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Geschichte
Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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GRAF EGBERT BELCREDI – DER „ECHTE“ KONSERVATIVE 35 im Ausbau des Netzes katholisch-politischer Vereine – und klagte in diesem Zusammenhang, wie üblich, über die Apathie der Bischöfe.106 Die Gründung der Katholisch-Nationalen Partei, mit der er seit Jahrzehnten liebäugelte, hat Belcredi nicht mehr erlebt. Doch ihr Sprachrohr, den 1885 zur Tageszei- tung erweiterten Hlas, hat er wesentlich mitgestaltet. Nach anfänglichem Zögern107 organisierte er zusammen mit Ernst Silva-Tarouca auch den ers- ten „tschechoslawischen“ Katholikentag in Brünn im Juli 1894, dem er zu seinem Leidwesen dann bereits krankheitshalber fernbleiben musste. Ab 1889/90 machten sich bei Belcredi gesundheitliche Probleme bemerk- bar. Ende 1890 erblindete er auf einem Auge, musste das andere schonen – und fürchtete sich vor den langen Winternächten, wenn ihm das Lesen verboten war.108 Zunehmend fiel ihm auch das Gehen schwer. 1891 nahm er kein Mandat mehr an und wies vorauseilend auch jeden Gedanken an eine Berufung ins Herrenhaus von sich. Den Sturz Taaffes, der als „Herostrat“ mit dem Entwurf für das allgemeine Wahlrecht zuletzt noch eine „Dynamit- patrone ins Haus der Dummheit“ geschleudert habe, hat er selbstverständ- lich nicht bedauert.109 Die „Große Koalition“ mit den Deutschliberalen, die auf Taaffe folgte (das Ministerium Windisch-Graetz 1893–1895), war nicht nach seinem Geschmack, doch fällt auf, dass er sie nicht schärfer beurteilte, ja, sie gegen die jungtschechische Opposition in Schutz nahm.110 In dieser Beziehung ließe sich bei Belcredi eine gewisse Altersmilde konstatieren. Als sein Vermächtnis betrachtete Belcredi das Vaterland, für das er große Summen ausgegeben hatte. Das Resultat seiner Bemühungen sei: „Reich- tum an Kritik und Armut an Geld.“111 Den Vorsitz in der Herausgeberge- sellschaft übergab er 1894 – wenige Monate vor seinem Tod – an den Nie- derösterreicher Graf Franz Falkenhayn, eine sehr konventionelle Wahl, die keine gewagten politischen Initiativen erwarten ließ.112 All die oft gewälz- ten Expansionspläne mussten – bis auf die Herausgabe eines Abendblatts – aufgegeben werden. Zwischen der katholischen Reichspost, die eine Brü- cke zwischen den alpenländischen Konservativen und den Christlichsozialen bildete, und dem Deutschen Volksblatt, das für die Christlichsozialen auch weiterhin um die Deutschnationalen warb,113 führte das Vaterland nur mehr 106 Insbesondere Tb. 20.10.1891, 4.6.1893. 107 Tb. 9.3.1888. 108 Tb. 22.9.1889, 29.12.1890, 22.9.1891, 2.9.1892. 109 Tb. 4.12.1893. 110 Tb. 12.1.1894. 111 Tb. 28.11.1887. 112 Tb. 28.5.1894; als Alternative hätte sich Ernst Silva-Tarouca angeboten, den Belcredi offen- bar nicht durchsetzen zu können glaubte. 113 Vgl. zur Person des Gründers Werner adelMeier, Ernst Vergani, phil. Diss. Wien 1969;
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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