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Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Page - 84 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

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84 Nachweis von Pichung auf Gefäßen eher mit der Vorratshaltung als mit der Nahrungszubereitung in Verbindung gebracht. Zumindest können sich diese Annahmen auf die Zubereitung von Speisen durch Erwärmen, d. h. Garen, Kochen etc. beziehen. Die Nahrungsaufbereitung umfasst insgesamt vielfäl- tige Tätigkeiten, die nicht zwingend Hitzeeinwirkung vorsehen. Übergänge zwischen Nahrungsaufberei- tung und Vorratshaltung können fließend sein, z. B. Einlagerung zur Bevorratung und/oder Gärung. Die mögliche Funktion einzelner Typen wird im Rahmen der jeweiligen Typenbildung und -beschreibung diskutiert. Wegen der bestehenden Unschärfen im Zusammenhang mit der funktionalen Klassifizie- rung von grober Gefäßkeramik, besonders hinsicht- lich der mengenmäßig größten Gruppe der Töpfe, wurde auf eine detailliertere grafische Darstellung als Diagramm Abb. 27 verzichtet251. Dreifußschüsseln Im Folgenden wird auf einige allgemeine Aspekte von Dreifußschüsseln eingegangen, die für sämtli- che definierte Typen Gültigkeit besitzen. Im vorliegenden Spektrum grober Gefäßkeramik lassen sich Dreifußschüsseln verschiedener Form- gebung differenzieren. Grundlegend ist eine Unter- scheidung in Dreifußschüsseln mit sog. kalotten- förmigem Gefäßkörper und nach innen geneigter Mündung (Typen 1 ff.) und Dreifußschüsseln mit Wandknick und nach außen geneigter Mündung (Typen 2 ff.) zu treffen. Der vorliegende Befund ist damit ein weiterer Beleg für die kontemporäre Ver- wendung und sehr wahrscheinlich auch Erzeugung dieser beiden von der provinzialrömischen Kera- mikforschung traditionell unterschiedenen und mit einer typologischen Abfolge verknüpften Dreifuß- schüsseln. Das tatsächliche Verhältnis der beiden grundlegend zu differenzierenden Dreifußschüssel- formen (Typ 1 : Typ 2) im vorliegenden Fundma- terial ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, da die letztendlich zur konkreten Ansprache als Dreifuß- schüssel notwendige Bodenpartie lediglich in sechs Fällen komplett oder zumindest teilweise erhalten ist, was ein (wahrscheinlich verfälschtes) Verhält- nis von 3 : 3 ergeben würde. Bezieht man sämtliche Mündungsfragmente, bei denen es sich zwar sehr wahrscheinlich, aber letztlich nicht gesichert um Dreifußschüsseln handeln könnte, (in die Kalku- lation) mit ein, ergibt sich ein (wahrscheinlich kor- rekteres) Verhältnis von 6 : 16. Dieses Ergebnis ist einerseits plausibel mit der grundsätzlichen Über- schneidung von Lauf- und wahrscheinlich auch von Produktionszeiten der beiden Typen zu verknüpfen, liefert andererseits vielleicht ein Indiz dafür, dass 251 Es wurden lediglich Gefäße berücksichtigt, die einigermaßen eindeutig einer der gewählten Kategorien zugeordnet werden können. während der zweiten Hälfte des 2. Jahr hunderts n. Chr. tendenziell mit einer zunehmenden Herstel- lung und Verwendung von Typ 2 gegenüber Typ 1 zu rechnen ist. Dass von einer Überschneidung der Laufzeiten der beiden Dreifußschüsseltypen aus- zugehen ist, wurde bereits durch die Analyse von Grabzusammenhängen, die beide Typen enthalten, angedeutet252. Eine Aussage zur Tendenz bezüg- lich einer Ab- oder Zunahme eines Typs gegenüber dem anderen konnte jedoch durch die Auswertung von Grabbeigaben nicht getroffen werden, da in der Regel in Bestattungen, die beide Typen aufweisen, nur ein Typvertreter pro Typ niedergelegt worden war. In mehreren Fällen (Kat. 5. 7. 13. 15. 19) konnten die zu den jeweiligen Dreifußschüsseln gehörenden Deckel (Kat. 4. 6. 12. 14. 18) identifiziert werden oder haben sich diese erhalten. Die Deckelränder sind jeweils sorgfältig auf das Mündungsprofil des jeweiligen Dreifußschüsseltyps abgestimmt ausge- führt. Vielleicht ein weiteres Indiz dafür, dass es sich bei den Dreifußschüsseln und zugehörigen Deckeln um Kochgeschirrgarnituren handelt. Mit der mög- lichen Verwendung als Kochgefäß darf vielleicht auch die vor allem an Vertretern des Typs 1 fest- stellbare mehrfache Profilierung der Gefäßwandung in Zusammenhang gebracht werden. Es könnte sich dabei weniger um ein dekoratives, sondern vielmehr um ein haptisch-funktionales Merkmal handeln, welches das Manipulieren der gefüllten und heißen Dreifußschüsseln erleichtern sollte. Die nach außen geneigte Mündung des Typs 2 gewährleistet an sich bereits eine gute Angriffsfläche, die Anbringung ent- sprechender akzentuierter Profilierungen, die mit einem weiteren Produktionsschritt verbunden ist, erübrigt sich deshalb. An keiner der aus Periode II/II+ vorliegenden Drei- fußschüsseln konnten Spuren, die von einem Sta- peln der Gefäße im Töpferofen stammen könnten, festgestellt werden. Ante cocturam angebrachte Markierungen liegen weder von Schüsseln noch von Deckeln vor. Dreifußschüssel Typ 1.1 (Kat. 5. 7) Zu den charakteristischen formalen Merkmalen der Dreifußschüssel Typ 1 zählen der schnabelför- mig horizontal nach innen geneigte Rand und das horizontal bis leicht aufwärts nach außen geneigte Deckelauflager. Die scharfkantige Ausführung von Mündungsprofil und Deckelauflager sowie die Anbringung mehrerer deutlich unterschnittener hori- zontaler Rillen sind diagnostische Merkmale, wel- che den Typ 1.1 deutlich vom Typ 1.2 abgrenzen. Die Außenkonturen des Gefäßkörpers beschreiben etwa eine Ellipse. Zur relativ exakten Ausführung 252 z. B. Artner 1994, 81 Taf. 29, 4  –  5 (Grab 65, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.).
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Title
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Author
Christoph Hinker
Publisher
Österreichisches Archäologisches Institut
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
344
Keywords
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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