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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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LÖSCH, 23. JULI 1894 1055 reden ausgetauscht und Einverständnis erzielt, alle Politik im engern Sinne auszuschließen. Dann über das Treiben der Gegner und Šrom gesprochen, von dem ich sagte, ich hielte ihn für einen Ehrenmann und guten Katholiken. Durch Schwäche und absolute Nachgiebigkeit gegen die schlechten Elemente un- ter den Resten der ehemaligen Národní strana, jetzt Národní, resp[ektive] Advokatenklub, bringe er sich aber nicht nur um seinen guten polit[ischen] konservativen Ruf, sondern sei für die gute Sache geradezu zu einer Gefahr geworden. Sehr viele Priester und Katholiken sehen in ihm und der Partei, der er sei- nen Namen leiht und die ihn missbraucht, noch den Šrom von ehemals und in ihm einen Freund und Beschützer! Sie hangen ihm deshalb aus Gewohnheit, und weil ihnen die erfolgten Wandlungen nicht bekannt sind, an und hängen aus diesem und nationalen Grunde an der sich noch so nennenden, aber unter Fanderlík und Kons[or- ten] unmerklich jungtschechisch radikal gewordenen Národní strana blind noch weiter an! Somit ist der brave Mann am Ende seiner polit[ischen] Laufbahn aus Schwäche zu einer Gefahr für konserv[ative] Sache geworden! Brünn ursprünglich als Austragungsort für ungeeignet erklärt und für Prag als „Caput Regni“ plädiert. Die „deshalb gepflogenen Verhandlungen hatten jedoch – der bestehen- den Verhältnisse wegen [gemeint sein dürfte nicht zuletzt der Ausnahmezustand] – ein abmahnendes Resultat.“ Belcredi wandte sich jedoch an Karl und Friedrich („Fido“) Schwarzenberg mit der Bitte um Referate, da „wir [vom Adel] leider im Lande Niemand haben, der dazu sprachlich befähigt wäre.“ (Briefe vom 15.5.1894). Doch „Fido“ wollte allenfalls als Debattenredner auftreten (22.5.1894), Karl meinte, er könne „sich schwer- lich als Tschechoslawe ausgeben“, warum man denn den Katholikentag nur für einen Volksstamm organisiere? (10. Juni). Auch Adalbert Schönborn schrieb, er habe Beden- ken, denn er sei „der Abstammung, also folglich auch der Nationalität nach, ein Nemec, wenn auch kein Deutschnationaler.“ (24.5.) Sein Bruder Karl Schönborn stieß in dasselbe Horn: „Vor allem bin ich kein „Cecho-Slovan“, sondern nur seit jeher ein warmer Freund derselben.“ Er räumte ein, der Weg des „getrennt Marschierens und vereint Schlagens“ sei vielleicht der praktischere, „um etwas mehr überhaupt dem Katholizismus zu nützen als bisher.“ Doch habe er „stets mit Zähigkeit an der Zweisprachigkeit unseres Vereines festgehalten“, verwies aber auf Ferdinand Lobkowitz, „der sich als entschiedenen Cechen fühlt.“ (6.7.) Belcredi hingegen wies in seiner Antwort an Karl Schwarzenberg auf das Beispiel polnischer, slowenischer und ungarischer Katholikentage hin: „Der Sjezd muß, um auf das böhmische Volk zunächst einzuwirken, in seiner Sprache tagen, weil ja schon der Klang der Muttersprache nicht allein auf den Verstand, sondern auch auf das Herz und Gemüt gewinnend wirkt.“ Die Grafen Spiegel und Stolberg würden ihre Teilnahme auch nicht so auffassen, „als würden sie dadurch ihre deutsche Abstammung verleugnen“ (13.6.).
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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