Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Seite - 43 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 43 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

Bild der Seite - 43 -

Bild der Seite - 43 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

Text der Seite - 43 -

43 Eine These, die als Argumentationsbasis für eine Brandschatzung herangezogen werden könnte, wie sie zuletzt für das Kastell von South Shields versucht, allerdings wieder relativiert wurde132. Im Brandbefund der Insula XLI von Flavia Solva- Wagna zeichnen sich gleichzeitige, aber separat gelegte Brände ebenso wenig ab wie ein einziger Brandherd. Im Rahmen der Diskussion, ob ein Brand oder meh- rere Brände für die Insula XLI während Periode II/II+ vorliegen, ist abschließend festzuhalten, dass sich Brandzerstörungen im archäologischen Befund, besonders in den Häusern II, IV und V sowie bedingt in Haus III, durch entsprechende Brandschichten abzeichneten. Diese wurden im Zuge der Periodi- sierung der Insula XLI einheitlich der Periode II/II+ zugewiesen und um 170 n. Chr. datiert133. Diesen Prämissen folgt auch die vorliegende Arbeit. Befunde in situ verbrannter Fachwerkwände (Haus II: M51)134 sprechen deutlich dagegen, dass es sich um lediglich sekundär deponierten Brand- schutt135, der von einer anderen Lokalität in Flavia Solva-Wagna stammen würde, handelt. Nicht aus- zuschließen sind dagegen gewisse Maßnahmen, wie Aufräumarbeiten, z. B. Abreißen von Fachwerk- mauerstümpfen, Absuchen des Schutts nach Ver- wertbarem etc. Die genannten möglichen deposi- tionalen anthropogenen Eingriffe im Rahmen von Aufräumarbeiten sind freilich Phänomene, die sich im archäologischen Befund kaum bis lediglich schwach abzeichnen. Gewisse Indizien hinsichtlich des Fundmaterials (s. u.) sprechen jedoch dafür, dass solche Tätigkeiten zu einer – wenn auch klein- flächig begrenzten – Durchmischung und Beeinflus- sung der Zusammensetzung des Fundmaterials an Ort und Stelle geführt haben könnten. Die konkrete Entsorgung von Brandschutt ist ledig- lich für die im Innenhofbereich des Hauses IV ange- schnittene Grube G32 plausibel, die mit Brandschutt verfüllt worden war136. Nach der Lage der Grube dürfte am wahrscheinlichsten Brandschutt des Hau- ses IV, vielleicht auch des Hauses V, in Grube G32 deponiert worden sein. Die aus Grube G32 stam- menden Beinfunde dürfen deshalb wahrscheinlich mit der für Haus IV postulierten Beinwerkstatt in Zusammenhang gebracht werden (vgl. Kap. 10.2). Die Ausdehnung der Grube nach Osten ist nicht ergraben. Im Vicus von Regensburg-Kumpfmühl sind mit Brandschutt verfüllte Gruben und Keller belegt137. 132 Hodgson 2005, 212 f. 133 Groh 1996, 75. 179. 134 Groh 1996, 220 Plan 5. 135 Vgl. Fischer 1994, 342. 136 Groh 1996, 75. 137 Faber 1994, 92. Auch in der Grube G21 war Brandschutt deponiert worden. Lage und Größe der Grube sowie die wohl während Periode II noch vor dem Zeitpunkt des Brandes erfolgte Anlage der Hohlform sprechen jedoch gegen eine Deutung im Zusammenhang mit systematischer Entsorgung von Brandschutt (vgl. Kap. 10.1). Die Brandschuttschicht ist in einigen Bereichen durch jüngere Eingriffe, z. B. Gruben etc. (Haus II: G6, G12, G22, G25), gestört (vgl. Kap. 7.4).138 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Aufführung der Mauer M67 (Haus IV) in der folgen- den Bauperiode III ohne Fundamentierung oder Zwischenplanierung direkt auf dem Brandschutt- stratum139. 7.2 Funde Die unterschiedlichen Verbrennungsspuren, die sich besonders auf Bein- und Keramikartefakten abzeichnen, legen nahe, dass mit unterschiedlichen Intensitäten des Brandes in verschiedenen Berei- chen der Häuser der Insula XLI von Flavia Solva- Wagna zu rechnen ist. Die Gründe dafür können vielfältig sein und von Einwirkungen von Wind oder Windrichtungen, dem Vorhandensein von leichter oder schwerer entzündlichen Materialien bis zur aktiven Brandbekämpfung, d. h. Löschversuchen und -arbeiten, reichen. Die Bandbreite sekundärer Brandspuren, die auf Keramikgefäßen und deren Fragmenten festzustellen sind, reicht von leichten partiellen Verfärbungen (z. B. Kat. 95 Fototaf. 3) bis zu ausgeglühten, deformierten und geborstenen Stücken (z. B. Kat. 25. 31. 94. 101. 169. 247. 259. 276. 351 Fototaf. 1. 6). Brandspuren müssen sich nicht stets über den gesamten Gefäßkörper in der- selben Intensität erstrecken. Auch deutlichere, stär- kere Brandspuren können Keramikgefäße mitunter zunächst nur partiell beschädigt haben, während der übrige Gefäßkörper zwar zerscherbt, aber ohne vergleichbare Brandspuren aufzuweisen, erhalten ist140. Beispielsweise zeigt der Gefäßkörper des Topfes Kat. 137 sowohl stark sekundär verbrannte Partien, die sich deutlich durch schwarz verglühte Glimmer- und Quarzpartikel abzeichnen, als auch intakte, kaum feuerbeeinflusste Gefäßbestandteile (Fototaf. 3). Das heißt, einzelne Gefäßfragmente, die keine Brandspuren zeigen, könnten dennoch von sekundär verbrannten Gefäßen stammen. Wäh- rend geringfügige sekundäre Brandspuren auch von der zweckmäßigen Verwendung eines Gefäßes 138 Vgl. Groh 1996, 221 Plan 5. 139 Groh 1996, 89 Abb. 60. 140 Zu ähnlichen Beobachtungen: Vgl. Czysz 1982, 286; Fischer 2009, 110 Abb. 2 (vorwiegend im Bodenbereich durch Hitze- einwirkung deformierte Flasche).
zurück zum  Buch Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva"
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
FWF-E-Book-Library
Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva