Page - 115 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer

Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 115 Himmel. Evchen ist an ihrer Stelle [...] Dolly ist ‚ausgetreten‘. Evchen101 will auch. Die Arbeit ist ihnen zu groß und verantwortungsvoll. Der Tischler geht wahrscheinlich auch nach Paris, [...]. Slutzky wackelt auch bedenkl[ich].“102 Was Dickers und Singers berufliche Tätigkeit in Berlin betrifft, ist auffällig, dass sie sich vorwiegend in ihrem Wiener Freundes- und Bekanntenkreis bewegten. Für die Werkstätten bildender Kunst arbeiteten vornehmlich EntwerferInnen, die sie bereits aus ihrer Heimat kannten und die ebenfalls mit Itten ans Bauhaus gegangen waren. Auch der Theaterregisseur Berthold Viertel stammte aus Österreich. Nachdem weder die Werkstät- ten bildender Kunst noch das Theater Die Truppe erfolgreich waren, erscheint der Rück- gang in die Heimatstadt Wien durchaus legitim. Dicker sah dies bereits in einem Brief an Anny Wottitz vorher: „Weisst du Liebes, als ich so die letzten Tage mit den alten Leuten Otto [Fenichel], Milan [Morgenstern] etc. beisammen war, hab ich erst wieder gesehen, was Freunde sind. Wie schwer schliesst sich so nach dem 22–24 Jahr eine Bekanntschaft, und wie halten die andern fest! Diese Jugendbewegung [...unleserlich] ist noch immer komisch und da. Ich erinnere mich so genau an unsere Zeit. Eines Tages sitzen wir übri- gens alle in Wien! Sobald wird das ja nicht sein, aber es wird schon fühlbar.“103 101 Nicht identifizierte Mitarbeiterin. 102 UAKKA, Brief Dicker an Wottitz, undatiert, um 1924/1925, Inv.-Nr. 13.701/3. 103 UAKKA, Brief Friedl Dicker an Anny Wottitz, undatiert, um 1923/1924, Inv.-Nr. 13.712. © 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0