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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1877502 Ich: Im gegenwärtigen so wichtigen Moment, wo die Liberalen durch Han- delsvertrag mit Deutschland, Steuerreform und Ausgleich mit Ungarn unsre Zukunft auf Jahre hinaus bestimmen, sollte konservativerseits doch ein ernster Gegenzug geschehen. Er: Das ist nicht möglich und führt zu nichts. Ich: Wir stehen aber am Vorabend der Revolution, die Steuerreform rui- niert den Grundbesitz, sie und die ganze liberale Wirtschaft bringt den Sozi- alismus zur Herrschaft. Er: Das gebe ich zu, ist aber nicht zu ändern. Immer ist das Eigentum Veränderungen unterworfen, und jedes Jahrhundert hatte seine Revolution. Das 17. die religiöse, das 18. die politische, das 19. die soziale. Darein muss man sich ergeben. Ich: Mir scheint aber der Versuch der Reform noch möglich und Pflicht, und durch Anerkennung ganz berechtigter Forderungen des 4. Standes könnte man den Gefahren des Sozialismus die Spitze abbrechen und sich eine Macht verschaffen, durch welche nicht nur sämtliche übrige Forderun- gen der Konservativen erreicht, sondern welche noch weit über die Grenzen Österreichs hinaus reformierend und restaurierend wirken müsste. Er: Der Bund mit dem 4. Stande ist verderblich und zöge uns selbst mit in den Abgrund! – Es ist doch eine eigentümliche Sache um die Gewalt der „vollendeten Tat- sache“! Die Liberalen warfen uns das Joch ihrer „Verfassung“ über den Hals, und wir Konservative protestieren, ziehen und zerren daran seit 17 Jahren, gehen aber immer im Kreise dieses Bannes herum. Wer denkt dabei nicht an Goethes „Tier auf dürrer Heide und rundumher ist schöne, grüne Weide?“ Und was bindet denn uns, die wir gar nichts an- erkannten, im passiven Widerstand beharren, und unsre Aktionsfreiheit bei jeder Gelegenheit durch Deklarationen und Proteste gewahrt haben? Der Weg liegt vor uns, der aus dem liberalen Zauberkreis führt. Und fehlt uns die Einsicht und der Muth, ihn einzuschlagen? Ich sah einmal ein komisches Experiment mit einem Hahn, den man auf einen Tisch setzte und mit Kreide einen Strich über den Kopf und bis an den Rand des Tisches zog. Als man den Hahn freiließ, blieb er nichtsdestoweni- ger ängstlich sitzen und starrte unverwandt auf den Kreidestrich. Der Hahn glaubte, er sei – angebunden. Der Hahn aber sind die – Konservativen. Führer aber, die nicht führen wollen oder können, sollen zurücktreten. Denn ihr Verbleiben bringt nur mehr unsäglichen Nachteil. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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