Page - 93 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer

Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 93 dazugehört. (ganz ganz billig gekauft.)“18 Ursprünglich hatte Singer die Werkstätten in Österreich einrichten wollen. In einem undatierten Brief an Berthold Viertel führt er sein geplantes Vorhaben näher aus: „Wie ich Ihnen schon in Berlin erzählt habe, will ich mich irgendwo in der unmittelbaren Nähe einer Stadt (momentan steht Salzburg im Vor- dergrund) ankaufen (o. etwas pachten), einige Werkstätten einrichten u.s.w. Dabei gehe ich von keinem andern Prinzip aus, als von dem, nur das zu machen, wofür die richtigen Menschen da sind, um etwas grundlegend Gutes zustande zu bringen. Daher auch die Auswahl der Werkstätten, nämlich: Tischlerei (für mich) Weberei (Friedl) Buchbinderei (Anny) eventuell: Buchdruckerei u. Verlag (Adler) und Metallwerkstatt (Slutzky). Alle fehlenden Werkstätten werde ich erst errichten bis der geeignete Mensch von selbst da sein wird, der in der gleichen Art zu arbeiten gewillt ist, wie wir andern. Das Ziel dieser Werkstätten ist natürlich die Zusammenfassung dieser Einzelarbeiten zu Arbeiten gro- ßen Umfangs, also: Architektur auf der einen, Theater auf der andern Seite, mit beiden mehr o. minder verbunden, aber doch auch selbständig, ein Verlag. Ich mache keine Pro- gramme u. ähnliches; ich will nur arbeiten. Ich verspreche niemandem die Beglückung durch einen neuen Stil, sondern will im Gegenteil alle Werkstätten so einrichten, daß sie jede Arbeit leisten können, nicht nur solche die ich formal künstlerisch für wichtig halte. So werde ich z.B. eine Restaurierungswerkstatt für antike Möbel Plastiken u. Bilder (Franz Skala19) anschließen, will Kinder -möbel -spielzeug und -bücher machen u. vieles andre. Meine eigenen Wege werde ich nur dort gehen wo mir die Auftraggeber die nötige volle Freiheit gewähren. Es ist selbstverständlich, daß ich auch in Bezug auf diese Werkstatt- arbeiten ein genaues Ziel vor mir habe, das sich nur durch lange intensive Arbeit wird realisieren lassen. Es wird mit der Zeit eine durchgreifende Änderung in der Arbeitsart 18 UAKKA, Brief Friedl Dicker an Anny Wottitz, undatiert, um 1923, Inv.-Nr. 13.711/3. 19 Neben „Scala“ wurde auch die Schreibweise „Skala“ verwendet. Abb. 58: Bauhaus-Ausstellung, Weimar, 1923. © 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0