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höhere Anzahl an Individuen Kleinwiederkäuer718.
Unter den Überresten von Kleinwiederkäuern könn-
ten eventuell zwei Nachweise von Wildtieren (Reh)
zu identifizieren sein. Lediglich drei Knochen (2 g)
könnten Hahn oder Huhn zuzuweisen sein. Mindes-
tens zwei Individuen liegen vor. Ein Hund könnte
für die Insula XLI von Flavia Solva-Wagna während
Periode II/II+ lediglich indirekt durch die Verbissspu-
ren am Knochenfragment Kat. 623 nachgewiesen
sein. Ob wir nach diesem einzelnen Beleg von Hun-
dehaltung ausgehen können oder den Nachweis
eher mit einem streunenden Tier in Verbindung zu
bringen haben, ist nicht zu entscheiden. Schließlich
könnte es sich bei dem einzelnen Fragment auch
um eine jüngere Intrusion handeln (vgl. Kap. 10.2).
Überreste von Süßwasserfischen und ein damit
verbundener Nachweis von Fischerei, wie er bei-
spielsweise für Aventicum-Avenches719 oder Vindo-
bona-Wien720 erbracht werden konnte, fehlen bis-
lang für Flavia Solva-Wagna, obwohl die Lage des
Munizipiums an der Mur entsprechende Nahrungs-
bestandteile nahelegen würde. Diesbezüglich ist
auf die von anderen Tierknochen unterschiedliche
Taphonomie spezifischer filigraner Fischreste hinzu-
weisen721. Nach den vorhandenen Hofarealen und
spezifischen Tierresten ist vielleicht eine gewisse
Tier- und/oder Kleintierhaltung (Geflügel [?]) für
die Insula XLI grundsätzlich nicht auszuschließen,
erfährt jedoch durch die vorliegenden Tierreste
auch keine Bestätigung (vgl. Kap. 10). Ähnliche
Überlegungen zur Kleintierhaltung oder -züchtung
innerhalb einer römischen Stadt wurden bereits für
Augusta Raurica-Augst in Betracht gezogen722.
Lediglich elf der vorliegenden Tierreste erlauben
Angaben zum Alter des jeweiligen Tiers oder der
jeweiligen Tiere, von dem/denen diese Überreste
stammen. Vier Knochen stammen von wahrschein-
lich mehreren adulten Rindern, darunter eine Kuh.
Zwei weitere Knochen sind mindestens einem jun-
gen, kleinwüchsigen oder weiblichen Individuum
(bos) zuzurechnen. Unter den Kleinwiederkäuern
sind hinsichtlich des Alters zumindest ein junges
oder kleines sowie ein adultes Individuum zu diffe-
renzieren. Bei den beiden identifizierten Pferden
handelt es sich um ein junges oder kleines sowie
ein adultes Exemplar. Von den vorliegenden Schwei-
neknochen ist lediglich einer einem jungen oder
kleinen Individuum zuzurechnen. Nach den vorge-
legten Tierresten aus dem Vicus von Saaz konnte
bezüglich der Hausschweine für diese Siedlung die
vorzugsweise Schlachtung von Jungtieren festge-
718 Cool 2006, 81 f. Taf. 9, 2.
719 Ambros 1990, 15 – 17.
720 Czeika 2010, 925.
721 Vgl. Ambros 1995, 107 f.
722 Furger 1985, 169. stellt werden723. Hinsichtlich des Alters der Tiere
konnte nach den für diese Fragestellung signifikan-
ten Tierresten aus dem Vicus von Gleisdorf für diese
Siedlung – entsprechend der Tendenz in den Nord-
westprovinzen724 – ein Überwiegen der adulten Indi-
viduen angegeben werden725. Die Verteilung zeigt,
dass hinsichtlich der Rinder vorzugsweise mit einer
Verwertung von adulten Individuen, darüber hinaus
wie bei den Kleinwiederkäuern und Schweinen aller-
dings auch mit der Zufuhr von Jungtieren oder klein-
wüchsigen Exemplaren zu rechnen ist.
Das angeführte Tierartenspektrum ist bezüglich
eines Vergleichs mit anderen kaiserzeitlichen Fund-
stellen in Südostnoricum insofern problematisch, als
dass im Zusammenhang mit der Beinverarbeitung
gegenüber den herkömmlichen aus Siedlungsbe-
funden primär vorliegenden Küchen-, Speise- oder
Schlachtabfällen der Materialbasis z. T. andere,
vorrangig produktionstechnische Auswahlkriterien
zugrunde liegen. Jedenfalls entspricht das Überwie-
gen von Rinderknochen der Situation in Gebäude 5
des Vicus von Kalsdorf726 sowie im Vicus von
Saaz727. Die für Periode II/II+ der Insula XLI von
Flavia Solva-Wagna festgestellte geringe Diffe-
renz nach Gewicht zwischen Kleinwiederkäuer und
Schwein erlaubt hingegen keine Parallelisierung mit
dem Befund von Gebäude 5 des Vicus von Kalsdorf,
wo Schafe und Ziegen die zweitwichtigste Haus-
tiergruppe bilden728. In diesem Zusammenhang ist
bemerkenswert, dass auch für den Vicus von Saaz
auf die Kleinwiederkäuer als zweitgrößte Haustier-
gruppe hingewiesen wurde729. Auch im Vicus von
Gleisdorf machen Überreste von Rindern und Scha-
fen oder Ziegen den größten Anteil der Tierknochen
aus730. Schließlich waren Schweine gegenüber
Rindern und Kleinwiederkäuern für die römerzeitli-
che Fundstelle Krusdorf (Südoststeiermark) kaum
zu belegen731. Sollte sich diese Tendenz des häu-
figeren Nachweises von Kleinwiederkäuern gegen-
über Schweinen bei zukünftigen Auswertungen von
römerzeitlichen Tierresten aus dem Stadtterritorium
von Flavia Solva-Wagna weiter bestätigen, wäre ein
verstärkter Zusammenhang mit bestimmten tieri-
schen Produkten (Fell, Fleisch, Milch, Ziegenleder),
vielleicht insbesondere der Textilproduktion (Wolle),
abzuleiten. Beim derzeitigen Forschungsstand ist
diesbezüglich jedoch noch keine Gewissheit zu
erlangen. Für die römischen Nordwestprovinzen
723 Grill 2006, 225.
724 Cool 2006, 85.
725 Adam – Czeika 1995, 184.
726 Adam – Czeika 2009, 490. 493.
727 Grill 2006, 222 Abb. 128 – 129.
728 Adam – Czeika 2009, 493.
729 Grill 2006. 224.
730 Adam – Czeika 1995, 184 f. 200 – 202 Diagramm 1 – 3.
731 Bauer – Groh 1994, 611, Nr. 29 (Insula XLI/XXXIII, unstratifi-
ziert).
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Title
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Author
- Christoph Hinker
- Publisher
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321