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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Seite - 189 -
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LÖSCH, 22. MAI 1857 187 nach Erwerb hat mich noch nie zu einer besondern physischen Anstrengung, zur Erforschung vieler Diebstähle, Bevorteilungen und Pflichtverletzungen usw. vermocht. Schon die uns angeborne und anerzogene Nonchalance in Geldsachen und die Scheu, als ein Mensch zu erscheinen, der Jagd auf jeden Kreuzer macht, hindert uns, scharf und genau auf unsern Vorteil zu sehn. Gerade deshalb aber sind wir nicht befähigt, Geschäfte zu besorgen, die unausgesetzte Nach- sicht, Aufsicht, Tätigkeit und persönliches unmittelbarstes Eingreifen unwi- dersprechlich erheischen! – Es ist aber ein sehr vernehmliches Gebot der Zeit, welches dem Ackerbau vorschreibt, durch raschen Fortschritt vielseitigen Anforderungen zu genü- gen. Hier ist aber die Selbstverwaltung des Adels ein schwerwiegendes Hin- dernis. Seine ausführenden Organe, die Beamten, werden nimmer an Kenntnissen und Tätigkeit den Pächtern gewachsen sein, da bei diesen Klassen, im Gegensatz zum Adel, der Erwerbtrieb und das Geldinteresse der unbestreitbar stärkste Hebel ist, und dieser den Beamten fehlt. Die verbesserte Viehzucht, rationelle Ackerbestellung, Einführung von Maschi- nen, industrielle Landwirtschaft etc. werden bei Selbstbewirtschaftung des Adels niemals nennenswerte Fortschritte [machen]. Beispiele, wie die von A[dolf] Schwarzenberg303 und andern gegebenen, haben ihr unbestreitbares Verdienst, man darf aber ihre Wirksamkeit nicht über die Gebühr ausdeh- nen. Die Landwirtschaft so gut wie jedes andre Gewerbe erreicht nur dann die wahre Blüte, wenn Steigerung des Ertrags und Einkommens alleiniges Ziel ist. Der leitende Landwirt muss daher unausgesetzt all sein Achten und Trachten mit Aufgebot aller Kraft an Erreichung dieses alleinigen Zweckes setzen. Die Landwirtschaft ist und kann keine noble Passion sein, und alle unklaren Humanitätsbestrebungen, in Verbindung damit gebracht, sind ei- tel Humbug und jenes Gewerbe ist äußerste Prosa, und kann vernünftig nur ganz amerikanisch betrieben werden. Deshalb wird aber eben sein Betrieb niemals eine adelige Beschäftigung sein oder werden können. 303 Johann Adolf II. Fürst zu Schwarzenberg (Primogenitur, 1799–1888) war der größte Grundbesitzer Österreichs, Präses der k. k. Patriotisch-Ökonomischen Gesell schaft im Kö- nigreich Böhmen und längere Zeit auch Vorsitzender des Verwaltungsra tes der Österrei- chischen Creditanstalt in Wien. MöRR 1860, MöHH ab 1861, wo er ebenso wie als MbLT (1861–67) gemäßigt-konservative Positionen vertrat. Vgl. Raimund paleczek, Die Moder- nisierung des Großgrundbesitzes des Fürsten Johann Adolph II. zu Schwarzenberg. Bei- spiel einer deutsch-tschechischen Symbiose in Südböhmen im Neoabsolutismus 1848 –1860 (= Schriftenreihe der Kommission für Deutsche und Osteuropäische Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, 93), Marburg 2009.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Titel
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Autoren
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Herausgeber
Jiří Malíř
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
1144
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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