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Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Page - 114 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

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114 Die Zusammensetzung der Terra Sigillata aus den antoninischen Schichten von Ad Statuas-Ács zeigt sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zu dem aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna vorliegenden Terra Sigillata-Spekt- rum. Bei den sog. glatten Formen dominieren wie im südostnorischen Munizipium Teller Drag. 18/31 (27 Typvertreter) sowie Schalen Drag. 33 (11 Typvertre- ter). Die in Flavia Solva-Wagna in Periode II/II+ der Insula XLI singulär nachgewiesene Form Drag. 38 ist in Ad Statuas-Ács mit drei Typvertretern belegt. In gewissem Gegensatz zur Evidenz sog. glatter Sigillata an kontemporären rätischen Fundorten steht der Nachweis von drei Tellern Drag. 32 aus Befunden antoninischer Zeitstellung in Ad Statuas- Ács548. Geringe Mengen mittelgallischer Reliefware (zwei Typvertreter Drag. 37, von denen lediglich einer näher der Produktion des Cinnamus zuweis- bar ist) liegen aus dem nach Zerstörung des zwei- ten Holz-Erde-Lagers um 170/178 n. Chr. verfüllten Lagergraben vor549. Die Zusammensetzung der aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna vorliegenden Terra Sigillata-Modelware betreffend Dekorsche- mata und Töpfer entspricht einem Depotfund in Aquincum-Budapest550. Von sieben für den Depot- fund genannten ›Herstellern‹ ist lediglich einer (Albucius) im Fundmaterial des Brandhorizontes der Insula XLI nicht vertreten. Für die Villa von Baláca wird von D. Gabler nach der Auswertung von Terra Sigillata551 mehrmals auf die Möglichkeit einer Zerstörung durch Markoman- nen und Sarmaten hingewiesen. Entsprechende Brandschichten werden offenbar primär aus dem Nachweis von mittelgallischen Sigillaten antonini- scher Zeitstellung rekonstruiert. Die dafür vorlie- gende Materialgrundlage scheint relativ gering zu sein: »An einigen antoninischen Stücken sind Spu- ren eines sekundären Brandes zu sehen.«552 Kon- kret lässt sich offenbar nur ein Wandfragment einer mittelgallischen Schüssel der Form Drag. 37 einer Brandschicht zuweisen: »Das Stück Nr. 25 kam aus einer Brand-Schichte hervor […].«553 Die folgenden Passagen illustrieren sehr gut den unglücklichen 548 Gabler 1989, 463 f. Tab. Die in der Tabelle aufgelistete glat- te TS bezieht sich wohl auf sämtliche Befunde antoninischer Zeit aus Ad Statuas-Ács. Aus den antoninischen Brandstra- ten wiederum liegen offenbar lediglich drei Typvertreter Drag. 18/31 vor, die eine Datierung dieser Brandschichten um 170/178 n. Chr. erlauben (vgl. Kap. 15). 549 Gabler 1989, 231 f. Fig. 91, 6; 233 Nr. 11; 232. 235 Abb. 91, 22 (mittelgallisch [?]); 454. 550 Gabler – Kocztur 1976, 75. 551 Gabler – Palágyi 1989, 109  –  134; Gabler 1992, 293  –  316; Gabler 2001, 97  –  140; Gabler 2002a, 69  –  107; Gabler 2004, 123  –  163. 552 Gabler – Palágyi 1989, 134. 553 Gabler 1992, 310; vgl. Gabler 2002a, 73. 98 Anm. 46 (Brand- schicht mit Holzkohle und Strohlehmstücken). Verlauf der abgeleiteten historischen Interpretation: »[…]; diese Brandschichte kann eventuell mit den Ereignissen der Markomannenkriege in Verbindung gebracht werden. Aufgrund der sekundär gebrann- ten Sigillaten aus der Antoninerzeit konnten wir schon früher darauf schliesen [sic!], daß auch die Balácaer Villa im Laufe der Marcuskriege in Brand gesteckt wurde.«554 Diese Interpretationsmuster der Ableitung historischer Schlüsse aus stratifizierten oder sogar unstratifizierten, sekundär verbrannten Sigillaten antoninischer Zeitstellung sind nicht auf die Villa von Baláca beschränkt (vgl. Kap. 15  –  16). Auch für Brigetio-Komárno wurde darauf aufmerk- sam gemacht, dass unter den Terra Sigillata-Fun- den, die sekundäre Brandspuren aufweisen, mittel- gallische Produkte dominieren (vgl. Kap. 15)555. Wichtig ist ein Vergleich mit dem Terra Sigillata- Spektrum aus der Zerstörungsschicht des ers- ten Steinkastells (Periode II nach M. Kandler) des Auxiliarkastells von Carnuntum-Petronell556. Im Fokus der Beobachtungen steht eine Kanalver- füllung mit Artefakten des zweiten Drittels des 2. Jahr hunderts n. Chr., die auch sekundär ver- branntes keramisches Fundmaterial enthielt. Das Sigillata-Spektrum entspricht nach der Dominanz mittelgallischer Ware weitgehend Befunden von annähernd kontemporärer Zeitstellung. Auffallend ist die Absenz früher Rheinzaberner Reliefware. Im Terra Sigillata-Formenspektrum aus der erwähnten Kanalverfüllung sind Typvertreter Drag. 27, 18/31, 33 und 37 (Cinnamus) nachgewiesen557. Im Terra Sigillata-Depotfund von Gorsium-Tác sind die Formen Drag. 18/31 vertreten, während Typver- treter Drag. 32 fehlen. Der Depotfund erlaubt, einer Brandschicht einen terminus post quem etwa zwi- schen 170 und 180 n. Chr. zuzuordnen558. Im 179 n. Chr. abgebrannten Holz-Erde-Lager von Celemantia-Iža ist ausschließlich Terra Sigillata aus Lezoux und Rheinzabern vertreten559. Produkte aus Rheinzabern überwiegen gegenüber jenen aus Lezoux im Verhältnis 3 : 2. Das Formenspek- trum ist auf die Formen Drag. 18/31, 33, 37 und 54 beschränkt. Teller der Form Drag. 18/31 sind am häufigsten vertreten (16 Typvertreter), Schüs- seln der Form Drag. 37 lediglich in geringen Men- gen nachgewiesen (4 Typvertreter)560. Dass sich die Angaben insgesamt auf lediglich 35 Gefäße beziehen und deshalb offenbleiben muss, inwie- fern ein repräsentativer Querschnitt vorliegt, deu- tete bereits J. Rajtár an: »Terra Sigillata-Funde aus 554 Gabler 1992, 310. 555 Beck 2004, 245 f. Taf. 5. 556 Kronberger 1997, 85  –  93. 557 Kronberger 1997, 86. 558 Gabler – Kocztur 1976, 65  –  88. 559 Domański 1990, 130. s. dazu auch: Mees 2002, 83. 560 Rajtár 1992, 162. 164 Abb. 16, 2  –  7; 165 Abb. 17, 1; Kuzmová 1997, 45. 47 Abb. 1, A.
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Title
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Author
Christoph Hinker
Publisher
Österreichisches Archäologisches Institut
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
344
Keywords
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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