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LÖSCH, 19. JUNI 1881 593
mer werden. Ich nehme dann Louis [Belcredi] und P. Pavelka mit und werde
trachten, noch einige junge Edelleute zu bestimmen mitzureisen. Vielleicht
Karl Seilern jun., Rudolf Stillfried etc.
Wien, 14. Mai 1881
Um 10 ins Abgeordnetenhaus, wo die Sitzungen nun täglich 6 Stunden dau-
ern. Und doch ist noch an kein Ende zu denken, denn dem Herrenhaus be-
liebt es, gar keine Sitzung zu halten. Offenbar Methode, damit wir und die
Regierung nichts zustande bringen. Wer kann dies aushalten?
Wien, 30. Mai 1881
Die Session geht zu Ende. Nach wochenlangen forcierten Sitzungen geht es jetzt
matt und schleppend. Zu Pfingsten komme ich wohl heim, um der Verschlep-
pungskünste des Herrenhauses wegen im Juni für einige Tage wieder her zu
müssen. Dann kann ich nach Rom wandern,1460 und so hat die Hetze kein Ende.
Lösch, 7. Juni 1881
Heute den Brief nach Rom gesendet, um die Wohnung vom 1. Juli an im Al-
bergo di Roma zu bestellen.
Mir ist die ganze Reise ein schweres Opfer. Wie gern bliebe ich ruhig hier.
Allein es muss geschehen, verhält sich ja leider auch bei solchem Anlass der
Adel wieder passiv, und tun auch unsre beiden Bischöfe nichts.
Kein ermunterndes Wort, kein Aufruf, kein Hirtenbrief, gar nichts! Wel-
chen Eindruck muss dies aufs Volk machen!
In den Verwaltungsrat der Šlapanicer Zuckerfabrik werde ich diesmal
eine Neuwahl nicht mehr annehmen. Wozu Haftungen und Bürgschaften
für Brünner Kapitalisten und Juden übernehmen, welche sich, während sich
die Bauern immer mehr zurückziehen, in die Aktiengesellschaft eindrängen.
Ich bin ja seinerzeit aus dem einzigen Grunde beigetreten, um das Unter-
nehmen für und den Bauern zu erhalten.
Alle Opfer sind vergeblich gebracht worden. Jetzt, wo das Unternehmen
gesichert feststeht, verlassen es die Unternehmer. Für mich entfällt der
Grund weiteren opfervollen Verbleibens.
Lösch, 19. Juni 1881
Es ist doch ein Jammer und ein Unglück, dass sich die beiden Bischöfe un-
seres Landes, des Landes, dessen hl. Patrone der Papst selbst der gesamten
vom 30.9.1880, welche die Slawenapostel Cyrill und Method zu Heiligen erhob, mit ihrem
Festtag am 5.7.; vgl. gottsMann, Rom und die nationalen Katholizismen, 35–38.
1460 Vergleiche die Einträge vom 12.5. und 19.6.1881.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115