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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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148 dürfen830. Funde aus dem römischen Augusta Rau- rica-Augst erlauben eine detailliertere Beschreibung der Vorgangsweise: Zur Markgewinnung wurden die Knochen mit einem Hackmesser oder -beil entlang der Quer- und Längsachse aufgespalten831. Eine Ausnahme von den erwähnten Küchenabfäl- len bildet das Knochenfragment Kat. 623, bei dem es sich um Küchenabfall handeln kann, der aller- dings, wie die Verbissspuren (z. B. eines Haushun- des [?]) belegen, wieder der Nahrungskette zuge- führt wurde. 11.2.3 Archäobotanik832 Aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva- Wagna liegen für Proben aus den Räumen E und I/1 des Hauses II sowie aus Raum R des Hauses IV paläobotanische Bestimmungen vor, die bereits 1996 publiziert wurden833. Es handelt sich dabei vorwiegend um verkohlte Überreste von Kulturpflan- zen (vgl. Kap. 7). Sowohl Getreide (Rispenhirse, Saatweizen) als auch Hülsenfrüchte (Erbse, Acker- bzw. Pferdebohnen834) konnten identifiziert werden. Rispenhirse (Panicum miliaceum)835 zählt zu den Spelzgetreiden, d. h., im Zuge der Aufbereitung pflanzlicher Nahrung ist eine Entspelzung, z. B. durch Dreschen und Darren, notwendig. In Noricum konnte Rispenhirse am Burgstall bei St. Margarethen im Lavanttal836, in Favianis-Mautern837 und am Frauenberg838 sowie am Magdalensberg839 nachgewiesen werden. Für die benachbarte Pro- vinz Pannonia superior ist das Getreide entlang der Bernsteinstraße in Carnuntum840 und Scarbantia- Sopron841 belegt. Nördlich der Donau liegen Funde vom Oberleiser Berg842 und aus Straning843 vor. 830 Berke 1995, 303  –  306; Ambros 1995, 106; Vanderhoeven – Ervynck 2007, 162. 831 Schmid 1968, 186. 832 Alle Bestimmungen: Ursula Thanheiser, Michaela Po- povtschak. 833 Groh 1996, 148 f. Tab. 19. 834 Körber-Grohne 1979, 46  –  49 Abb. 32; Stika 1996, 101. 835 Matterne 2001, 103. 836 Popovtschak 2011, 256 Tab. 49 (Perioden 3  –  5: 90/100  –  nach 276/277 n. Chr.). 837 Popovtschak 2002, 417 Tab. 254 f.; 418 Tab. 256; 419 Tab. 257; 420 Tab. 258; 423 Tab. 259 (Kastell, Perioden 2  –  7: 100/110  –  480/500 n. Chr.). Vicus: Popovtschak 2001, 86 Tab. 12. 838 Popovtschak 2005, 192 (Periode 9: Spätantike). 839 Werneck 1969, 24 (spätrepublikanisch–claudisch). 840 Schneider – Raunjak 1994, 211 (Legionslagerareal, fragliche Nachnutzung während Spätantike bzw. Völkerwanderungs- zeit). Thüry 2006, 339. 841 Gömöri 2001, 226 (Spätantike bzw. Völkerwanderungszeit). 842 Schneider – Raunjak 1994, 193. 209  –  211. 215 Tab. 1; 223 Tab. 5. 7; 226 Tab. 9; 229, Tab. 11 (Spätantike bzw. Völker- wanderungszeit). 843 Schneider – Raunjak 1994, 211 (Spätantike bzw. Völkerwan- derungszeit). Proben aus dem Vicus von Vitudurum-Winterthur zeigen für die erste Hälfte des 1. Jahr hunderts n. Chr. Rispenhirse als häufigste Getreideart an844. Dieses Bild konnte zuletzt für die übrige Nord- schweiz sowie Südwestdeutschland bedingt bestä- tigt werden, ist aber nicht zwingend hinsichtlich eines möglichen Anbauschwerpunkts zu interpretie- ren845. Eine gleichzeitige Nutzung von Hülsenfrüch- ten, wie es sie während Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna gab, konnte für Vitudurum- Winterthur nicht nachgewiesen werden846. Rispenhirse zählt zu den sog. Sommergetreiden. Diese werden im Frühling gesät und im Sommer desselben Jahres geerntet. Falls es sich bei der vor- liegenden Rispenhirse also um eine ›aktuelle‹ Ernte handelt, wäre von einem Zeitpunkt des Brandes auf dem Areal der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna während der Herbst- oder Wintermonate oder des Frühlings des folgenden (modernen) Kalenderjah- res auszugehen. Die zeitlich korrespondierenden, für Anbau und Ernte der nachgewiesenen Hülsen- früchte günstigen Monate sprechen grundsätzlich nicht gegen diese Annahme. Saatweizen konnte jedoch als Sommer- oder Winterfrucht angebaut werden847. Die Möglichkeit, dass es sich bei den archäobotanischen Makroresten um über einen längeren Zeitraum eingelagerte Erträge länger zurückliegender Ernten handelt, bildet zudem einen weiteren Faktor, der die feinchronologische Verwert- barkeit dieser Überlegungen relativiert. Die Aufbereitung von Saatweizen (Triticum aestivum)848 sieht als Nackt- oder Dreschweizen849 lediglich eine Reinigung des Korns von der Hülls- pelze durch Dreschen und Sieben oder Worfeln vor. Eine aufwendigere Entspelzung durch zusätzliche Verfahren wie Darren ist zur Weiterverarbeitung nicht notwendig. Saatweizen dient während der Römerzeit vor allem als Rohstoff zur Gewinnung von Mehl für das Backen von Brot aus Sauerteig. Für Noricum lassen sich weitere Belege von Saat- weizen für den Burgstall bei St. Margarethen im Lavanttal850, aus Favianis-Mautern851, Lauriacum- Enns und Ovilavis-Wels852 sowie aus Virunum- Zollfeld853 anführen. Für die benachbarte Provinz Pannonia superior liegen aus dem Bereich an der 844 Jacquat 1986, 244. 252 Tab. 1, A.1. 845 Stika 1996, 97. 142. 846 Jacquat 1986, 262. 847 Jacquat 1986, 287. 848 Matterne 2001, 102. 849 Körber-Grohne 1979, 28 f. Abb. 16  –  17. Vgl. die Zusammen- stellung bei: Kooistra 2012, 176 Tab. 1. 850 Popovtschak 2011, 256 Tab. 49 (Perioden 4  –  5: 140/150  –  nach 276/277 n. Chr.). 851 Popovtschak 2002, 419 Tab. 257; 420 Tab. 258; 423 Tab. 259 (Kastell, Perioden 5  –  7: 260/270  –  480/500 n. Chr.). 852 Werneck 1954, 89 f. 94. 853 Wolf 2004, 162 (Wende 1./2. Jh. n. Chr.).
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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