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An dieser Klippe kann die ganze konservative Partei scheitern.
Nun, bringt die Reform nicht den Normalarbeitstag, so bringt ihn die Re-
volution.
Trotz bevorstehender schwerer Kämpfe werde ich meinen Weg gehen, so
lang Gott mir die Kraft verleiht, und es Sein Wille ist.
Lösch, 23. Oktober 1883
Aus Leo Thuns Brief sehe ich wieder, dass H[einrich] Clam fürchtet, durch
die sozialpol[itische] Haltung des Vaterland kompromittiert und zu etwas
verpflichtet zu werden.1652
Das ist auch ein Ministerkandidat und Parteiführer, der sich immer vor
den Anhängern und ihrem natürlichen Gewicht fürchtet. Deshalb wird er
auch nie etwas zustande bringen und das hierzu nötige Vertrauen gewinnen.
Apropos Heinr[ich] Clam. Zu den Versammlungen der so interessanten
Arbeiterenquete in diesem Frühjahr zu Wien kam er nie. Ebenso beteiligte
er sich vor zwei Jahren nicht an der Slawenwallfahrt nach Rom. Er scheint
immer zu fürchten, sich zu kompromittieren und blieb auch der, vor einigen
Jahren auch in Böhmen so lebhaften katholischen Bewegung sowie ihren
Vereinen und Versammlungen, in welchen er niemals irgendwie hervortrat,
so fern als möglich. Dr. R[udolf] Meyer – allerdings schwer verstimmt und
verbittert – sagt u. a. in seinem letzten Brief an mich, Paris, rue St. Domi-
nique, 12. Oktober 1883: „G[ra]f Clam habe ich auch stets nur für einen ge-
wöhnlichen politischen Intriganten gehalten.“1653
Ist dies scharfe Urteil ungerecht – was ich noch annehmen will – so ist es die
natürliche Folge von all dieser Zurückhaltung und weitgehenden „Vorsicht“.
Lösch, 24. Oktober 1883
Ketteler sagt in seinen 6 Predigten über die großen sozialen Fragen:1654 „Die
Armen müssen erst wieder fühlen, daß es eine Liebe gibt, die ihrer gedenkt,
1652 Vogelsang meldete am 17.10., er „habe dem Grafen Thun geschrieben, daß ich natürlich
vom Blatt zurücktrete, wenn er mich in demselben desavouiert.“ Thun regte am 20.10.
allerdings bloß eine Verständigung Vogelsangs mit Schäffle an.
1653 Meyer ging in seinen Briefen vom 7.8., 17.10. u. 5.11.1883 sogar noch viel weiter: Das
Vaterland habe seine „bessere Einsicht der Servilität untergeordnet“, weil es nur mehr
die Interessen der Zuckerindustrie verfechte und für Kornzölle eintrete; er drohte mit
Enthüllungen, falls Vogelsang weiter Polemiken gegen ihn veröffentliche, „deren Druck-
kosten“ auch Belcredi „mitbezahle“. Sich selbst bezeichnete er als „den letzten bewußten
Vertreter der christlichen Sozialpolitik deutscher Zunge.“ Auffällig ist, wie milde Belcredi
ganz gegen seine Gewohnheit auf die Auslassungen Meyers reagiert, ihnen also inhaltlich
wohl zumindest teilweise beipflichtete.
1654 Wilhelm Emmanuel Frhr. von ketteler, Die großen socialen Fragen der Gegenwart. Sechs
Predigten gehalten im hohen Dom zu Mainz, Mainz 1849, 31.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Titel
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Autoren
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Herausgeber
- Jiří Malíř
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 1144
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115