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Köflach-Pichling364, Poetovio-Ptuj365, Ranners-
dorf366, am Seggauberg367, im Hügel gräber feld
von Saaz368 und in Södingberg369 nachgewiesen.
Die angeführten Parallelen sprechen für eine Aus-
dehnung der Mindestlaufzeit von flavischer bis in
severische Zeit. Eine Produktion von Typvertretern
konnte konkret im Vicus von Favianis-Mautern wäh-
rend Periode 3 (130/140 – 170 n. Chr.) nachgewie-
sen werden370.
Sämtliche aus Periode II/II+ der Insula XLI von Fla-
via Solva-Wagna vorliegenden Typvertreter Schörg.
361 sind dem Fabrikat II zuzuweisen.
Weitere Topfformen ohne Typenbildung
(Kat. 158 – 173)
Bei verschiedenen Topfformen wurde wegen des
fragmentarischen Erhaltungszustandes und gerin-
gen Nachweises auf eine Typenbildung verzichtet.
Der Topf Kat. 158 besitzt ein horizontal nach außen
geneigtes, leicht unterschnittenes, rundliches Mün-
dungsprofil. Der Gefäßkörper weist Besen- oder
Kammstrichdekor auf.
Das einfache, schräg nach außen geneigte Mün-
dungsprofil des Topfes Kat. 159 weist kaum signi-
fikante Merkmale auf. Der Topf Kat. 160 ist durch
einen deutlichen Halseinzug und das leicht tropfen-
förmig verdickte Mündungsprofil gekennzeichnet.
Topf Kat. 161 weist ein geringfügig verdicktes Mün-
dungsprofil, das außen durch eine horizontale Rille
gegliedert ist, auf. Topf Kat. 162 besitzt einen deut-
lichen Halseinzug. Das Mündungsprofil ist schräg
nach außen gestellt, kantig bis abgerundet und
geringfügig unterschnitten. Topf Kat. 163 ist durch
ein schräg nach außen geneigtes, kantig bis abge-
rundetes, verdicktes Mündungsprofil gekennzeich-
net. Der Gefäßkörper besitzt einen deutlichen ›bau-
chigen‹ Schwung und einen Halseinzug, der durch
eine Profilierung zwischen je einer horizontalen
Rille gekennzeichnet ist. Topf Kat. 164 weist einen
mehrfach profilierten Halseinzug auf. Das Mün-
dungsprofil ist verdickt und besitzt an der Innenseite
einen charakteristischen Falz, bei dem es sich um
ein Deckelauflager handeln dürfte. Bemerkenswert
ist der Dekor der Gefäßlippe mit Wellenlinien. Topf
Kat. 165 entspricht dem Typ »Topf mit ausgeboge-
nem, deutlich verdicktem Rand 1.3« aus Favianis-
364 Fuchs 1994, 128. 135 Taf. 5, 70. Chornitzer 1995, 204. 217
Taf. 7, 3 (SE 27).
365 Istenič 2000, 199 f. 391 Taf. 131, 9 (Grab 607, 2. Hälfte 1.–1.
Hälfte 2. Jh. n. Chr.).
366 Schrettle – Tsironi 2007, 270. 304 Taf. 15, 5. 8 (SE 97).
367 Fürnholzer – Heymans 2000, 687 Abb. 919.
368 Artner 2003, 153 – 156 Abb. 13, 4 (Hügel 41, Bestattung 3,
traianisch–hadrianisch).
369 Wagner 2000, 484. 493. 528 Taf. 24, 1 – 3.
370 Groh 2006, 69 – 72 Abb. 46; 52 f.; 328 (O54). Mautern371. Topf Kat. 166 entspricht dem Typ »Topf
mit ausgebogenem, deutlich verdicktem Rand 1.2«
aus Favianis-Mautern372. Topf Kat. 167 ist durch
einen Halseinzug und die mehrfache Gliederung der
Schulterzone durch horizontale Absätze gekenn-
zeichnet. Das Mündungsprofil ist verdickt, leicht
unterschnitten und weist an der Innenseite einen
horizontalen Falz auf. Auf dem Wandfragment des
Topfes Kat. 168 sind geringfügige Reste einer Wel-
lenlinie erhalten.
Das (Topf-?)Fragment Kat. 169 weist sekundäre
Brandspuren auf. Die Signifikanz des Fragments
liegt primär im Nachweis taphonomischer Prozesse.
Das Wandfragment Kat. 170 weist einen Wellen-
banddekor auf. Die Bodenfragmente Kat. 171 –
173
zeigen annähernd im Zentrum der Bodenaußen-
seite positive Abdrücke von sog. Kreuz- oder Rad-
speichenmarken.
Deckel Typ 1 (Kat. 4. 6. 174)
Der Deckel Typ 1 ist durch den charakteristischen
konkaven, hakenförmigen Rand gekennzeichnet.
Die Deckel Kat. 4, 6 und 174 werden Typ 1 zuge-
ordnet. Die Deckel der Dreifußschüsseln Kat. 5 und
7 legen nahe, dass es sich bei Deckeln vom Typ 1
primär um Deckel von Dreifußschüsseln vom Typ 1
handelt. Bei den aus Periode II/II+ der Insula XLI
von Flavia Solva-Wagna vorliegenden Deckeln vom
Typ 1 überwiegt das Fabrikat II.
Deckel Typ 2 (Kat. 12. 14. 18. 175 – 180)
Deckel vom Typ 2 sind durch das gegenüber Typ 1
und 3 vorhandene horizontale Auflager an der Profil-
innenseite gekennzeichnet. Die Deckel Kat. 12, 14,
18 und 175 – 180 sind diesem Typ zuzurechnen.
Nach Ausweis der Typvertreter Kat. 12 und 14 dürfte
es sich bei Deckeln vom Typ 2 primär um Deckel
von Dreifußschüsseln vom Typ 2 handeln.
Die Deckel vom Typ 2 sind abgesehen von Typver-
treter Kat. 18 Fabrikat II zuzurechnen.
Deckel Typ 3 (Kat. 181 – 183)
Deckel vom Typ 3 sind durch die gegenüber Deckeln
vom Typ 1 deutlich weniger stark ausgeprägte kon-
kave Ausnehmung an der Profilinnenseite gekenn-
zeichnet. Die Deckel Kat. 181 – 183 sind diesem Typ
zuzuweisen und vorwiegend Fabrikat II zuzurech-
nen.
371 Sedlmayer 2006a, 348 f. Beil. 33 (mit weiteren Nachweisen
aus Boiodurum-Passau, Cannabiaca-Zeiselmauer, Favianis-
Mautern, Flavia Solva-Wagna, Gabromagus-Windischgars-
ten, Ioviacum-Schlögen, Kalsdorf, Laakirchen, Lentia-Linz
und Winklarn).
372 Sedlmayer 2006a, 348 Beil. 33 (mit weiteren Nachweisen aus
Aguntum-Dölsach, Favianis-Mautern, Kematen, Lentia-Linz,
Ovilavis-Wels, Rappoltenkirchen, Rekawinkel und Virunum-
Zollfeld).
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Title
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Author
- Christoph Hinker
- Publisher
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321