Page - 158 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
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Die Wiener Ateliergemeinschaft
1925–1938158
Initiative der Ateliergemeinschaft setzte jedoch erst ab 1930 ein. In diesem Jahr wurden
die Wohnungen von Hans Heller177, Karl Heller178 und Hunger179 von 1928, ein Mö-
bel der Wohnung Téry-Buschmann180 von 1930 und die auf der Ausstellung „Wiener
Raumkünstler“181 1929/1930 gezeigten Möbel veröffentlicht. Dabei wurden insbeson-
dere raumsparende Zimmerlösungen und Möbel publiziert. Die Wohnung von Karl Hel-
ler wurde beispielsweise nicht vollständig abgedruckt, sondern nur das Mädchenzimmer
und die Küche mit Einbau- und Stapelmöbeln gezeigt.
Publikationsorgane im Jahr 1930 waren Magazine und Zeitschriften aus Deutschland
wie Beyers für Alle, Ullsteins Blatt der Hausfrau182, Neue Hauswirtschaft183 und Mode und
Kultur, aber auch die englische Zeitschrift The Studio oder die polnische Architektura i
Budownictwo184.
Ein Jahr später wurden neue Projekte veröffentlicht, wie die Möbel aus dem Kinder-
zimmer der Wohnung Koritschoner von 1927 in der Zeitschrift Das schöne Heim185, der
Modesalon Kriser von 1929 in der Commercial Art186, neuerlich die Möbel der Ausstel-
lung „Wiener Raumkünstler“ in der Zeitschrift Die Form und als brandaktuelles Projekt
wurde in der u. a. von den Bauhauskünstlern Herbert Bayer und László Moholy-Nagy
gestalteten Mode- und Gesellschaftszeitschrift die neue linie187 die Wohnung Lehr in Ber-
lin von 1931 präsentiert, deren Fotos Lucia Moholy aufgenommen hatte.188 Die Veröf-
fentlichungen in dieser erst seit 1929 bestehenden Zeitschrift verdeutlichen den Kontakt
zu KünstlerInnen, die dem Bauhaus nahe standen. In der Tageszeitung Kölner Tageblatt
wurden darüber hinaus unter dem Titel „Das richtige Wohnen. Franz Singer Möbel“
177 Levetus 1930, S. 446–448; Janneau 1930, S. 181–182; Frischauer 1930a, S. 8.
178 Ullsteins Blatt der Hausfrau 1930, S. 7–8; Frischauer 1930b, S. 23; Neue Hauswirtschaft 1930,
S. 222.
179 Neue Hauswirtschaft 1930, S. 222.
180 Janneau 1930, S. 181–182.
181 Marzynski 1930, S. 273–275; Architektura i Budownictwo 1930, S. 116.
182 Ullsteins Blatt der Hausfrau ist die Vorgängerin der heutigen Frauenzeitschrift Brigitte.
183 Erna Meyer, wissenschaftliche Haushaltsexpertin, die mit ihrem Mann die Zeitschrift Neue Haus-
wirtschaft gegründet hatte, verstand sich vor allem als Vermittlerin zwischen den Frauen als Nutze-
rinnen und den Architekten als Planern. Siehe: Maasberg/Prinz, 2004, S. 127, 131.
184 Architektur und Bauwesen (Übersetzung d. Verf.).
185 Urban 1931, S. 432–434.
186 Levetus 1931, S. 267–269.
187 Mit der Mode- und Gesellschaftszeitschrift die neue linie, die von 1929–1943 erschien, wurde eine
modebewusste, intellektuelle Oberschicht, insbesondere die Frau angesprochen. Themen waren ne-
ben Mode und Literatur, Reise, Technik und Architektur. Siehe: Rössler 20092.
188 Die neue Linie 1931, S. 10–11. In der gleichen Zeitschrift erschienen 1932 auch Abbildungen des
Esszimmers aus der Wohnung Téry-Buschmann in Berlin. Siehe: Die neue Linie 1932, S. 10–11.
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Title
- Bauhaus in Wien?
- Subtitle
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Author
- Katharina Hövelmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Size
- 17.4 x 25.6 cm
- Pages
- 492
Table of contents
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482