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tung den Interessen seiner Gründer eher geschadet als genützt, so kann
doch damit nicht behauptet werden, dass es nicht anders sein oder werden
konnte.
Nun hat der Adel gar kein Organ in der Presse, und jetzt, wo man die
öffentliche Meinung vornehm ignoriert, da man sie nicht mehr fürchten zu
müssen glaubt, bringt niemand die zur Gründung und Erhaltung nötigen
Gelder mehr auf, wenn jene 80 000 fl. wieder verteilt und verschwunden
sind.
Da gilt es auch, lehrreiche und traurige Betrachtungen zu machen.
Lösch, 20. Mai 1854
Unsre Finanzzustände werden immer trostloser. Mir ist es geradezu unbe-
greiflich, wie man immer in dem Wahn befangen bleiben kann, man könne
unserer Kreditlosigkeit und Geldverwirrung auf dem Wege der Finanzge-
setzgebung, wäre sie auch die beste, abhelfen.
Wie kann man sich in so einseitiger Auffassung so einfacher Dinge fort
und fort bewegen? Ist es nicht klar, dass diese Zustände nur das Symptom
einer Krankheit, nicht diese selbst sind, dass man alle Zweige der Regie-
rungstätigkeit, die ganze Gesetzgebung, mithin die Verfassung auf ihren na-
türlichen Grundlagen wiederherstellen müsse, um irgendeine nachhaltige
Besserung, also auch in den Finanzzuständen, möglich zu machen!
Jetzt haben wir im Normaljahr 1853 ein Defizit von 56 000 000 fl. und den
Krieg in Aussicht! –
Unsre Russenfreunde sind jetzt ganz verwirrt. Ihr größtes Kontingent ha-
ben sie unter den polit[ischen] Philistern, die durch unbedingte Unterwer-
fung unter den Zaren die ihnen so teuere „Ruhe“ gesichert wähnten. Deshalb
sprachen sie immer von der schuldigen „Dankbarkeit“, als ob nicht in der
Politik nur die „Interessen“ allein maßgebend sein könnten. Sie glaubten
in der Freundschaft mit Russland die konservativen Interessen allein und
dauernd geschützt. Doch wo ist die Bürgschaft? Ein despotisch eingerichte-
ter Staat kennt nur den Willen des Autokraten, des Stärkern, als oberstes
Rechtsprinzip. Wer bürgt dafür, dass dieser Wille, an keine Tradition wie
in der wesentlich verschiedenen Monarchie gebunden, nicht sein Interesse
darin zeitweilig finden kann, sich mit der Revolution zu verbinden? Auch die
Revolution kennt kein andres Gesetz als Willkür.
Den Leuten aber ist alles Monarchie, wo das Staatsoberhaupt sich Kaiser
oder König nennt.
Es genügt also ein Staatsstreich wie der vom 2. Dezember 1852 in Frank-
reich, wo der Präsident und die Republik, also zwei Namen verschwinden,
um zwei andern, Kaiser und Monarchie, Platz zu machen, und sie glauben
wirklich, die Monarchie sei da.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115