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Lösch, 31. Mai 1885
Alfons Mensdorff telegraphiert heute um ein Vollmachtblankett für sich und
Aline Dietrichstein.1752 Die glorreiche Mittelpartei hat also doch nicht zu-,
wie sie in ihrem letzten verschwommenen Wahlaufruf voreilig behauptet,
sondern abgenommen.
Lösch, 2. Juni 1885
Die Wahl der Landgemeinden des Brünn-Wischauer R[eichs]ratswahlbe-
zirks fand heute statt.
Es gaben 415 Wähler ihre Stimmen ab und erhielten:
E[gbert] Belcredi: Brünn, Eibenschitz 80; Wischau, Austerlitz, Bučovic 96,
zusammen 176
Dr. Kusý: Brünn-Eibenschitz 117; Wischau, Austerlitz, Bučovic 89, zu-
sammen 206
Weithofer, deutsch: Brünn-Eibenschitz 24; Wischau, A[usterlitz], B[učo-
vic] 9, zusammen 33; macht [in Summe] obige 415 Stimmen.
Nachdem nun niemand die abs[olute] Majorität 208 Stimmen erreicht
hatte, ward zur engeren Wahl geschritten und erhielten:
E[gbert] Belcredi: Brünn und Eib[enschitz] 72; Wischau, A[usterlitz] und
B[učovic] 100, zusammen 172.
Dr. Kusý: Brünn und Eib[enschitz] 134, durch den Anschluss der Deut-
schen; Wischau, A[usterlitz] und B[učovic] 91, zusammen 225,
war also trotz allem Klagen und Schimpfen über ihn und die Verdam-
mung aller Advokaten gewählt. Bestechung und Bier taten das Ihrige dazu.
Eine dümmere Haltung als jene der Deutschen ist kaum denkbar.
Erst wählten sie ganz selbständig einen der Ihrigen und erklärten, keinen
Advokaten und nur einen Grundbesitzer zu wählen. Sie blieben natürlich in
der Minorität. Bei der engeren Wahl aber entschieden ihre Stimmen – nicht
etwa für mich, der doch Grundbesitzer ist – sondern für einen Nichtgrund-
besitzer, einen höchst anrüchigen Advokaten und – den Kandidaten ihrer
Gegner!
Lösch, 3. Juni 1885
Der Advokatenmacht – welche unser Volk entchristlicht – ward trotz ihres
negativen Erfolgs ein schwerer Schlag versetzt. Das Zerstörungswerk muss
fortgesetzt, zunächst die Redaktion des Hlas verstärkt, sein wöchentlich
3-maliges Erscheinen ermöglicht und an der Organisation der christlichen
Partei gearbeitet werden.
1752 Seine Schwägerin Alexandrina von Mensdorff, geb. Dietrichstein-Proskau-Leslie, Witwe
des Außenministers Graf Alexander Mensdorff.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115