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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1854150 tung den Interessen seiner Gründer eher geschadet als genützt, so kann doch damit nicht behauptet werden, dass es nicht anders sein oder werden konnte. Nun hat der Adel gar kein Organ in der Presse, und jetzt, wo man die öffentliche Meinung vornehm ignoriert, da man sie nicht mehr fürchten zu müssen glaubt, bringt niemand die zur Gründung und Erhaltung nötigen Gelder mehr auf, wenn jene 80 000 fl. wieder verteilt und verschwunden sind. Da gilt es auch, lehrreiche und traurige Betrachtungen zu machen. Lösch, 20. Mai 1854 Unsre Finanzzustände werden immer trostloser. Mir ist es geradezu unbe- greiflich, wie man immer in dem Wahn befangen bleiben kann, man könne unserer Kreditlosigkeit und Geldverwirrung auf dem Wege der Finanzge- setzgebung, wäre sie auch die beste, abhelfen. Wie kann man sich in so einseitiger Auffassung so einfacher Dinge fort und fort bewegen? Ist es nicht klar, dass diese Zustände nur das Symptom einer Krankheit, nicht diese selbst sind, dass man alle Zweige der Regie- rungstätigkeit, die ganze Gesetzgebung, mithin die Verfassung auf ihren na- türlichen Grundlagen wiederherstellen müsse, um irgendeine nachhaltige Besserung, also auch in den Finanzzuständen, möglich zu machen! Jetzt haben wir im Normaljahr 1853 ein Defizit von 56 000 000 fl. und den Krieg in Aussicht! – Unsre Russenfreunde sind jetzt ganz verwirrt. Ihr größtes Kontingent ha- ben sie unter den polit[ischen] Philistern, die durch unbedingte Unterwer- fung unter den Zaren die ihnen so teuere „Ruhe“ gesichert wähnten. Deshalb sprachen sie immer von der schuldigen „Dankbarkeit“, als ob nicht in der Politik nur die „Interessen“ allein maßgebend sein könnten. Sie glaubten in der Freundschaft mit Russland die konservativen Interessen allein und dauernd geschützt. Doch wo ist die Bürgschaft? Ein despotisch eingerichte- ter Staat kennt nur den Willen des Autokraten, des Stärkern, als oberstes Rechtsprinzip. Wer bürgt dafür, dass dieser Wille, an keine Tradition wie in der wesentlich verschiedenen Monarchie gebunden, nicht sein Interesse darin zeitweilig finden kann, sich mit der Revolution zu verbinden? Auch die Revolution kennt kein andres Gesetz als Willkür. Den Leuten aber ist alles Monarchie, wo das Staatsoberhaupt sich Kaiser oder König nennt. Es genügt also ein Staatsstreich wie der vom 2. Dezember 1852 in Frank- reich, wo der Präsident und die Republik, also zwei Namen verschwinden, um zwei andern, Kaiser und Monarchie, Platz zu machen, und sie glauben wirklich, die Monarchie sei da. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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