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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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90 Einhenkelkrug Typ 2 (Kat. 51  –  52) Der Krug Typ 2 ist durch den stark konkaven Hals- einzug und die kaum verdickte, relativ lang schräg auswärts ›gestreckte‹ Mündung gekennzeichnet. Eine konkrete Ansprache als Krug ist nur für den Typvertreter Kat. 51 möglich, da sich ein anpas- sendes Henkelfragment erhalten hat. Formale Ähn- lichkeiten sprechen für eine Zuordnung des Mün- dungsfragments Kat. 52 an einen Krug vom Typ 2. Funktional sind die Gefäße dem Tafel- und/oder Vorratsgeschirr zuzurechnen. Beide aus Periode II/ II+ von Flavia Solva-Wagna vorliegenden Krüge Typ 2 sind dem Fabrikat II zuzuweisen. Becher Typ 1 (Kat. 53), Variante 1.1 (Kat. 54  –  55) Der Becher Kat. 53 besitzt eine leicht verdickte Mün- dung und weist einen konkaven Halseinzug sowie einen horizontalen Grat zwischen Hals und Bauch- zone des Gefäßes auf. Vielleicht darf der Grat funk- tional als Markierung der maximalen Füllmenge des Gefäßes interpretiert werden. Eine Parallele für den Becher Typ 1 ist in Kapfenstein nachgewiesen303. Dimensionen und sorgfältige Ausführung sprechen für eine Verwendung als Trinkbecher. Die formalen Ähnlichkeiten zwischen dem Becher Kat. 53 und den Bechern Kat. 54  –  55 erlauben die Zuweisung letzterer an die Variante 1.1. Zur näheren chronologischen Einordnung von Typvertretern aus dem Stadtterritorium von Flavia Solva-Wagna liegen Parallelen aus Köflach-Pich- ling304 und Leitersdorfberg305 vor. Die angeführten Nachweise aus datierten Fundzusammenhängen erlauben eine Ausdehnung der nach den Typvertre- tern aus Insula XLI definierten Mindestlaufzeit auf zumindest das gesamte 2. Jahr hundert n. Chr. Weitere Becherformen ohne Typenbildung (Kat. 56  –  58) Bei verschiedenen Becherformen wurde wegen des fragmentarischen Erhaltungszustandes und gerin- gen Nachweises auf eine Typenbildung verzichtet. Der Becher/Topf Kat. 56 ist durch ein nach außen orientiertes Mündungsprofil und eine konkav einge- zogene Halszone gekennzeichnet. Das Bodenfragment Kat. 57 dürfte von einem Becher stammen. Die horizontalen Rillen sind viel- leicht eine Anlehnung an Glasbecher mit geschlif- fenen Rillen und dienen wahrscheinlich der verbes- serten Handhabung. Das Gefäß ist funktional dem Tafelgeschirr und innerhalb dieser Kategorie dem Trinkgeschirr zuzurechnen. 303 Urban 1984, 76 f. Taf. 54, A8 (Hügel 4, 2. Hälfte 1.–2. Jh. n. Chr.). 304 Chornitzer 1995, 198. 211, Taf. 1, 5 (Grab 7, 1.–2. Jh. n. Chr.). 305 Wagner 1999, 732. 735 Taf. 1, 1 (Grabhügel 1, ≈ Anfang 2. Jh. n. Chr.). Das Bodenfragment Kat. 58 dürfte von einem Becher stammen. Nach den in situ in diesem Bodenfragment aufgefundenen Münzen Mü 30, 34, 40 und 193 könnte es sich jedoch auch um eine Sparbüchse oder um einen als solche verwende- ten Becher handeln (vgl. Kap. 10; 11.1.3.1)306. Das Fabrikat II spricht dagegen, dass es sich bei dem Fragment um den Bestandteil einer originären Spar- büchse307 handelt, da für ein solches Gefäß eher ein feinkeramisches Fabrikat zu erwarten wäre. Vorratstopf mit Schulterleiste Schörg. 429 (Kat. 59  –  70), Variante Schörg. 429.1 (Kat. 71  –  73) Die Form Schörg. 429 ist durch die sog. Schulter- leiste gekennzeichnet. Das Mündungsprofil ist hori- zontal oder leicht aufwärts nach außen orientiert. Der Gefäßkörper weist in der Regel einen Besen- oder Kammstrichdekor, mitunter kombiniert mit Wel- lenlinien, auf. Die Größe der Gefäße und Nachweise von Pichung an Typvertretern308 rechtfertigt wohl eine Ansprache der Form Schörg. 429 als Vorratsgefäß. Die Gefäße Kat. 59  –  70 sind als Typvertreter Schörg. 429 anzu- sprechen. Sog. Vorratstöpfe mit Schulterleiste Schörg. 429 können nach der Form des Mündungsprofils wei- ter differenziert werden. Im vorliegenden Fund- material liegt mit den Typvertretern Kat. 71  –  73 eine Variante (Schörg. 429.1) vor, die durch das zusätzlich an der Innenseite verdickte Mündungs- profil gekennzeichnet ist. Bei dem Mündungsfrag- ment Kat. 72 dürfte es sich um einen Vertreter der Variante Schörg. 429.1 handeln. Da die Zone am Gefäßumbruch an der gewöhnlich die Schulter- leiste angebracht ist, fehlt, kann die Zuweisung nur unter Vorbehalt erfolgen. Bemerkenswert ist der Typvertreter Kat. 73, dessen Mündungsprofil formal LT-D-Dolia nahesteht. Während spätlatène- zeitliche Dolia vom Frauenberg309 möglicherweise als Vorbilder betrachtet werden dürfen310, belegen der vorliegende Typvertreter aus Insula XLI sowie weitere vom Frauenberg311 und aus Riegersburg312 vielleicht die formale Weiterentwicklung während der römischen Kaiserzeit. Weitere Parallelen für die generierte Variante Schörg. 429.1 liegen aus der Weststeiermark aus Grünau313 und Lassenberg314 306 Groh 1996, 63 f. 307 Vgl. Brukner 1981, 112 Taf. 132, 6. 308 Hinker 2003, 15. 309 Tiefengraber 1997, 688. 691. 701 Taf. 6, 2 (LTD?). Diesem ist vielleicht ein Randprofil eines Doliums vom Leopoldsberg vergleichbar: Urban 1996, 200 Abb. 2, Nr. 11. 310 Vgl. Fürnholzer – Hinker, in Druck. 311 Tiefengraber 1997, 692. 709 Taf. 14, 6 (römerzeitlich?). 312 Bauer 1997, 96. 153 Taf. 12, R136 (römerzeitlich?). 313 Fürnholzer – Hinker (in Druck) (Vorratstopf mit Schulterleiste Schörg. 429.1, Grünau Kat. 9, 10 [?], 12, 27, 28 [?], 2. Jh. n. Chr.). 314 Lamm 2000, 50, Nr. 1.
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Title
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Author
Christoph Hinker
Publisher
Österreichisches Archäologisches Institut
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
344
Keywords
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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