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Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
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Page - 247 - in Bauhaus in Wien? - Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer

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Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 247 ausfindig zu machen um das Sesselgeflecht unter Vermeidung von Holzrahmen, direkt ins gelochte Stahlrohr flechten zu können. Das ist möglich, wenn das Stahlrohr mit Holzstangen gefüllt wird. Da das an den Biegungsstellen Schwierigkeiten macht, möchte ich das Stahlrohr so füllen, dass an den geraden Stellen Holz, den Biegungsstellen Kork enthalten ist. Wenn sich zeigen sollte, dass die Korkfüllung für das Flechten ebenso gut ist wie Holz, könnte man das Ganze Rohr mit Kork füllen. Ich glaube Sie sollten zwei Rahmen bei Gowal bestellen. Der eine mit Holz und Kork, der zweite ganz mit Kork gefüllt und sie beide bei Czengel[?] lochen und flechten lassen.“181 In der Patentschrift wurde die Technik so beschrieben: „Metallrohrmöbel, bei welchem die Befestigung ein- zelner Teile an dem Rohrgerippe mittels Elementen (wie Schnüre, Bänder, Geflechte od. dgl.) erfolgt, die durch Rohrkanten verletzbar sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Befestigungselemente durch Querbohrungen der Rohre und in denselben befindliche weichere Kerne gezogen sind, wobei die Kanten der Bohrlöcher in den Rohren durch das weichere Kernmaterial abgedeckt sind.“182 Mit der unsichtbaren Einflechtung anstatt eines bespannten Holzrahmens wurde eine Technik entwickelt, die zwar hohen ästheti- schen Maßstäben gerecht wurde, jedoch für eine massenweise Herstellung kompliziert, teuer und somit nicht geeignet war. Obwohl sich bei den Stahlrohr-Stühlen Typen herausbildeten, blieben sie dennoch Einzelanfertigungen, die in den Details wie beispielsweise Höhe und Neigung der Lehne voneinander abwichen. Zwei Stahlrohrstühle waren dagegen dezidierte Einzelstücke. Ein Stuhl bezieht sich unverkennbar auf den Stuhl LC7 aus dem Jahr 1927, der von der im Büro Le Corbusier tätigen Charlotte Perriand entworfen wurde. Dieser Stuhl wurde für das 1933 errichtete Gästehaus von Hildegard Auersperg-Hériot entworfen. Abweichend zu Perriands Entwurf wurde allerdings die für Singer typische Überkreuzung im Fußbe- reich des Stuhls gewählt (Abb. 208).183 Ein weiterer Stuhl wurde für die Kindergärtnerin- nen des Montessori-Kindergartens im Goethehof in Wien entworfen.184 Neben Sitzmöbeln wurden auch Tische und Liegemöbel aus Stahlrohr entwickelt. Skulptural wie Möbelentwürfe von Eileen Gray wirkt der für den Verleger Hans Epstein 1930 entworfene Schreibtisch, bei dem die Unterkonstruktion aus zwei wellenförmi- 181 AGS, Brief Franz Singer an Leopoldine Schrom, 1.4.1936. 182 AGS, Franz Singer, Metallrohrmöbel und Verfahren zu deren Herstellung, Patentamt Deutsches Reich, Zweigstelle Österreich, 156087, angemeldet: 09.12.1936, Beginn: 15.12.1938, ausgegeben: 10.05.1939. 183 In einem Brief an Hildegard Auersperg-Hériot gibt Singer Besichtigungsempfehlungen für verschie- dene Bauten in Paris an, unter anderem die Villa Stein-de-Monzie von Le Corbusier. Möglicher- weise sah Auersperg-Hériot bei ihrem Paris-Aufenthalt den Stuhl LC7 und ließ sich daraufhin vom Atelier ein ähnliches Modell entwerfen. Siehe: AGS, Brief Franz Singer an Hildegard Auersperg- Hériot, 25.5.1933. 184 BHA, Fotosammlung, Franz Singer, Inv.-Nr. 9408/2. © 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
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Bauhaus in Wien? Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Title
Bauhaus in Wien?
Subtitle
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
Author
Katharina Hövelmann
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-205-21316-1
Size
17.4 x 25.6 cm
Pages
492

Table of contents

  1. 1 Einleitung 9
  2. 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
  3. 1.2 Forschungsstand 10
  4. 1.3 Quellenlage 15
  5. 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
  6. 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
  7. 2.1 Die Zeit in Wien 27
  8. 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
  9. 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
  10. 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
  11. 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
  12. 2.2.2 Unterricht 56
  13. 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
  14. 3 Berufliche Anfänge 89
  15. 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
  16. 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
  17. 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
  18. 3.2.2 Die Auflösung 114
  19. 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
  20. 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
  21. 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
  22. 4.3 AuftraggeberInnen 140
  23. 4.4 Strategien der Bewerbung 147
  24. 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
  25. 4.4.2 Fotografie 154
  26. 4.4.3 Publikationen 157
  27. 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
  28. 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
  29. 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
  30. 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
  31. 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
  32. 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
  33. 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
  34. 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
  35. 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
  36. 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
  37. 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
  38. 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
  39. 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
  40. 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
  41. 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
  42. 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
  43. 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
  44. 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
  45. 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
  46. 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
  47. 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
  48. 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
  49. 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
  50. 5.4.5 Kachelöfen 302
  51. 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
  52. 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
  53. |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
  54. 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
  55. 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
  56. 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
  57. 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
  58. 5.5.3.1 Einwohnräume 339
  59. 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
  60. 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
  61. 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
  62. 6 Resümee und Ausblick 417
  63. 7 Anhang 425
  64. 7.1 Quellentexte 425
  65. 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
  66. 7.3 Archive und Sammlungen 431
  67. 7.4 Literatur 436
  68. 7.5 Webseiten 473
  69. 7.6 Bildnachweis 477
  70. 7.7 Abkürzungen 480
  71. 7.8 Abstract 481
  72. 7.9 Register 482
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