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punkt reicht von der Mitte des 1. bis zur Mitte des
2. Jahr hunderts n. Chr.459.
Die Variante 1.1 ist durch einen schlankeren
Gefäßkörper und einen kantig-abgerundeten, nach
außen geneigten Rand gekennzeichnet. Die Töpfe
Kat. 286 – 288 können der Variante 1.1 zugeordnet
werden. Die formalen Übergänge sind fließend, wie
der Topf Kat. 286, der sowohl Merkmale des Typs 1
als auch der Variante 1.1 aufweist, zeigt.
Das Bodenfragment Kat. 289 und die Wandfrag-
mente Kat. 290
– 293 dürften vermutlich bikonischen
Töpfen mit Strichkerbendekor und horizontalen
Riefen oder Rillen zuzuweisen sein. Vergleichbare
Gefäße sind in Flavia Solva-Wagna460, Kapfen-
stein461, Leitersdorfberg462, Poetovio-Ptuj463 und
Schrötten464 nachgewiesen.
Die angeführten Parallelen legen eine Ausdehnung
der Mindestlaufzeit von Typ 1 und Variante 1.1 von
der zweiten Hälfte des 1. bis ins 2. Jahr hundert n.
Chr. nahe.
Die aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia
Solva-Wagna vorliegenden Typvertreter Typ 1 und
Variante 1.1 sowie nicht näher bestimmbare Wand-
fragmente bikonischer Töpfe sind annähernd homo-
tensdorf, Kalsdorf, Kapfenstein, Kerschbaum, Neviodunum-
Drnovo, Pekrski vasi, Poetovio-Ptuj, Ratschendorf, Saaz, St.
Martin an der Raab, Söjtör, Teipl, Teutoburgium und Virunum-
Zollfeld).
459 Hinker 2007, 95.
460 Bauer – Groh 1994, 611, Nr. 32 (Insula XLI/XXXIII, unstratifi-
ziert).
461 Urban 1984, 114 f. Taf. 63, B7 (Hügel 45, 2. Jh. n. Chr.).
462 Wagner 1999, 733. 736 Taf. 2, 4. 6 (Grabhügel 1, ≈ Anfang 2.
Jh. n. Chr.).
463 Vomer Gojkovič 1993, Taf. 12, 7.
464 Fürnholzer 2006, 378. 380. 386 Taf. 3, 2 (Grab, 2. Hälfte 1.
Jh. n. Chr.). gen sowohl Fabrikat F7 als auch Fabrikat F8 sowie
etwas weniger häufig dem vorwiegend reduzierend
gebrannten Fabrikat F8/7 zuzurechnen. Die volumi-
nöse Ausführung der Bauchzone des Gefäßkörpers
von Typ 1 spricht vielleicht dafür, dass es sich bei
Typvertretern um Vorratsgefäße handelt.
Besonders für Vertreter vom Typ 1 ist auf drei Merk-
male hinzuweisen, die nicht nur funktionalen oder
formal-ästhetischen Kriterien folgen, sondern auch
brenntechnisch bedingt sein könnten. Auffallend
sind diesbezüglich die tropfenförmig verdickte Mün-
dung in Kombination mit der im Schulterbereich
angebrachten horizontalen Rille sowie der biko-
nische Gefäßkörper. Geht man davon aus, dass
die Gefäße (1.) für den Brand in einem Töpferofen
gestapelt worden waren, und (2.) zwar so angeord-
net, dass Brenngase nicht nur an den Gefäßaußen-
seiten zirkulieren, sondern auch das Gefäßinnere
erreichen konnten, wäre zur Diskussion zu stellen,
ob es sich bei den horizontalen Rillen und korres-
pondierend gearbeiteten Mündungsprofilen in Kom-
bination mit der bikonischen Gefäßform vielleicht
um ›Stapelhilfen‹ handeln könnte. Ein mögliches
Anordnungsschema, das freilich dreidimensional
vorzustellen wäre und die notwendige Stabilität des
Stapelaufbaus gewährleisten würde, ist auf Abbil-
dung 30 festgehalten.
Topf Typ 2 (Kat. 294 –
295)
Der Topf Typ 2 ist durch den ovoiden Gefäßkörper
und den verdickten, nach außen orientierten Rand
mit charakteristischer mehrfacher Profilierung der
Oberseite gekennzeichnet. Der Gefäßkörper ist
mit horizontalen Bändern von Rädchenabdrücken
sowie Streifen eines dünnen Überzugs (sog. Firnis)
versehen. 5
cm282
30 Mögliches Stapelschema Feinkeramiktopf Typ 1. Typvertreter Kat. 282 M. 1 : 8
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Title
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Author
- Christoph Hinker
- Publisher
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321