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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1883690 An dieser Klippe kann die ganze konservative Partei scheitern. Nun, bringt die Reform nicht den Normalarbeitstag, so bringt ihn die Re- volution. Trotz bevorstehender schwerer Kämpfe werde ich meinen Weg gehen, so lang Gott mir die Kraft verleiht, und es Sein Wille ist. Lösch, 23. Oktober 1883 Aus Leo Thuns Brief sehe ich wieder, dass H[einrich] Clam fürchtet, durch die sozialpol[itische] Haltung des Vaterland kompromittiert und zu etwas verpflichtet zu werden.1652 Das ist auch ein Ministerkandidat und Parteiführer, der sich immer vor den Anhängern und ihrem natürlichen Gewicht fürchtet. Deshalb wird er auch nie etwas zustande bringen und das hierzu nötige Vertrauen gewinnen. Apropos Heinr[ich] Clam. Zu den Versammlungen der so interessanten Arbeiterenquete in diesem Frühjahr zu Wien kam er nie. Ebenso beteiligte er sich vor zwei Jahren nicht an der Slawenwallfahrt nach Rom. Er scheint immer zu fürchten, sich zu kompromittieren und blieb auch der, vor einigen Jahren auch in Böhmen so lebhaften katholischen Bewegung sowie ihren Vereinen und Versammlungen, in welchen er niemals irgendwie hervortrat, so fern als möglich. Dr. R[udolf] Meyer – allerdings schwer verstimmt und verbittert – sagt u. a. in seinem letzten Brief an mich, Paris, rue St. Domi- nique, 12. Oktober 1883: „G[ra]f Clam habe ich auch stets nur für einen ge- wöhnlichen politischen Intriganten gehalten.“1653 Ist dies scharfe Urteil ungerecht – was ich noch annehmen will – so ist es die natürliche Folge von all dieser Zurückhaltung und weitgehenden „Vorsicht“. Lösch, 24. Oktober 1883 Ketteler sagt in seinen 6 Predigten über die großen sozialen Fragen:1654 „Die Armen müssen erst wieder fühlen, daß es eine Liebe gibt, die ihrer gedenkt, 1652 Vogelsang meldete am 17.10., er „habe dem Grafen Thun geschrieben, daß ich natürlich vom Blatt zurücktrete, wenn er mich in demselben desavouiert.“ Thun regte am 20.10. allerdings bloß eine Verständigung Vogelsangs mit Schäffle an. 1653 Meyer ging in seinen Briefen vom 7.8., 17.10. u. 5.11.1883 sogar noch viel weiter: Das Vaterland habe seine „bessere Einsicht der Servilität untergeordnet“, weil es nur mehr die Interessen der Zuckerindustrie verfechte und für Kornzölle eintrete; er drohte mit Enthüllungen, falls Vogelsang weiter Polemiken gegen ihn veröffentliche, „deren Druck- kosten“ auch Belcredi „mitbezahle“. Sich selbst bezeichnete er als „den letzten bewußten Vertreter der christlichen Sozialpolitik deutscher Zunge.“ Auffällig ist, wie milde Belcredi ganz gegen seine Gewohnheit auf die Auslassungen Meyers reagiert, ihnen also inhaltlich wohl zumindest teilweise beipflichtete. 1654 Wilhelm Emmanuel Frhr. von ketteler, Die großen socialen Fragen der Gegenwart. Sechs Predigten gehalten im hohen Dom zu Mainz, Mainz 1849, 31. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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