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Geschichte
Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1874392 Im zweiten Falle aber trifft sie ein großer Teil der Schuld an all dem kom- menden Unheil, und die Geschichte wird gegen sie den Vorwurf erheben, dazu mitgewirkt zu haben. Ingrowitz, 25. August 1874 Seit dem 16. d[es] Abends bin ich endlich hier. Am 8. d. [M.] habe ich die Reichsratwahlen-Campagne bis zum letzten Augenblick durchgemacht, und im Brünn-Eibenschitzer Bezirk erhielt der in demselben ansässige und bekannte nationale Gegenkandidat Dr. Kusý nur 9 Stimmen! Alle Bau- ern standen fest zu mir.950 Nun sind unsre nationalen verkappten Verfas- sungstreuen vollzählig in Wien! Das nennt man einträchtige nationale Po- litik? – In Mähren herrscht nun das den deutschen Liberalen ebenbürtige Jungtschechentum unumschränkt.951 Es ist im Schatten von Dr. Pražáks schwacher Führung der Nation[alen] Partei allmählich zur Herrschaft ge- langt.952 Jetzt gilt es, die kathol[ischen] und konserv[ativen] Elemente zu sammeln und zu organisieren, sonst ist das höchste Gut des mähr[ischen] Volkes, das Erbe seiner größten Wohltäter der heil[igen] Slawenapostel Cy- rill und Method, sein kath[olischer] Christenglaube, ernstlich gefährdet. Die Schwierigkeiten, welche der Rettung entgegenstehen, lassen fast an der Möglichkeit verzweifeln. Die ganze Laienintelligenz ist radikal, also jungtschechisch und atheistisch. Einige Geistliche, einige wenige, wenn 950 Der Stolz Belcredis über seine Popularität in seiner unmittelbaren Heimat darf nicht dar- über hinwegtäuschen, dass Kusý auf Grund der Stimmen des Wischauer Bezirks am 8. Au- gust sehr wohl in den Reichsrat gewählt wurde! „Von 392 Wahlmännern sollen sich bei- nahe alle betheiligt haben. Bei dem ersten Wahlgange erhielten in den beiden Wahlorten Brünn und Wischau Dr. Kusý 152, der verfassungstreue Candidat Panowsky 123 und Graf Egbert Belcredi 97 Stimmen. Bei der engeren Wahl erhielt der jungczechische Candidat Dr. Kusý 238 Stimmen.“ Das Vaterland, 10.8.1874, 1. 951 Die Identifikation von Pražáks Richtung mit den Jungtschechen beruhte im Wesentlichen nur auf ihrer Übereinstimmung in der Frage der Reichsratsbeschickung; ein offener Bruch zwischen Alt- und Jungtschechen wurde in Mähren vermieden; auch Heinrich Clam, der sehr wohl eine „jungtschechische Anstiftung“ vermutete, verband diese Annahme mit der Bemerkung, dass „doch in Mähren das Volk noch viel konservativer, und namentlich religi- öser als bei uns“ (in Böhmen) sei (Brief vom 23.1.1876). 952 Der kurz darauf verstorbene P. Duda schrieb Belcredi am 24.2.1874, Pražáks Frau sei deutschfreundlich; auch müsse er Rücksicht auf seine Kanzlei nehmen, welche die größte in Brünn sei. Der Bruch mit Belcredi wurde auf einer Parteiversammlung am 25. Juli for- malisiert, am 28. beschwerte sich Belcredi bei Pražák über den „gereizten, terrorisierenden Ton“ des Schreibens, das er erhalten habe. Die Moravská orlice unterstützte Pražák, der Hlas Belcredi. Unter seinen Standesgenossen warf Belcredi insbesondere Silva-Tarouca vor, er habe zwar nicht in der Sache, aber in der Form unrecht, weil er „die Ehre der übri- gen Deputierten angegriffen“ und als „Akt der Rache“ seine Beteiligung an der Moravská orlice beendet habe (Briefe vom 19.12.1875 u. 24.1.1876). Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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