angeboten.
Textdokumente
Im Kölner Tageblatt wurden 1931 Abbildungen von Möbeln zusammen mit dem Text
„Das moderne Wohnprinzip. Ökonomie der Zeit, des Raumes, des Geldes und der Ner-
ven. Franz Singer Möbel“53 veröffentlicht. In diesem Artikel formulierte die Atelierge-
meinschaft ihre Ansprüche an moderne Möbel und Architektur. Zusammen mit dem
grierten. Diese Möbel befinden sich heute in der Sammlung des Smart Museum of Art – University
of Chicago.
50 Die Zuschreibung an die Ateliergemeinschaft von Dicker und Singer erscheint jedoch aufgrund von
Abweichungen im Vergleich mit einem historischen Foto zweifelhaft. Nach Auskunft des Museums
wurde das Möbel über einen Kölner Händler bezogen, der keine näheren Auskünfte zur Provenienz
angab.
51 Friedl Dicker und Franz Singer lernten Anny Wottitz, die 1924 Hans Moller geheiratet hatte, und
Margit Téry, die in erster Ehe mit Bruno Adler (Heirat 1918) und in zweiter Ehe mit Hugo Busch-
mann (Heirat 1928) verheiratet war, bereits vor ihrer Zeit am Bauhaus in Wien kennen. Beide
gaben verschiedene Wohnraumgestaltungen in Auftrag. Judith Adler, die Tochter von Anny Wottitz-
Moller, heiratete Florian Adler, den Sohn von Margit Téry aus der Ehe mit Bruno Adler.
52 Siehe: Artnet 2015.
53 Der Text „Das richtige Wohnen. Das moderne Wohnprinzip: Ökonomie der Zeit, des Raumes, des
Geldes und der Nerven. Franz Singer Möbel“ wurde 1931 im Kölner Tageblatt veröffentlicht. Im
Kat. Ausst. Heiligenkreuzerhof 1988 ist angegeben, dass der Text bereits 1927 entstanden sei. Siehe:
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Title
- Bauhaus in Wien?
- Subtitle
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Author
- Katharina Hövelmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Size
- 17.4 x 25.6 cm
- Pages
- 492
Table of contents
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482