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Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Page - 87 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

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87 Erhaltungszustandes und geringen Nachweises auf eine Typenbildung verzichtet. Die Dreifuß- oder Knickwandschüssel Kat. 25 ist stark sekundär verbrannt. Neben der abgerundeten, nach außen geneigten Mündung und dem Wand- knick können mehrere horizontale Rillen am Gefäß- körper als spezifische Merkmale angesprochen werden. Eine Parallele ist in Zeil bei Stubenberg belegt268. Die Dreifuß- oder Knickwandschüssel Kat. 26 weist ein nach außen, leicht aufwärts orientiertes Mün- dungsprofil mit deutlichem Absatz an der Innenseite auf. An der Innenseite des Gefäßkörpers sind aus- geprägte Drehrillen feststellbar. Die Dreifuß- oder Knickwandschüsseln Kat. 27  –  28 weisen einen geschwungeneren Wandungsverlauf mit deutlich abgerundetem Wandungsumbruch auf. Das Mündungsprofil ist horizontal nach außen ori- entiert. Die Dreifuß- oder Knickwandschüssel Kat. 29 ist durch den einfachen Horizontalrand und den Wan- dungsknick gekennzeichnet. Der Horizontalrand spricht gegen eine Zuordnung zum Typ 2.1, der u. a. durch ein leicht aufwärts geneigtes Mündungs- profil gekennzeichnet ist. Die Dreifuß- oder Knickwandschüssel Kat. 30 ist durch die scharf und vielfach gegliederte Gefäß- wand sowie durch das eingesattelte Mündungsprofil gekennzeichnet. Auf halber Höhe zwischen Wan- dungsknick und Mündung ist ein deutlicher Einzug festzustellen. Parallelen sind in Gleisdorf nachge- wiesen269. Das Fußfragment Kat. 31 weist starke sekundäre Brandspuren auf. Die Signifikanz des Fragments liegt primär im Nachweis taphonomischer Prozesse, sekundär im Nachweis einer (formal-typologisch nicht näher bestimmbaren) Dreifußschüssel. Schüssel Typ 1 (Kat. 32) Die Schüssel Kat. 32 ist durch das geschwungene Mündungsprofil mit deutlichem konkavem Einzug gekennzeichnet. Der Rand ist schräg aufwärts nach außen orientiert und leicht verdickt. An der Innen- seite weist die Mündung eine deutliche konkave Einsattelung auf. Der maximale Gefäßdurchmesser liegt auf Höhe des Übergangs zum obersten Viertel des Gefäßkörpers. Formale Ähnlichkeiten bestehen zu dem »Typ 17.1: Schüssel mit schräg aufsteigendem, gerillten Hori- zontalrand« aus Carnuntum-Petronell270. Typ- vertreter sind in Poetovio-Ptuj271 und Sirmium- 268 Mit weiteren Parallelen aus Lentia-Linz und Iuvavum-Salz- burg: Artner u. a. 1997, 66. 68 f. Taf. 1, 5 (Grabbau, 2.–3. Jh. n. Chr.). 269 Jeschek 2000, Taf. 88, 176  –  177. 270 Petznek 1997, 241 f. (≈ flavisch); Petznek 1998, 334. 337 Taf. 36, 677. 271 Mikl-Curk – Tušek 1985, 300 Taf. 3, 2 (Poetovio-Ptuj/Vičava). Sremska Mitrovica272 nachgewiesen. Da es sich bei der aus 20 Fragmenten rekonstruierbaren Schüssel Kat. 32, die zudem deutliche sekundäre Brandspuren aufweist, kaum um ein aus jüngeren Straten infiltriertes Artefakt handeln kann, ist die angenommene ausschließlich spätantike Zeitstel- lung von Typvertretern aus Flavia Solva-Wagna273 als obsolet zu betrachten. Eine mögliche funktionale Ansprache der Schüs- sel Typ 1 nach formalen Kriterien als Kochgefäß ist naheliegend, bleibt aber spekulativ. Die am vor- liegenden Typvertreter festgestellten sekundären Brandspuren hängen mit der Genese des Befunds durch eine Brandkatastrophe zusammen und sind keine Verfärbungen, die von der Hitze eines Herd- feuers stammen. Besonders die schlechter erhal- tene Seite des Gefäßes weist deutliche Brand- spuren in Form einer ›Körnung‹ mit grauschwarz ›verschlackten‹ Partikeln (wohl vorwiegend Glim- mer) auf (vgl. Kap. 7). Die spezielle Ausformung der Innenseite des Mündungsprofils mit deutlichem Absatz dient wohl zur Aufnahme eines entsprechen- den Deckels. Auffallend sind die formalen Ähnlichkeiten mit den Töpfen vom Typ 6, weshalb es sich vielleicht um kombinierte Schüssel-Topf-Garnituren, die mög- licherweise aus einer gemeinsamen Produktion stammen, handeln könnte. Sowohl die vorliegende Schüssel vom Typ 1 als auch drei (von vier) Töpfen Typ 6 sind Fabrikat II zuzurechnen. Es ist in diesem Zusammenhang jedoch einzuräumen, dass es sich bei Fabrikat II um das bezüglich dem vorliegenden Spektrum grober Gefäßkeramik generell dominie- rende Fabrikat handelt. Schüssel Typ 2 (Kat. 33  –  36) Die großen Schüsseln vom Typ 2 sind durch das nach innen geneigte Mündungsprofil mit deutli- chem, kantig bis abgerundetem Wandungsknick gekennzeichnet. Der maximale Gefäßdurchmesser liegt knapp unter der Mündung. Die Schüsseln Kat. 33  –  36 können dem Typ 2 zugerechnet werden. Ähnlichkeiten bestehen zum Typ S 4.1 »Schüsseln mit nach innen geboge- nem Rand« aus dem Vicus von Kalsdorf274. For- male Abweichungen bestehen in der mehr oder weniger kantigen oder rundlichen Ausführung des Mündungsprofils, die vielleicht für den schärfer profilierten Typvertreter Kat. 33 auf zusätzlichen Werkzeugeinsatz (»Formholz« [?]) zur Formge- 272 Brukner 1981, 94 Taf. 85, 79. 273 Kainz 1989, 101 Taf. 2, 3. von oben. 274 Pammer-Hudeczek 2009, 375 f. Typentaf. 9; 387. 427 Taf. 20, 83  –  84 (Grube 4, 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.); 389. 434 Taf. 27, 41 (Grube 5, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.); 393. 445 Taf. 38, 74 (Grube 6, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.); 396. 453 Taf. 46, 16 (Grube 9, 2. Jh. n. Chr.); 405. 482 Taf. 75, 83 (Grube 12, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.).
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Title
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Author
Christoph Hinker
Publisher
Österreichisches Archäologisches Institut
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
344
Keywords
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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