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WIEN, 14. NOVEMBER 1879 563
Konstitutionalismus sich der dadurch bedrohten „Verfassung“ annehmen zu
sollen.1399 Karl Schwarzenberg schickte ihn gebührend heim.1400
Wien, 11. Oktober 1879
Das unklare alte Weib Louis Serényi hat doch die der unsern gleichlautende
Rechtsverwahrung im Herrenhaus nicht mitunterschrieben!
Lösch, 8. November 1879
Nun bin ich bereits in 4 Ausschüssen, dem Petitions-, Wehr-, Volkswirt-
schafts- und Gewerbeausschuss. Arbeit vollauf!
Durch die neuste Ungeschicklichkeit, die Stellung der mährischen Gr[oßg]
rundbesitzer im R[eichsr]at, erhält die Agitation gegen den Stand neue Nah-
rung.
Adolf Dubský, der sich auf ihren Führer hinausspielt, blieb neulich in der
Adress-Debatte nach den ersten Worten total stecken. Die Deutsche Zei-
tung1401 vom 1. d. [M] sagte darüber: „Möge es allen Apostaten so ergehen!“
Die ganze Schwindel-Epoche unter Lasser-Auersperg hindurch und bis
zum vorigen Jahre blieb Dubský als mehrfacher Verwaltungsrat, böhmi-
scher Chabrus-Gutsbesitzer und Union-Bankpräsident im Klub des „verfas-
sungstreuen“ Zentrums. Dann trat er noch weiter links in den Fortschritts-
klub. Jetzt will er dies nicht mehr, und um nicht allein zu stehen, hält er
seine schwachen Landsleute um sich fest.
Alle diese mähr[ischen] Manöver geschehen ohne und gegen mich.
Die Leute sollten wohl bedenken, dass mein Einfluss im Lande bei Pries-
tern und kath[olischen] Laien, in dem Bauernstand und in der gesamten
slawischen Bevölkerung vielleicht weiter reicht als irgendeines andern, und
dass die Vorteile desselben auch jenen zukommen würden, die mit mir ge-
hen.
Wien, 14. November 1879
Heinr[ich] Clam, Hohenwart und notwendig auch Taaffe haben Großkreuze
erhalten. Oben scheint sich die Windrichtung zu unsern Gunsten zu befesti-
gen. Eine konservative Ergänzung der Regierung wäre mir lieber gewesen,
und die Wirkung des einen und des andern auf die Linke und die Libera-
1399 Zur Rede Schmerlings siehe StPHH, IX., 8f. (9.10.1879) bzw. kolMer, Parlament und Ver-
fassung 3, 18f.
1400 Zur Antwort Karl Schwarzenbergs siehe StPHH, IX., 9 (9.10.1879) bzw. kolMer, Parla-
ment und Verfassung 3, 19.
1401 Die Deutsche Zeitung, die ab 1871 sechsmal wöchentlich in Wien erschien, war das
Sprachrohr des Fortschrittsklubs, dem Dubský bis vor kurzem angehört hatte.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115