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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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131 höhere Anzahl an Individuen Kleinwiederkäuer718. Unter den Überresten von Kleinwiederkäuern könn- ten eventuell zwei Nachweise von Wildtieren (Reh) zu identifizieren sein. Lediglich drei Knochen (2 g) könnten Hahn oder Huhn zuzuweisen sein. Mindes- tens zwei Individuen liegen vor. Ein Hund könnte für die Insula XLI von Flavia Solva-Wagna während Periode II/II+ lediglich indirekt durch die Verbissspu- ren am Knochenfragment Kat. 623 nachgewiesen sein. Ob wir nach diesem einzelnen Beleg von Hun- dehaltung ausgehen können oder den Nachweis eher mit einem streunenden Tier in Verbindung zu bringen haben, ist nicht zu entscheiden. Schließlich könnte es sich bei dem einzelnen Fragment auch um eine jüngere Intrusion handeln (vgl. Kap. 10.2). Überreste von Süßwasserfischen und ein damit verbundener Nachweis von Fischerei, wie er bei- spielsweise für Aventicum-Avenches719 oder Vindo- bona-Wien720 erbracht werden konnte, fehlen bis- lang für Flavia Solva-Wagna, obwohl die Lage des Munizipiums an der Mur entsprechende Nahrungs- bestandteile nahelegen würde. Diesbezüglich ist auf die von anderen Tierknochen unterschiedliche Taphonomie spezifischer filigraner Fischreste hinzu- weisen721. Nach den vorhandenen Hofarealen und spezifischen Tierresten ist vielleicht eine gewisse Tier- und/oder Kleintierhaltung (Geflügel [?]) für die Insula XLI grundsätzlich nicht auszuschließen, erfährt jedoch durch die vorliegenden Tierreste auch keine Bestätigung (vgl. Kap. 10). Ähnliche Überlegungen zur Kleintierhaltung oder -züchtung innerhalb einer römischen Stadt wurden bereits für Augusta Raurica-Augst in Betracht gezogen722. Lediglich elf der vorliegenden Tierreste erlauben Angaben zum Alter des jeweiligen Tiers oder der jeweiligen Tiere, von dem/denen diese Überreste stammen. Vier Knochen stammen von wahrschein- lich mehreren adulten Rindern, darunter eine Kuh. Zwei weitere Knochen sind mindestens einem jun- gen, kleinwüchsigen oder weiblichen Individuum (bos) zuzurechnen. Unter den Kleinwiederkäuern sind hinsichtlich des Alters zumindest ein junges oder kleines sowie ein adultes Individuum zu diffe- renzieren. Bei den beiden identifizierten Pferden handelt es sich um ein junges oder kleines sowie ein adultes Exemplar. Von den vorliegenden Schwei- neknochen ist lediglich einer einem jungen oder kleinen Individuum zuzurechnen. Nach den vorge- legten Tierresten aus dem Vicus von Saaz konnte bezüglich der Hausschweine für diese Siedlung die vorzugsweise Schlachtung von Jungtieren festge- 718 Cool 2006, 81 f. Taf. 9, 2. 719 Ambros 1990, 15  –  17. 720 Czeika 2010, 925. 721 Vgl. Ambros 1995, 107 f. 722 Furger 1985, 169. stellt werden723. Hinsichtlich des Alters der Tiere konnte nach den für diese Fragestellung signifikan- ten Tierresten aus dem Vicus von Gleisdorf für diese Siedlung – entsprechend der Tendenz in den Nord- westprovinzen724 – ein Überwiegen der adulten Indi- viduen angegeben werden725. Die Verteilung zeigt, dass hinsichtlich der Rinder vorzugsweise mit einer Verwertung von adulten Individuen, darüber hinaus wie bei den Kleinwiederkäuern und Schweinen aller- dings auch mit der Zufuhr von Jungtieren oder klein- wüchsigen Exemplaren zu rechnen ist. Das angeführte Tierartenspektrum ist bezüglich eines Vergleichs mit anderen kaiserzeitlichen Fund- stellen in Südostnoricum insofern problematisch, als dass im Zusammenhang mit der Beinverarbeitung gegenüber den herkömmlichen aus Siedlungsbe- funden primär vorliegenden Küchen-, Speise- oder Schlachtabfällen der Materialbasis z. T. andere, vorrangig produktionstechnische Auswahlkriterien zugrunde liegen. Jedenfalls entspricht das Überwie- gen von Rinderknochen der Situation in Gebäude 5 des Vicus von Kalsdorf726 sowie im Vicus von Saaz727. Die für Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna festgestellte geringe Diffe- renz nach Gewicht zwischen Kleinwiederkäuer und Schwein erlaubt hingegen keine Parallelisierung mit dem Befund von Gebäude 5 des Vicus von Kalsdorf, wo Schafe und Ziegen die zweitwichtigste Haus- tiergruppe bilden728. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass auch für den Vicus von Saaz auf die Kleinwiederkäuer als zweitgrößte Haustier- gruppe hingewiesen wurde729. Auch im Vicus von Gleisdorf machen Überreste von Rindern und Scha- fen oder Ziegen den größten Anteil der Tierknochen aus730. Schließlich waren Schweine gegenüber Rindern und Kleinwiederkäuern für die römerzeitli- che Fundstelle Krusdorf (Südoststeiermark) kaum zu belegen731. Sollte sich diese Tendenz des häu- figeren Nachweises von Kleinwiederkäuern gegen- über Schweinen bei zukünftigen Auswertungen von römerzeitlichen Tierresten aus dem Stadtterritorium von Flavia Solva-Wagna weiter bestätigen, wäre ein verstärkter Zusammenhang mit bestimmten tieri- schen Produkten (Fell, Fleisch, Milch, Ziegenleder), vielleicht insbesondere der Textilproduktion (Wolle), abzuleiten. Beim derzeitigen Forschungsstand ist diesbezüglich jedoch noch keine Gewissheit zu erlangen. Für die römischen Nordwestprovinzen 723 Grill 2006, 225. 724 Cool 2006, 85. 725 Adam – Czeika 1995, 184. 726 Adam – Czeika 2009, 490. 493. 727 Grill 2006, 222 Abb. 128  –  129. 728 Adam – Czeika 2009, 493. 729 Grill 2006. 224. 730 Adam – Czeika 1995, 184 f. 200  –  202 Diagramm 1  –  3. 731 Bauer – Groh 1994, 611, Nr. 29 (Insula XLI/XXXIII, unstratifi- ziert).
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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