Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Seite - 130 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 130 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

Bild der Seite - 130 -

Bild der Seite - 130 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

Text der Seite - 130 -

130 das Kopffragment Kat. 458, bei dem es sich viel- leicht auch um ein durch Hammerschlag zu gebrau- chendes Werkzeug (Meißel etc.) handeln könnte714. Andererseits könnten die beiden spitz fragmentier- ten Kopfenden auch auf einen sog. T-Nagel hin- weisen. Diese dienen primär der Verbindung von Ziegelplatten zur Wandverkleidung. Dass entspre- chende Ziegelplatten im Fundmaterial der Peri- ode II/II+ der Insula XLI fehlen, spricht allerdings nicht zwingend gegen eine Deutung als T-Nagel, da eine Verwendung der Nägel auch zur Befestigung von Wandverkleidungselementen aus Holz möglich wäre. Ein Einzelstück im vorliegenden Fundmaterial ist auch der Nagel mit eingerolltem oder umge- schlagenem Kopf Kat. 459. Die Eisenfragmente Kat. 495  –  499 entziehen sich einer näheren funkti- onalen Deutung. 11.1.4 Schlacke Aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva- Wagna liegen mindestens 9,2 kg an Schlackefun- den vor (Kat. 500  –  504. 658  –  664. 820). Es ist darauf hinzuweisen, dass diese Schlacken nicht zwingend eine Metallurgie belegen müssen, sondern z. T. auch im Zuge des Brandes um 170 n. Chr. durch Einwirkung von Hitze auf unterschiedliche Mate- rialien und Verschlackung derselben entstanden sein können. Während Form und Gewicht der aus Haus II stammenden Schlacken Kat. 500  –  501 für einen metallurgischen Zusammenhang sprechen, deuten die poröse Beschaffenheit und die kon- glomeratartige Zusammensetzung der Schlacken Kat. 502  –  504 aus dem südwestlichen Bereich von Raum P an, dass es sich bei diesen Schlackefun- den auch um eine Verbindung aus Asche und ande- ren Substanzen unter hohen Temperaturen, wie sie im Zuge eines Häuserbrandes zu erwarten sind, handeln könnte (vgl. Kap. 10). 11.1.5 Stein Aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva- Wagna liegen mindestens vier Artefakte aus Stein vor (Kat. 505  –  506. 821  –  822). Die zwei Schleif- bzw. Wetzsteine Kat. 505  –  506 stammen etwa aus demselben Bereich aus Haus II. Die Steine könnten sowohl im Rahmen eines metallverarbeitenden Gewerbes als auch im häus- lichen Gebrauch für den persönlichen Bedarf ein- gesetzt worden sein (vgl. Kap. 10). Beide Steine sind quaderförmig, weisen konvex abgerundete Ecken und deutliche Gebrauchsspuren auf. Formal gut vergleichbare Schleif- oder Wetzsteine liegen 714 Vgl. Dolenz 1998, 186 Taf. 61, W143 (Schrotmeissel/Keil). aus Wroxeter vor und konnten näher als Kalk- oder Sandstein bestimmt werden715. Aus Haus IV (Kat. 821) und Haus V (Kat. 822) lie- gen Fragmente von Steinplatten und Marmor vor, die sich wegen des fragmentarischen Erhaltungs- zustandes einer näheren Zuordnung oder Deutung entziehen. 11.2 Organisches Fundmaterial 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste (Günter Christandl716 – Christoph Hinker717) Insgesamt liegen aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna etwa 2 874 g Tierreste vor. Sowohl Horn (ca. 29 g), Knochen (ca. 2 793 g) als auch Zähne (ca. 52 g) sind im Fundmaterial vertre- ten. Etwa 697 g der Tierreste stammen aus Haus II, etwa 943 g aus Haus IV und etwa 1 234 g aus Haus V. Soweit die vorliegenden Tierreste näher bestimm- bar sind (etwa 2 519 g/145 Stück), konnten Rück- schlüsse auf das Tierartenspektrum gezogen werden. Alle drei Hauptwirtschaftstierarten der Nordwestprovinzen konnten nachgewiesen wer- den. Am häufigsten sind Überreste von Rindern (1 823 g/88 Stück). Mindestens zwei Individuen, vermutlich ein männliches und ein weibliches Exem- plar, konnten ermittelt werden. Mehrmals ist eine Differenzierung zwischen Rind und Pferd nicht möglich (114 g/4 Stück). Zwei weitere Knochen (65 g) stammen vom Pferd (zwei Individuen). Hin- sichtlich Gewicht und Menge sind sowohl Klein- wiederkäuer (282 g/31 Stück) als auch Schweine (233 g/17 Stück) markant weniger häufig vertre- ten. Mindestens drei Individuen Kleinwiederkäuer sowie zwei Schweine sind nach den Tierresten zu differenzieren. Das nach Knochengewicht und dif- ferenzierbaren Individuen ähnliche Verhältnis von Kleinwiederkäuern und Schweinen ist nicht auf einen entsprechend ausgewogenen Konsum die- ser Fleischsorten zu beziehen. In diesem Zusam- menhang gilt es zu bedenken, dass Schweine als primäre Nutztiere zur Fett- und Fleischproduktion hinsichtlich der Gewinnung tierischer Nahrung ein wesentlich günstigeres Verhältnis von Schlachtab- fällen zu verwertbaren Bestandteilen aufweisen als Kleinwiederkäuer, d. h., eine geringere Anzahl an geschlachteten Schweinen liefert wesentlich mehr tierische Nahrung als eine entsprechende oder 715 Anderson – Macalister – Williams 2000, 188  –  190 Abb. 4.48 Nr. 2 (kalkhaltiger Sandstein); 4 (sandiger Kalkstein); 5 (san- diger Kalkstein); 7 (glimmerhaltiger Sandstein). 716 Bestimmung, Ermittlung von Tierindividuen, Tab. 18. 717 Auswertung, Überarbeitung Tab. 18, Text.
zurück zum  Buch Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva"
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
FWF-E-Book-Library
Titel
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Autor
Christoph Hinker
Verlag
Österreichisches Archäologisches Institut
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
344
Schlagwörter
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva