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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Seite - 79 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

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79 und mit der Mündungsseite erneut formender Hitze- einwirkung ausgesetzt. Eine entsprechende (Heft-) Narbe zeichnet sich ringförmig, annähernd kon- zentrisch zum Zentrum der Bodenaußenseite der Schale ab. Das Bodenfragment Kat. 2 darf nach der Neigung des nur geringfügig erhaltenen Ansatzes der Gefäß- wandung vielleicht formal eher einem Becher, z. B. der Form Lazar 3.4.1, als einer Schale zugeordnet werden. Eine (Heft-)Narbe entsprechend Kat. 1 ist vorhanden. Sowohl für die Schale Kat. 1 als auch das Boden- fragment Kat. 2 ist die Annahme einer lokalen Pro- duktion in Flavia Solva-Wagna, die zur Abdeckung des regionalen Bedarfs diente, plausibel. Glasma- cherwerkstätten sind im Munizipium in erster Linie indirekt durch charakteristischen, sekundär depo- nierten Herstellungsabfall nachgewiesen, aber auch konkrete Ofenbefunde konnten aufgedeckt werden239. Forschungen zur Arbeitsorganisation, Produktpalette und Zeitstellung dieser Betriebe im Verhältnis zu jenen, die im Vicus von Gleisdorf festgestellt werden konnten240, sind nach wie vor ein Desiderat. Anhand der Fundorte der für Schale Kat. 1 genannten Vergleichsbeispiele könnte durch- aus von mehreren kontemporär betriebenen Glas- hütten, die entsprechendes einfaches Geschirr im Stadtterritorium von Flavia Solva-Wagna erzeugten, auszugehen sein. Dass für die Nordwestprovin- zen des Imperium Romanum spätestens ab dem 2. Jahr hundert n. Chr. mit einer deutlichen Zunahme der lokalen Produktion von Glaswaren durch sog. secondary workshops zu rechnen ist, wurde von der Forschung mehrfach betont241. Das Wandfragment Kat. 3 ist einer Schale oder einem Becher zuzuordnen. Das Gefäß wurde frei geblasen und mit einem Dekor aus (auf der Dreh- bank [?]) eingeschliffenen und/oder gerissenen parallelen horizontalen Linien versehen. Wegen dieser aufwendigeren Gestaltung darf vielleicht an ein Importstück gedacht werden. Eine Zuordnung an die Form Isings 12 ist auch aufgrund chronologi- scher Kriterien unsicher242. 11.1.2 Keramik Das aus dem Brandschutt der Periode II/II+ vorlie- gende Fundmaterial aus Keramik wurde mehrfach gegliedert: grobe Gefäßkeramik, vorwiegend auto- chthoner Provenienz; feine Gefäßkeramik – autoch- 239 Hudeczek 1988, 106; Glöckner 1996, 74. 240 Glöckner 1996, 74. 241 van Lith – Randsborg 1985, 463; Rottloff 2002, 248; Lazar 2003, 237. 242 Isings 1957, 27  –  30 (≈ ab Mitte 1. Jh. n. Chr.). thone Fabrikate und Importware; Keramiklampen – autochthone Fabrikate und Importware; importierte Gefäßkeramik; Terra Sigillata; (Produktions-) Tech- nische Keramik sowie Baukeramik und keramische Baustoffe. Insgesamt liegen aus dem Fundmaterial der Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva- Wagna mindestens 450 Artefakte aus Keramik vor (Kat. 4  –  432. 624  –  644). Darüber hinaus wur- den insignifikantere Keramikscherben, die von einer lediglich annähernd schätzbaren Gefäßzahl (Kat. 685  –  818) stammen, summarisch im Katalog- teil der Publikation erfasst (vgl. Kap. 19.4). Für jene keramischen Fundgattungen, für die bewährte und etablierte Klassifizierungen und Typo- logien existieren, wurde freilich auf diese zurückge- griffen (Amphoren: Dressel, Lampen: Loeschcke, Terra Sigillata: Drag., TSTP: Consp. etc., vgl. Kap. 21.2). Für die sog. grobe Gefäßkeramik, vor- wiegend autochthoner Provenienz sowie die sog. feine Gefäßkeramik (autochthone Fabrikate und Importware) wurde dagegen nach den vorliegenden Funden ein eigenes typologisches System entwi- ckelt (vgl. folgendes Kap. 11.1.2.1). 11.1.2.1 Typologie: Methode Innerhalb des Gefäßkeramikspektrums signifikante Formen wurden als Typen definiert. Kriterien zur Bildung von Typen waren möglichst vollständiger Erhaltungszustand und mögliche zeichnerische Rekonstruktion sowie Signifikanz bezüglich Datie- rung und Distribution. Im Idealfall existierte eine gewisse weitere Bestätigung des stratigrafisch vor- gegebenen sowie durch Münzfunde und Importware näher bestimmten Zeitansatzes des Brandhorizon- tes der Periode II/II+ der Insula XLI um 170 n. Chr. durch den Nachweis von Typvertretern in anderen geschlossenen Befunden entsprechender Zeit- stellung, z. B. einem Grab der zweiten Hälfte des 2. Jahr hunderts n. Chr. Lediglich fragmentarisch erhaltene und nur vereinzelt nachgewiesene Gefäß- formen, für die auch keine fundiert datierten Belege aus anderen Befunden vorliegen, wurden deshalb hinsichtlich einer Ansprache als Typ sowie zur Typenbildung bewusst nicht berücksichtigt. Abgeleitet von der Datierung des vorliegenden Befundes darf – Laufzeiten einkalkuliert – grund- sätzlich von einem Vorkommen der definierten Typen mindestens während der zweiten Hälfte des 2. Jahr hunderts n. Chr. ausgegangen werden. In diesem Zusammenhang ist freilich einzuräumen, dass diese chronologische Einordnung auf dem Nachweis der Vergesellschaftung mit dem »um 170 n. Chr.« datierten Brandschutt basiert, die mit der plausiblen Annahme von Laufzeiten, die vor die- sem Zeitpunkt einsetzen und erst nach diesem Zeit- punkt enden, verknüpft wurde. Die angenommenen Laufzeiten wurden bewusst auf einen knappen Zeit-
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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