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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Page - 93 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

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93 zusammenhängen als die vorliegenden Typvertreter aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva- Wagna. Die nachgewiesene Menge und der nahezu komplett erhaltene Typvertreter Kat. 134 sprechen jedoch dagegen, dass es sich bei den vorliegen- den Töpfen und Topffragmenten jeweils um jüngere Intrusionen handelt. Die bisher von der Forschung auch in Zusammenhang mit dem Fabrikat II.1 für vergleichbare ›Waren‹ favorisierte primäre chrono- logische Verknüpfung von Typvertretern mit Befun- den der Soldatenkaiserzeit und Spätantike337 wird dadurch relativiert. Eine Variante 4.1 liegt mit den Töpfen Kat. 135  –  136 vor und ein Vergleichsbeispiel zur Variante 4.1 ist in Virunum-Zollfeld nachgewiesen338. Typvertreter des Typs 4 sowie der Variante 4.1 aus dem vorliegenden Fundmaterial sind stets redu- zierend gebrannt. Bemerkenswert hinsichtlich des Fabrikats ist, dass sämtliche Keramikgefäße aus dem Fabrikat II.1 auf Typvertreter des Typs 4 oder der Variante 4.1 entfallen. Des Weiteren sind Typ- vertreter Typ 4, die dem Fabrikat II zuzurechnen sind, im vorliegenden Fundmaterial der Periode II/ II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna nachge- wiesen. Da hinsichtlich Fabrikat und Form entspre- chende Parallelen aus dem Vicus von Gleisdorf vor- liegen, dürfen wir vielleicht davon ausgehen, dass Töpfe, die dem Typ 4 oder der Variante 4.1 zuzu- rechnen sind, vorwiegend im Fabrikat II.1 erzeugt wurden. Ob die thermischen Eigenschaften der Cal- citmagerung auch die bevorzugte Verwendung der Gefäße als Kochtöpfe belegen, muss offenbleiben. Die Größenverhältnisse der Typvertreter Kat. 134 und Kat. 136 legen vielleicht eine Verwendung als Kochtöpfe nahe. Allerdings ist auch auf den wesent- lich größeren Typvertreter Kat. 131 hinzuweisen, für den eher eine Funktion als Vorratsgefäß plausibel erscheint. Topf Typ 5 (Kat. 137  –  140), Variante 5.1 (Kat. 141) Der Topf Typ 5 ist durch eine schräg aufwärts nach außen geneigte Mündung und den bauchigen Gefäßkörper gekennzeichnet. Charakteristisch ist eine konkave Ausnehmung an der Innenseite des Mündungsprofils. Die Halszone kann durch einen horizontalen Grat gegliedert sein. Die Töpfe Kat. 137  –  140 können dem Typ 5 zuge- ordnet werden. Typvertreter sind in Poetovio-Ptuj339 und Spodnji Porčič340 nachgewiesen. Mäßig ähnli- che Parallelen liegen aus Riegersburg vor341. Töpfe mit entsprechendem Profil, allerdings abweichen- 337 Kainz 1989, 99  –  102. Zuletzt: Gutjahr – Roscher 2004, 482 f. 338 Jernej – Gugl 2004, 199 Taf. 5, 108 (Fundkomplex 1, 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.). 339 Istenič 2000, 135. 346 Taf. 86, 4 (Grab 432, 1.–2. Jh. n. Chr.); 182. 379 Taf. 119, 10 (Grab 566, t.p.q.: Nerva). 340 Koprivnik 1995, 83 Taf. 8, 1. 341 Bauer 1997, 90. 96. 151 R114  –  R116. der Gestaltung der Halszone aus Carnuntum-Pet- ronell wurden in die Mitte des 2. Jahr hunderts n. Chr. datiert. Bemerkenswert ist ein Typvertreter aus dem Werkstättenbereich des Steinkastells 1 des Auxiliarlagers, der dem zweiten Drittel des 2. Jahr- hunderts n. Chr. angehören dürfte oder vielleicht auch geringfügig jünger ist342. Der der Variante 5.1 zugewiesene Topf Kat. 141 weist formale Unterschiede auf. Das Mündungs- profil ist geschwungener ausgeführt und im Bereich des Halseinzuges deutlich verdickt. Parallelen zur Variante 5.1 sind in Carnuntum-Petronell343 und Poetovio-Ptuj344 belegt. Von den Funden aus Carn- untum-Petronell verdient ein Randfragment aus dem Steinkastell 1 des Auxiliarkastells besondere Erwähnung, das dem zweiten Drittel des 2. Jahr- hunderts n. Chr. zuzurechnen ist345. Für Poetovio- Ptuj darf nach Funden von Töpfereiabfall von einer Produktion entsprechender Töpfe ausgegangen werden346. Die angeführten Parallelen zum Typ 5 und zur Vari- ante 5.1 legen nahe, die angenommene Mindest- laufzeit auf das gesamte 2. Jahr hundert n. Chr. aus- zudehnen. Die Größe der Gefäße spricht vielleicht für eine vorwiegende Verwendung als Kochgeschirr. Die aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna vorliegenden Töpfe vom Typ 5 und der Variante 5.1 sind abgesehen vom Topf Kat. 139, dessen Fabrikat nicht mit Sicherheit zu bestimmen ist, dem Fabrikat II zuzurechnen. Topf Typ 6 (Kat. 142  –  146), Variante 6.1 (Kat. 147) Die Töpfe Kat. 142  –  146 sind dem Topf Typ 6 zuzu- ordnen. Dieser ist durch den schlanken Gefäßkör- per, eine nach außen geneigte, verdickte Mündung mit Profilierung und die Gliederung der Halszone durch Absätze oder Grate definiert. Ähnlichkeiten bestehen zum »Topf mit ausgeboge- nem, kantig verdicktem Rand 3.4.2« aus Favianis- Mautern347. Typvertreter wurden im Vicus von Favi- anis-Mautern während Periode 3 (130/140  –  170 n. Chr.) erzeugt348. Die Zuordnung von Kat. 143 an den Typ 6 ist aufgrund der unvollständig erhaltenen Mündung nicht sicher. Auffallend sind die formalen Ähnlichkeiten zu Schüsseln vom Typ 1, die mit Töpfen vom Typ 6 342 Kronberger 1997, 90 Taf. 9, 83. 343 Jobst u. a. 1987, 220. 237, Nr. 107. 344 Istenič 2000, 63. 294 Taf. 34, 2 (Grab 158, 1.–2. Jh. n. Chr. [?]). 345 Kronberger 1997, 90 f. Taf. 9, 82 (Brunnen G2, mit weiteren Parallelen aus einer markomannenkriegzeitlichen Zerstö- rungsschicht in Cetium-St. Pölten). 346 Curk u. a. 1984, 62  –  64. 66 Abb. 3, links oben (Komplex A, ab Ende 1. Jh. n. Chr. [?]). 347 Sedlmayer 2006a, 355 Beil. 34. 348 Groh 2006, 68  –  71 Abb. 46  –  51.
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Title
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Author
Christoph Hinker
Publisher
Österreichisches Archäologisches Institut
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
344
Keywords
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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