Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Seite - 120 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 120 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

Bild der Seite - 120 -

Bild der Seite - 120 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

Text der Seite - 120 -

120 den vorliegenden Webgewichten annähernd den gleichen Durchmesser von 0,9 und 1 cm aufweist. Das Webgewicht Kat. 426 ist auf der Kopffläche mit einer ante cocturam angebrachten sternförmigen Ritzung oder X-Ritzung mit Mittelstrich versehen. Die durch die Ritzungen bedingten Schwachstellen sind entsprechend abgeplatzt. Ein Webgewicht mit vergleichbarer Ritzung liegt aus einer jüngeren Peri- ode der Insula XLI aus Haus III oder dem Bereich zwischen Haus II und Haus III vor661. Der Ritzung darf vielleicht weniger die Funktion einer Markie- rung, sondern eher ein Zweck im Zusammenhang mit der einfacheren Befestigung des Webgewichts im Gleichgewicht sowie Vermeidung des Verrut- schens der Aufhängung zugedacht werden. 11.1.2.7 Baukeramik und keramische Baustoffe Das Fundmaterial der Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna umfasst mindestens 5 Bei- spiele von Baukeramik und keramischen Baustoffen (Kat. 428  –  432). Im vorhandenen Fundmaterial liegt mit Kat. 428 lediglich ein Ziegelfragment vor. Diese Ziegelplatte ist hinsichtlich des Formats nicht näher zu bestim- men. Bei der konkav-konvex-konkaven Profilierung am (intentionell [?]) rundlich gebrochenen Rand des Fragments dürfte es sich um den Überrest einer sog. Wischmarke handeln. Der Fundumstand des Fragments ist nicht näher als auf den Bereich der Quadranten D–E in Haus II einzugrenzen. Vielleicht darf an eine Verwendung des Ziegelfragments im Zusammenhang mit einer Herd- oder Ofenkon- struktion gedacht werden. Nach den nur in Ansät- zen rekonstruierbaren Fundumständen kommt dafür vielleicht der Ziegelplattenherd F13 in Raum F in Frage. Das Fragment Kat. 429 aus gebranntem Lehm wurde als im Zuge des Brandes der Periode II/ II+ sekundär gebrannter Verputz angesprochen. Bemerkenswert sind zwei, wahrscheinlich insge- samt vier rekonstruierbare, annähernd identische langrechteckige parallele Ausnehmungen oder Nute, die sich deutlich abzeichnen und das Frag- ment mit einer Profilierung versehen. Die Regelmä- ßigkeit der Abdrucke bzw. Profilierung ist mit den übrigen Verputzfragmenten, die die herkömmlichen unregelmäßigen Rutenabdrucke aufweisen, nicht zu vergleichen. Der Querschnitt des Fragments zeigt demnach alternierend negative und positive, annähernd symmetrische Trapezflächen. Die Nute könnten zur Aufnahme eines vergangenen oder verbrannten organischen Konstruktionselements gedient haben. Die geringen dimensionalen Unter- schiede zwischen den Ausnehmungen sprechen dagegen, dass sich an dem Fragment die Rück- 661 Wedenig, 2008, 335 f. Abb. 3, 3. seite eines hölzernen Treppenkastens oder Ähnli- ches abzeichnet. Am ehesten darf dem Fragment wohl eine Funktion als Baumaterial zugesprochen werden. Jedenfalls muss es sich um ein Bauele- ment handeln, dessen Ausführung größere Sorgfalt gewidmet wurde als den gewöhnlichen Wandkonst- ruktionen aus Rutengeflecht und Lehmverputz. Viel- leicht ist funktional ein Zusammenhang mit einem Fenster- oder Türrahmen herzustellen. Andererseits könnte auch ein Dekorelement mit ›Kanneluren‹ in Betracht gezogen werden. Dass es sich um eine Gussform für den offenen Herdguss handelt, ist – sofern nicht eine unbenutzte Matrize vorliegt – nach dem Fehlen jeglicher Guss- reste in den Vertiefungen auszuschließen. Gegenüber dem Fragment Kat. 429 zeigen die Verputzfragmente aus verziegeltem Lehm Kat. 430  –  432 deutliche unregelmäßige Rutenab- drucke von bis etwa 2 cm Breite. Diese Abmessun- gen entsprechen jenen, die für Versteifungsruten zur Errichtung von Lehm-Holz-Flechtwerkwänden im Vicus von Vitudurum-Winterthur festgestellt werden konnten662. Sowohl ähnliche als auch abweichende Rutenstärken zwischen 1 und 2,5 cm konnten an Lehmfachwerkverputz in Aquae Helveticae-Baden beobachtet werden663. Keines der aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna vorliegen- den Fragmente weist über der glatt gestrichenen Seite, die identisch mit der Ansichts- oder Außen- seite der Rutenputzwand ist, eine oder mehrere weitere Feinputzschicht(en) auf. Ob die Verputzfragmente von einem Flechtwerk aus horizontal oder vertikal mit einem Holzgerüst verflochtenen Ruten stammen, ist nach den vorhan- denen Abdrucken nicht zu beurteilen. Abdrücke, die auf den Rahmen des Flechtwerks hinweisen, fehlen. 11.1.3 Metall Aus dem Fundmaterial der Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna liegen mindes- tens 98 Artefakte aus unterschiedlichen Metallen und Legierungen vor (Kat. 433  –  438. 440  –  499. 645  –  657. 819 sowie Groh 1996, Mü 10. 13  –  14. 17  –  18. 26  –  28. 30  –  34. 38. 40. 160  –  161. 193). 662 Pauli-Gabi 2002, 154  –  157 Abb. 127; vgl. Rychener 1984, 23 Abb. 12. 663 Schucany 1996, 281. 321  –  323 Taf. 1  –  3.
zurück zum  Buch Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva"
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
FWF-E-Book-Library
Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva