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das Kopffragment Kat. 458, bei dem es sich viel-
leicht auch um ein durch Hammerschlag zu gebrau-
chendes Werkzeug (Meißel etc.) handeln könnte714.
Andererseits könnten die beiden spitz fragmentier-
ten Kopfenden auch auf einen sog. T-Nagel hin-
weisen. Diese dienen primär der Verbindung von
Ziegelplatten zur Wandverkleidung. Dass entspre-
chende Ziegelplatten im Fundmaterial der Peri-
ode II/II+ der Insula XLI fehlen, spricht allerdings
nicht zwingend gegen eine Deutung als T-Nagel, da
eine Verwendung der Nägel auch zur Befestigung
von Wandverkleidungselementen aus Holz möglich
wäre.
Ein Einzelstück im vorliegenden Fundmaterial
ist auch der Nagel mit eingerolltem oder umge-
schlagenem Kopf Kat. 459. Die Eisenfragmente
Kat. 495 – 499 entziehen sich einer näheren funkti-
onalen Deutung.
11.1.4 Schlacke
Aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-
Wagna liegen mindestens 9,2 kg an Schlackefun-
den vor (Kat. 500
– 504. 658 –
664. 820). Es ist darauf
hinzuweisen, dass diese Schlacken nicht zwingend
eine Metallurgie belegen müssen, sondern z. T.
auch im Zuge des Brandes um 170 n. Chr. durch
Einwirkung von Hitze auf unterschiedliche Mate-
rialien und Verschlackung derselben entstanden
sein können. Während Form und Gewicht der aus
Haus II stammenden Schlacken Kat. 500 – 501 für
einen metallurgischen Zusammenhang sprechen,
deuten die poröse Beschaffenheit und die kon-
glomeratartige Zusammensetzung der Schlacken
Kat. 502 – 504 aus dem südwestlichen Bereich von
Raum P an, dass es sich bei diesen Schlackefun-
den auch um eine Verbindung aus Asche und ande-
ren Substanzen unter hohen Temperaturen, wie sie
im Zuge eines Häuserbrandes zu erwarten sind,
handeln könnte (vgl. Kap. 10).
11.1.5 Stein
Aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-
Wagna liegen mindestens vier Artefakte aus Stein
vor (Kat. 505
– 506. 821 – 822).
Die zwei Schleif- bzw. Wetzsteine Kat. 505 – 506
stammen etwa aus demselben Bereich aus Haus
II. Die Steine könnten sowohl im Rahmen eines
metallverarbeitenden Gewerbes als auch im häus-
lichen Gebrauch für den persönlichen Bedarf ein-
gesetzt worden sein (vgl. Kap. 10). Beide Steine
sind quaderförmig, weisen konvex abgerundete
Ecken und deutliche Gebrauchsspuren auf. Formal
gut vergleichbare Schleif- oder Wetzsteine liegen
714 Vgl. Dolenz 1998, 186 Taf. 61, W143 (Schrotmeissel/Keil). aus Wroxeter vor und konnten näher als Kalk- oder
Sandstein bestimmt werden715.
Aus Haus IV (Kat. 821) und Haus V (Kat. 822) lie-
gen Fragmente von Steinplatten und Marmor vor,
die sich wegen des fragmentarischen Erhaltungs-
zustandes einer näheren Zuordnung oder Deutung
entziehen.
11.2 Organisches Fundmaterial
11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der
Tierreste (Günter Christandl716 –
Christoph Hinker717)
Insgesamt liegen aus Periode II/II+ der Insula XLI
von Flavia Solva-Wagna etwa 2 874 g Tierreste vor.
Sowohl Horn (ca. 29 g), Knochen (ca. 2 793 g) als
auch Zähne (ca. 52 g) sind im Fundmaterial vertre-
ten. Etwa 697 g der Tierreste stammen aus Haus II,
etwa 943 g aus Haus IV und etwa 1 234 g aus
Haus V.
Soweit die vorliegenden Tierreste näher bestimm-
bar sind (etwa 2 519 g/145 Stück), konnten Rück-
schlüsse auf das Tierartenspektrum gezogen
werden. Alle drei Hauptwirtschaftstierarten der
Nordwestprovinzen konnten nachgewiesen wer-
den. Am häufigsten sind Überreste von Rindern
(1 823 g/88 Stück). Mindestens zwei Individuen,
vermutlich ein männliches und ein weibliches Exem-
plar, konnten ermittelt werden. Mehrmals ist eine
Differenzierung zwischen Rind und Pferd nicht
möglich (114 g/4 Stück). Zwei weitere Knochen
(65 g) stammen vom Pferd (zwei Individuen). Hin-
sichtlich Gewicht und Menge sind sowohl Klein-
wiederkäuer (282 g/31 Stück) als auch Schweine
(233 g/17 Stück) markant weniger häufig vertre-
ten. Mindestens drei Individuen Kleinwiederkäuer
sowie zwei Schweine sind nach den Tierresten zu
differenzieren. Das nach Knochengewicht und dif-
ferenzierbaren Individuen ähnliche Verhältnis von
Kleinwiederkäuern und Schweinen ist nicht auf
einen entsprechend ausgewogenen Konsum die-
ser Fleischsorten zu beziehen. In diesem Zusam-
menhang gilt es zu bedenken, dass Schweine als
primäre Nutztiere zur Fett- und Fleischproduktion
hinsichtlich der Gewinnung tierischer Nahrung ein
wesentlich günstigeres Verhältnis von Schlachtab-
fällen zu verwertbaren Bestandteilen aufweisen als
Kleinwiederkäuer, d. h., eine geringere Anzahl an
geschlachteten Schweinen liefert wesentlich mehr
tierische Nahrung als eine entsprechende oder
715 Anderson – Macalister – Williams 2000, 188 – 190 Abb. 4.48
Nr. 2 (kalkhaltiger Sandstein); 4 (sandiger Kalkstein); 5 (san-
diger Kalkstein); 7 (glimmerhaltiger Sandstein).
716 Bestimmung, Ermittlung von Tierindividuen, Tab. 18.
717 Auswertung, Überarbeitung Tab. 18, Text.
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Titel
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Autor
- Christoph Hinker
- Verlag
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 344
- Schlagwörter
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321