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26 Bildung überdenken • ein globales Gemeingut?
internationaler normativer Rahmenwerke und deren Umsetzung besteht, ein zu-
nehmendes Spannungsverhältnis zwischen der Dynamik von Macht und der Geltung
von Rechten, die gesetzlich verankert sind. In vielen Fällen werden die Bemühungen
um eine Etablierung von Recht und Gerechtigkeit, international wie auch national,
durch die Hegemonie mächtiger Interessengruppen vereitelt. Wir stehen also vor der
Herausforderung, die universellen Menschenrechte sowohl auf rechtlichem Wege als
auch durch soziale, kulturelle und ethische Normen durchzusetzen.
Das Geschlecht ist seit Langem ein wichtiges Element von Diskriminierung. Die
Rechte der Frau wurden in den letzten Jahrzehnten gestärkt, namentlich durch
Bestrebungen zur breiteren Anwendung des Übereinkommens zur Beseitigung jeder
Form von Diskriminierung der Frau (1979) und zur Umsetzung der Aktionsplattform
der Weltfrauenkonferenz von Peking (1995). Doch obwohl bedeutende Fortschritte
in der Gleichstellung der Geschlechter beim Zugang zu Gesundheits- und Bildungs-
einrichtungen erzielt wurden, waren die Verbesserungen in Bezug auf das Mit
sprache-
recht und die Partizipation von Frauen am sozialen, wirtschaftlichen und politischen
Le ben weniger gross.29 Die Mehrheit der Menschen, die in extremer Armut leben,
sind Frauen.30 Sie bilden weltweit auch die Mehrheit unter den jugendlichen und
erwachsenen Analphabeten.31 Ausserdem haben Frauen weltweit weniger als 20
Prozent der Parlamentssitze inne.32 Die immer schon fragile Situation der Frauen
am Arbeitsmarkt, insbesondere im informellen Sektor, verschärft sich zusätzlich
durch den harten Wettbewerb um die Arbeitsplätze, der durch die geringeren Be-
schäftigungsmöglichkeiten und die Auswirkungen wiederholter Wirtschafts- und Finanz
krisen entstanden ist. Derzeit befindet sich die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in
prekären Arbeitsverhältnissen, ohne sicheren Arbeitsplatz und ohne Absicherung
gegen Wirtschaftsschocks.33 Dies kommt zur bestehenden Frauendiskriminierung in
Bezug auf Lohn und Aufstiegschancen noch hinzu.
"Neue Wissenshorizonte
Die Cyberwelt
Ein entscheidendes Merkmal der heutigen Entwicklung ist die Entstehung und
Ausdehnung der Cyberwelt, die durch die spektakuläre Zunahme der Inter net-
konnektivität und der Verbreitung der Mobiltechnologie stimuliert wird.34 Wir leben
in einer vernetzten Welt. Schätzungsweise 40 Prozent der Weltbevölkerung nutzen
29 UNO. 2013. A New Global Partnership: Eradicate poverty and transform economies through sustainable
development, Report of the High-level Panel of eminent persons on the post-2015 development agenda.
New York, Vereinte Nationen.
30 ibd.
31 UNESCO. 2014. Teaching and Learning: Achieving quality for all. EFA Global Monitoring Report 2013–
2014. Paris, UNESCO.
32 UN Women. 2011. Progress of the World’s Women: In Pursuit of Justice. New York, UN Women.
33 ILO. 2012. Global Employment Trends for Women. Genf, ILO.
34 Internationale Fernmeldeunion (ITU). 2013. Trends in Telecommunication Reform: Transnational aspects of
regulation in a networked society. Genf, Internationale Fernmeldeunion.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Title
- Bildung überdenken
- Subtitle
- Ein globales Gemeingut?
- Editor
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 96
- Category
- Geisteswissenschaften