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Es besteht aber nun einmal und seine Bedeutung muss schon darin ge-
funden werden, dass damit dem bisherigen Cäsarismus und Absolutismus
– nach dem Konkordat – der zweite Absagebrief ausgestellt und denen, die
„mittaten“, die Konzession gemacht ist, auch „mitraten“ zu können.
Wie hat man sich nun dieser „Tatsache“ gegenüber im Falle der Berufung
zu benehmen? Ich denke, man hat, unbesorgt um die zahlreichen nicht zu
leugnenden Bedenken und Gefahren, anzunehmen, schon aus dem Grunde,
um die bildungsfähige Institution zu erhalten.
Dieses Streben wird vielleicht dem wohlmeinenden Eifer, dem Drange des
patriot[ischen] Herzens und selbst einer edlen Eitelkeit die Opfer schwerer
Entsagung auferlegen, die Hauptsache bleibt aber: Erhaltung einer legalen
Grundlage zum Weiterbau. –
Ich finde heute in der Berliner Revue folgenden beachtenswerten Aus-
spruch eines ehem[aligen] preuß[ischen] Staatsmannes: „Ich habe das oft be-
obachtet. Der Kampf der politischen Parteien in der Tagespresse macht die
Kämpfer engherzig, sie verkrümmeln sich in die Einzelheiten, sie verlangen
eine vollständige Hingebung des Einzelnen an die Partei in allen Parteifra-
gen. Und darum sind sie lieber voll Courtoisie gegen die Gegner, als dass sie
Gerechtigkeit üben gegen die Männer, welche zwar der Fahne folgen, aber
nicht die Livree der Fahnenträger anziehen wollen.“ –
Dem ständ[ischen] Archivar [Josef] Chytil337 schickte ich am 29. [Februar]
meine Sammlung von 749 Stück meist alten Münzen zur Bestimmung. Ich
gedenke, sie dann, wenn ich weiß, was daran ist, unsrem Franzensmuseum
zu schenken; denn bei mir bleibt es doch nur Stückwerk ohne Nutzen für die
Wissenschaft.
„Mit einem Wort, ein beratender ständischer Körper ist entweder eine inerte Masse, oder
ein turbulenter Haufe, der in das Blaue hineinschwätzt, ohne Würde, ohne Achtung; er
wird niemanden befriedigen und vom Ein- und Ausland einstimmig getadelt werden.“
337 Josef Chytil (1812–1861), mährischer Historiker.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115